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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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um mit vier Fußballmannschaften zu schlafen (wenn man die Torwarte nicht mitzählt).
    »Okay. Und wann habt ihr Schluss gemacht?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wann hast du ihm von uns erzählt?«
    »Na ja ... als es zwischen uns ernster wurde.«
    »Und wann war das?«
    »Als du bei mir eingezogen bist, zum Beispiel?«
    Sie klingt angenervt. Ich bin es auch.
    »Als ich eingezogen bin? Da hast du es ihm erst erzählt?«
    »Ja. Irgendwann zu der Zeit.«
    »Und davor war er ... Alle unsere Nächte in dem Möbelladen ... da hat er gedacht, dass ihr noch zusammen seid?«
    »Einen leisen Verdacht hatte er, glaube ich, schon.«
    »Und du hast ihn belogen. Und mich.«
    »Ich habe dich nicht belogen. Du hast nie gefragt.«
    »Ich habe nie gefragt? Ich meine, wie denn auch ... ? Ich dachte, wir wären zusammen! Ich wusste ja nicht, dass du EINEN FREUND hast!«
    »Und ich nicht, dass du EINE FREUNDIN hattest!«
    »Die war da längst tot!«
    »Nicht, als wir das erste Mal...«
    »Nein, ich weiß. Das war nicht gut. Deswegen bin ich ja auch abgehauen.«
    »Quatsch. Du bist abgehauen, weil du rausgefunden hast, dass sie tot ist. Du hattest einen Schock.« »Kannst du mal anhalten?«
    »Was?«
    »Ich will raus. Es ist vorbei.« »Vorbei? Warum denn das?«
    »Weil... Ich muss dir komplett vertrauen können.« »Aber das kannst du doch.« »Nein. Du hast mich belogen.« »Habe ich nicht. Du hast nie gefragt!«
    »Du hast ihn belogen, und du wirst auch mich belügen. Ich werde dir nie vertrauen können.«
    »Erschieß mich doch einfach, Todd. Danach kannst du mir auf jeden Fall vertrauen.«
    Sie tritt aufs Gas, ich trete auf die Pistole. In meinem Schuh. Wir sehen beide nach vorne. Durch den dunstigen Regen kann man vor uns das rot erleuchtete Heck eines weißen Nissan Pathfinder erkennen. Die Scheibenwischer gehen von mir zu ihr, von ihr zu mir.
    »Ich bin schwanger.«
    Sagt natürlich sie. Doch ich kann es nur wiederholen, wie der erste Schwachsinnige auf Erden es getan haben muss, als er erfuhr, dass seine Frau in anderen Umständen ist.
    »Schwanger?«
    »Ja.«
    »Wow. Seit wann weißt du denn das?«
    »Seit heute morgen.«
    »Und ...«
    »Und ... ?«
    »Ist es von mir?«
    »NATÜRLICH IST ES VON DIR! WAS DENKST DU EIGENTLICH, WER ICH BIN! ES IST DEINS, VERDAMMTE SCHEISSE. ICH BEKOMME EIN KIND VON DIR!«
    Sie fängt an zu weinen. Tränen draußen, Tränen drinnen. Schwere Fahrbedingungen. An der nächsten Tankstelle hält sie an. Ich sage ihr, wie leid es mir tut. Wie wunderbar es ist, dass wir ein Kind bekommen. MEIN KIND! Das ist das Beste, was mir passiert ist, seit Suker in Frankreich '98 das deutsche Tor getroffen hat. Ich lege den Arm um sie, da schnallt sie sich ab und sinkt in meinen Schoß. Sie weint eine Zeitlang. Wahrscheinlich auch deswegen, weil sie schwanger ist. Schwangere Frauen weinen viel, hat Munita mir gesagt. Das hat was mit dem Wasser zu tun, das sich in der Gebärmutter sammelt und den Flüssigkeitshaushalt des Körpers durcheinanderbringt, so dass er manchmal überläuft. Ich starre durch die Windschutzscheibe. Neben der nagelneuen Tankstelle ist ein Fast-Food-Laden. Ich sehe, wie ein junger Vater mit seinem kleinen Sohn an der Hand unter einem roten Schild hindurchgeht, auf dem Kentucky Fried steht. Sie weint immer mehr. Ich werde nass im Schritt. Der Niederschlag kehrt zur Quelle zurück. Der Kreislauf des Lebens.
    Die Scheiben sind beschlagen von unserem Gefühlsausbruch und verwandeln das Auto in eine Art Kokon. Dann erhebt sie sich und zeigt ihr schwangeres Gesicht. Ich bitte sie wieder und wieder um Entschuldigung.
    »Es tut mir leid. Ich wollte nicht... Ich freue mich so.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Natürlich. Das ist super.«
    »Also denkst du, du kannst mir ... vertrauen?«
    »Kannst du mir denn vertrauen?«
    Ich fühle die Pistole unter meinem Fuß.
    »Ja.«
    »Aber du weißt, wer ich bin, Gunnhildur. Du weißt, was ich ... Wie kannst du mir bloß vertrauen? Wie kannst du mit jemandem wie mir Kinder wollen?«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich ... gleichfalls.«
    Grammatikalisch war das jetzt wohl nicht so perfekt, aber sie versteht, was ich meine, und wir küssen uns.
    Ich bin ziemlich weit gekommen. Von einem Hotelzimmer im 45. Stock in Midtown Manhattan, in dem ich eine Pistole aus dem Arsch eines Typen ziehe, zu einer Butterblondine, die ich in einem rotkreuz-roten Skoda an einer hässlichen Vororttankstelle in Island umarme. Ich sage, dass ich sie liebe. Und meine das sogar ernst. Denke ich mal.
    Fühlt

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