Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
Verarschung. Ich habe mir wirklich die Nummer gemerkt. Die Polizisten sehen mich an, als ob sie mich zu einer Kreuzfahrt in die Karibik einladen wollten. Erster Klasse. Nächsten Sommer. Nur wir drei. Dann kommen sie wieder zu sich.
»Und wo war das Auto?«
»Na ... da unten. Vor dem Eingang.«
Wir stehen am Fenster, und einer von ihnen lehnt sich in meine Richtung, um besser hinaussehen zu können. Dabei berührt er mit seiner Hüfte versehentlich das harte kleine Ding in meiner Tasche. Der Polizist dreht sich reflexartig zu mir um und sagt auf allerhöflichste Weise: »Afsake.«
Das ist Isländisch für: Sorry, ich wollte nicht deine Kanone berühren.
Als ich am Tag danach von der Arbeit nach Hause komme, sehe ich drei weiße Polizei-Jeeps vor unserem geliebten Hotel. Gelbes Absperrband knattert in dem kalten Sommerwind, und eine Weißmütze bewacht den Eingang. Ich beschließe, mein Glück nicht noch mal auf die Probe zu stellen, und gehe einfach an dem Gebäude vorbei, in großem Abstand, nehme wieder einmal die Rolle des zufällig vorbeikommenden Passanten ein, auf den menschenleeren Bürgersteigen von Island.
Eine Stunde später klingele ich bei Gunnhildur. Sie öffnet, und kurze Zeit später stehen wir im Chaos ihrer Küche und küssen uns wie wahnsinnige Liebhaber. Ich vergesse mich und drücke mich zu eng an sie. Sie fühlt das harte Ding in meiner Hose.
»Was ist das?«
»Deutscher Stahl.«
31. EIS-ROCK
Tortur und Toxic tun sich zusammen. Der große Mann geht mit mir zurück zum Hardwork Hotel, um meine Sachen zu holen. Er redet mit der Polizei und wirft dabei seine ganze Überzeugungskraft und seinen Status als TV-Promi in die Waagschale. Tommy Olafs ist sein Protege, ein sensibler Kerl, der doch nur das Land seiner Vorväter kennenlernen wollte, dem es nicht zuzumuten ist, mit diesen erbarmungslosen Kriminellen unter einem Dach zu hausen. Ich verabschiede mich von meinen polnischen Freunden und lege meine Wange zu meiner großen Überraschung sogar für eine schnelle Umarmung an die von Balatov.
Die Nacht verbringe ich in meinem Bibelbunker im Keller von Tortur und Hanna. Und nach einem kurzen Gespräch mit Ole am nächsten Tag empfängt er Tortur und mich noch am selben Abend in seiner Wohnung im zweiten Stock eines alten Betonhauses unweit von Gunnhildur. Harpa hat Spätschicht in ihrem Solarium, Ole und ich führen für unseren geliebten Tortur eine kleine vorher geprobte Szene auf: Wir tun so, als würde ich bei Ole ein Zimmer mieten. Der Gottesmann und der Fleischmann kennen sich natürlich über Sammy und plaudern darüber, dass Gewalt bei der Verkündigung des Evangeliums auf beschämende Weise unterschätzt wird, während ich Oles Küchenmesser-Kollektion bestaune, die über seinem schicken Gasofen hängt. Obwohl Tortur von Oles blutiger Vergangenheit weiß, hat er unerschütterliches Vertrauen in ihn als Vermieter.
»Solange du die Miete zahlst, bringt er dich bestimmt nicht um«, hat er noch im Auto gesagt und gelacht.
Einige Minuten später ist der Prediger in seinem heiligen Geländewagen davongefahren, ich bin drüben bei Gunnhildur und frage sie, wo ich meine Sachen lassen soll. Sie sieht etwas gestresst aus, geht sogar mit einer Zigarette ins Schlafzimmer (was sie normalerweise nie tut) und zeigt mit zitterndem Finger auf zwei leere Regale in ihrem großen Kleiderschrank.
»Stimmt was nicht?«, frage ich.
»Nein. Warum?«
»Denkst du, dass wir noch nicht so weit sind, dass wir zusammenziehen sollten?«
»Nein, nein. Es ist nur ...«
»Ich dachte, du wolltest... Ist es Tröster?«
Ein schwerer Seufzer, dann: »Ja.«
»Hast du Angst, dass er deinen Eltern von uns erzählt?«
»Nein, das ist es nicht. Das wäre nicht so schlimm.«
Das ist es also nicht. Es muss etwas anderes sein. Aber was, sagt sie nicht. Ich biete ihr an, oben auf dem Dachboden zu schlafen, aber sie sagt nein. Bald daraufliegen wir in ihrem Bett und versuchen, uns mit ziemlich unmunterem Sex aufzumuntern. Dann nimmt sie ihr Handy und führt ein langes und sichtbar schwieriges Gespräch mit ihrem Bruder, der offenbar nicht begeistert davon ist, mit einem Profikiller zusammenzuwohnen. Kurz vor Mitternacht taucht er auf, ohne auch nur »Hi« zu sagen. Er sieht blass und niedergeschlagen aus, verzieht sich sofort in sein kleines Zimmer neben der Eingangstür und spielt lauten isländischen Rock bis zwei Uhr morgens. Gunnhildur ist sichtlich nervös, raucht eine ganze Schachtel, dann putzt sie sich
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