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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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in reinstem Isländisch. »Challo«, sage ich mit starkem slawischem Akzent. »Oh, Entschuldigung. Sprechen Sie Englisch?« »Ja ... ein bießchen.«
    Einer von ihnen schielt auf das Türschild und fragt: »Ist Kristinn zu Hause?«
    Ob hier Christen zu Hause sind? Was für eine Frage. Vielleicht sind die doch nicht von der Polizei, sondern zwei Priester auf ihrem Kontrollgang durch die Nachbarschaft.
    »Ja, chier Christen zu Hause. Aber ich chier nicht wohnen«, antworte ich in meinem besten Ausländerenglisch.
    »Können wir mit ihm sprechen?«
    »Ihm?«
    »Ja. Wir möchten mit Kristinn sprechen.«
    Ihr Akzent ist so stark wie ein Wrestler auf Koks.
    »Ah. Akso. Nein. Kristinn nicht zu Hause jetzt.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Tadeusz.«
    »Aus Polen?«
    »Ja. Ich arbeite in Chaus. Kristinn nicht da«, sage ich mit frischer Farbe auf der Nase.
    »Okay. Wir suchen nach einem Mann mit Glatze, der wie ein Priester gekleidet ist. Haben Sie hier jemanden vorbeilaufen sehen?«
    »Nein. Leider. Ein Priester mit Glatze?«
    »Ja. Er hat keine Haare auf dem Kopf und sieht aus wie ein Priester. Er ist sehr gefährlich. Ein Krimineller. Wir suchen ihn.«
    »Kriminelles Priester?«, sage ich und denke an Dikans Worte »Sich dumm stellen, ist die beste Tarnung«.
    »Ja. Die Amerikaner suchen nach ihm.«
    »Chaben nicht genug kriminelles Priester in Amerika?«, frage ich.
    Die beiden isländischen Polizisten können nicht anders als lächeln, verabschieden sich und wünschen mir gutes Gelingen bei den Malerarbeiten.
     

12. MAACK
    Ich habe noch nie in einem so großen Haus gewohnt. Es gefällt mir ziemlich gut, muss ich sagen. Auf einmal lässt es sich in der Verbannung ganz gut leben. Aus dem Gotteshaus abzuhauen war eine Superidee. Nun muss ich nicht mehr direkt nach dem Aufstehen dämlich lächeln und so bedächtig über den polierten Fußboden laufen wie Jesus über das Wasser. Friendly loszuwerden ist wie mit einer mager- und handysüchtigen Freundin mit texanischem Akzent Schluss zu machen.
    Den restlichen Samstagabend verbringe ich allein zu Hause und schaue den Eurovision Song Contest 2006 auf einem neuen Flachbildschirm-Dolby-Surround-Heimkino-System. Das Voting am Schluss mag ich immer am liebsten. Ein paar schreiende Finnen in Halloweenkostümen nehmen die Trophäe mit nach Hause. Bosnien-Herzegowina wird Dritter. Severina wird Dreizehnte mit nur 56 Punkte, die alle aus Ex-Jugoslawien kommen. Sogar die Serben haben Mitleid und geben uns zehn Punkte. Vielleicht haben die auch mit dem Schwanz abgestimmt. Offensichtlich hat der Rest von Europa nichts von Severinas Porno mitbekommen. Wenn wir diesen blöden Wettbewerb noch mal gewinnen wollen, müssen wir wohl noch mehr Balkanstaaten gründen.
    Der Kühlschrank ist voll mit Essen. Ich mache dem ausgehungerten Auftragskiller ein Mitternachtsomelett und esse es unten im Billardzimmer, versuche möglichst wenig Aufsehen zu erregen und die Lichter auszulassen. Meine Gastgeber sind Kristinn Th. Maack und Helena Ingólfsdóttir, die wohl seit ungefähr sechzig Jahren mit diesen Namen leben müssen. Das Fotoalbum zeigt ein glücklich lächelndes Paar an allen angesagten Orten von Florida bis Slowenien. Die reisen so viel, als bekämen sie es bezahlt. Der Kalender in der Küche zeigt März in Kenia, April in Bulgarien. Freundlicherweise hat Helena dieses Wochenende mit London, London, London, London markiert. Montag kommen sie zurück.
    Nach diesem ereignisreichen Tag lege ich mich zufrieden in ihr Bett. Es ist so groß wie ein Boxring mit einer Ecke für sie und einer für ihn. Boxhandschuhe finde ich nicht, aber ich sehe, dass sie ein italienisches Kochbuch liest und er Cosa Nostra. Eine Geschichte der sizilianischen Mafia. Überall diese beschissenen Taliener. Warum kommen die rechtschaffenen Männer der kroatischen Mafia nicht mal zu ihrem Recht? Ein paar Bücher, ein paar Filme, etwas Ruhm? Sogar so ein hässlichnamiger Niemand auf dieser waffenfreien Insel liest etwas über diese Pastascheißer. Ich schlafe auf ihrer Seite und nutze die letzten wachen Minuten, um über meine Situation nachzudenken. Meine sonderbare Situation. Was nun? Entweder, ich bringe sie um, wenn sie zurückkommen, und bleibe hier, bis der Kühlschrank leer ist. Oder ich nutze das Ticket, das Igor mir am Flughafen gekauft hat. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.
    Den Sonntag verbringe ich zu Hause mit einem langen Luxusfrühstück und versuche krampfhaft, den Artikel zu lesen, der unter meinem

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