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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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türenschlagend hinausstürmt. Irgendwie sehen die Littis alle gleich aus: glattes, schwarzes Haar und ein bleiches Gesicht voller Muttermale.
    Vor meiner Zelle informiert Balatov mich darüber, dass wir einen Toten im Lager haben. Der kleine Typ, der letzte Woche zu uns gestoßen ist, ist tot. Er ist mit einem Kilo Kokain im Magen hierhergeflogen, hat Verstopfung bekommen und dann fünf Tage lang in seiner Zelle gelegen, wie der Schwarzmeermann mir sagt. Er konnte ums Verrecken nicht mehr scheißen.
    »Ich sehe ihn. Bauch war Ballon.« Balatov bot seine Hilfe an, doch sie haben sie nicht gewollt.
    Inzwischen haben es auch die Polen mitbekommen und stürmen aus der Küche wie betrunkene Krähen. Sie wollen sofort ihren geliebten Meister Gut Nie anrufen. Manche sogar die Weißmützen. Für die Littis kommt das überhaupt nicht in Frage. Es ist ziemlich lustig: Polen und Litauer schreien sich auf Englisch an.
    »Nein, wir rufen die Polizei!«
    »Nein! Nie rufen! Nie Polizei!«
    Der Streit kommt abrupt zu einem Ende, als ein Litti eine Pistole zieht. Es ist eine kleine deutsche, ähnlich denen, die die Polizei in Hannover benutzt. Die Polen schauen dumm aus der Wäsche, halten sofort den Mund und wenden sich wieder ihren Wyborowa-Flaschen zu, während Balatov den alten weisen Mann spielt und den Typ mit der Waffe beruhigt.
    Beim Anblick der Pistole wird mir ganz warm ums Herz. Es ist wie nach langer Zeit einen alten Freund wiederzusehen. Ich sehe dem Typ mit der Pistole so lange hinterher, bis mir fast schlecht wird vor Waffenweh, dann gehe ich wieder in meine Zelle.
    Es ist ein langer Sonntag. Ich liege im Bett mit der Bibel, aufgeschlagen bei der Auferweckung des Lazarus, während mein Herz die Titelmelodie von Twilight Zone spielt. Ich versuche dreimal, Gunnhildur anzurufen. Sie nimmt nicht ab. Sollte ich mich davonschleichen und wieder in Torturs Keller Zuflucht suchen? Nein, es ist wohl besser, einfach cool zu bleiben. Ich sollte mehr Respekt vor meinen litauischen Kollegen haben als vor den Weißmützen. Ich greife Tommys Jacke, hole meinen isländischen Pass heraus und stecke ihn in die Hosentasche. Für alle Fälle.
    Die Landsleute des Toten laufen auf dem Gang oder auf der Treppe herum und telefonieren laut in ihrer Sprache, die noch verrückter ist als Isländisch. Ich gehe aufs Klo und sehe, wie eins der Bleichgesichter in der Zelle des Toten verschwindet. Die Wodkafreunde in der Küche haben sich einem Spiel der isländischen Fußballliga zugewendet. Von weitem hat man das Gefühl, da würden Frauen spielen. Isländischer Fußball ist wie normaler Fußball, mit dem Unterschied, dass die Spieler sich vorher ein paar heftige Beruhigungsmittel reinpfeifen. Von dem Moment an, da sie den Platz betreten, bewegen sich die Isländer plötzlich in Zeitlupe. Man würde wesentlich mehr als ein Kilo Koks brauchen, um bei diesen Spielen etwas zu drehen.
    Als das Null-Null-Spiel vorbei ist, haben wir alle Lust auf Pizza. Tommy wird freundlich gebeten, sein Isländisch vorzuführen und fünfmal Pizza Salami und sechs Liter Cola zu bestellen. Ich schaffe es bis zu »Gouda Dahin« (Guten Tag), gehe dabei aus der Küche und mache die Bestellung in leisem Englisch auf dem Flur. Vierzig Minuten später kommt der Pizzabote. Er erweist sich als Serbe und schmeißt für die Polen ein paar dobro veče in die Runde. Dann fällt sein serbischer Blick auf mich, und er grinst, als hätte er das rot-weiße Nationalwappen gesehen, das mir auf die Seele tätowiert ist.
    Die Pizza-Party versöhnt uns miteinander und ist wohl der schönste Moment meiner ganzen Zeit im Sklavenhotel. Sogar Balatov lächelt und zeigt seine nicht sehr weißen Zähne. Bis mitten in unserer fröhlichen Mahlzeit eines der Bleichgesichter kommt und mit dem Bulgaren reden will. Wir sehen schweigend zu, wie er sich den Mund mit seinem buschigen Handrücken abwischt, aufsteht und dem Litauer auf den Flur folgt. Ein paar Minuten später kommt er zurück und hält seine Hand in die Höhe wie ein routinierter Chirurg, der mit seinen OP-Schwestern spricht: »Messer.«
    Ich leihe ihm mein Schweizer Messer, und der Pizzageruch weicht bald danach dem ekelerregendsten Gestank, den ich je in der Nase hatte. Und das will etwas heißen, denn nachdem Javor seine Brille verloren hatte, befahl er mir im TD O, ein drei Wochen altes Massengrab zu öffnen und ihm eine neue zu suchen.
    Es klingt verrückt, aber der schwarzophile Bulgare erzählt uns, dass er an einer Uni in Sofia

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