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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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Polizei?«
    Zwei Zellen liegen zwischen der Trennwand, auf der ich hocke, und meiner eigenen. Die Zelle neben der des Toten ist leer. Ich frage mich, was mit der anderen ist. Mein Herz beschleunigt von Trash Metal zu Speed Metal, als ich höre, wie die Polizisten versuchen, die Erstere zu öffnen. Doch nachdem sie einen Moment an der Türklinke gerüttelt haben, höre ich, wie der Pole einige Neins murmelt. Wenig später stehen sie vor der Tür des Toten. Ich hoffe nur, dass mein Holzklotz mich nicht verpfeift.
    Ich warte, bis sie an die Tür hämmern und anfangen, sie mit einem Brecheisen zu bearbeiten. Dann lasse ich mich, Catman-Style, an der Wand hinunter bis auf die Fensterbank in der Nachbarzelle. Draußen das weiße Polizeiauto. Es sieht leer aus. Keine Weißmütze ist zu sehen, obwohl die Nacht immer noch hell genug zum Lesen ist. Während die Polizisten ihre Zimmermannsarbeiten fortsetzen, klettere ich auf die nächste Wand, schaue vorsichtig in die Zelle auf der anderen Seite. Sie gehört einem der Polen, wahrscheinlich dem, der gerade alles ausgeplaudert hat, denn das Bett ist leer und die Tür offen. Die Einrichtung erinnert mich sowohl an das Schlafzimmer eines Pornosüchtigen als auch an das letzte Versteck von Saddam Hussein.
    Ich drehe das Wummern in meinem Herz leiser, bevor ich mich auf die Fensterbank hinunterlasse und mich auf ihr durch die Zelle des Polen bewege, lautlos wie eine Katze, meine Augen auf die offene Tür gerichtet. Niemand sieht mich, und nach einer weiteren Kletteraktion bin ich in meiner Zelle. Aus Speed Metal wird Power Ballad. Fast hätte ich angefangen zu singen With Arms Wide Open ... Mein Lieblingslied von Creed.
    Die nächsten fünfzehn Minuten denke ich darüber nach, wo ich die Pistole verstecken soll - ICH HABE EINE PISTOLE! -, aber als die Weißmützen schließlich an meine Tür klopfen, habe ich mich immer noch nicht entschieden. Zwei von ihnen stehen auf dem Gang, zwei runde, kieselnasige Schneebälle in Uniform, und ich bin mir sicher, dass das die Typen sind, die in jener schicksalhaften Eurovision-Nacht mit dem polnischen Anstreicher Tadeusz geplaudert haben. Einige von Tadeusz' wodkamüden Landsleuten stehen hinter den Polizisten, und einer sagt, dass ich Einheimischer bin.
    »Bist du Isländer?«, fragt der Polizist auf Isländisch.
    »Schmau Wejis«, sage ich mit heftigem Nicken und Lächeln.
    Das heißt »ein bisschen«, ein Zauberwort, das Gunnhildur mir beigebracht hat, das sich jetzt als echter Arschretter erweist. Dann hole ich meinen bergblauen Pass heraus, und mein Herz spielt die Drum 'n' Bass-Version der isländischen Nationalhymne, während sie die tadellose Handarbeit bewundern. Sie lesen meinen Namen laut vor und betrachten mein slawisches Gesicht mit ernstem Blick.
    »Tomas Leifur Olafsson?«, sagen sie.
    »Jau. Tommy!«, sage ich mit meinem Doofstell-Lächeln und verdonnere meine rechte Hand dazu, von meiner rechten Hosentasche fernzubleiben.
    »Wo arbeitest du?«, fragen sie mich in ihrer kalten Sprache.
    Ich wechsele ins Englische und erzähle ihnen (nach einer kleinen Vorrede über meinen halbamerikanischen Vater und den ganzen Schnickschnack) von Samver, dem christlichen Catering-Service. Ihre Gesichter hellen sich auf.
    »Kennst du Sammy?«
    Der Name des guten Samariters taut die frostige Atmosphäre wie ein Fön, und wir reden eine Weile über den kleinen Mann mit der tanzenden Brille. Die zwei Polizisten kennen ihn durch ihren Beruf. Kaum jemanden verhaften sie so gern wie ihn. Dann machen sie sich wieder an die Arbeit und fragen mich, ob ich irgendeine Verbindung zu den Kaunas-Typen habe. Ich sage nein.
    »Hast du heute etwas Bedächtiges bemerkt?«
    »Etwas Verdächtiges?«, korrigiere ich. Mein Englisch ist besser als ihres. Jetzt habe ich die Oberhand. Ich kann mich entspannen.
    »Ja«, sagen sie.
    Ohne nachzudenken beschließe ich, ein netter Kerl zu sein, und vergesse die Drohung der Litauer. Muss wohl die Pistole sein. Oder der heimliche Wunsch, den Weißmützen dafür zu danken, dass sie mir den besten Sommer meines Lebens ermöglicht haben.
    »Ja. Ich habe gesehen, wie sie den Toten rausgeschleppt haben, vor kaum mehr als zwanzig Minuten. Ich habe es von meinem Fenster aus gesehen«, sage ich und führe sie in meine Zelle. »Sie haben ihn in einen großen Koffer gepackt. Den haben sie dann in einen schmutzigweißen Lieferwagen getan und sind damit weggefahren.«
    »Hast du dir die Nummer gemerkt?« »Ja. SV 741.«
    Das ist keine

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