Zehn zärtliche Kratzbürsten
des Kochtopfes und sprach mit ihren Schildkröten.
Eila: Na, Mamis kleine Schätzchen, nun beruhigt euch mal. Ja, so ist's gut, Heikki, Jere, Mara, Sakke, Jalmari und Rauno. Hast du gehört? Hier schwimmt dein Namensvetter herum, der Mürrischste und Widerspenstigste von allen. So, jetzt den Deckel noch mal drauf, Küsschen, Küsschen. Bald könnt ihr wieder in euer angestammtes Quartier zurück.
Jetzt fiel Eila ein, dass ein TV-Sender angerufen und um eine Ste l lungnahme Raunos fürs Frühstücksfernsehen gebeten hatte. Er sollte sich zu den Konjunkturaussichten in der Industrie äußern.
Rauno Rämekorpi brüllte, dass er sich nie und nimmer darauf ei n lassen werde, nach Pasila zum Sender zu fahren.
Rauno: Ich weiß noch, wie ich mal in den Sechzigerjahren die Ruka-Spiele in Kuusamo verfolgte, Reporter fürs Fernsehen war Anssi Kukkonen, eine damalige Berühmtheit. Hinter dem Kerl lief eine Schar Menschen her und bettelte um Autogramme. Damals habe ich beschlossen, dass ich mich niemals zum Sklaven dieses Mediums machen lasse. Man stelle sich vor, Anssi wurde verehrt wie ein Gott!
Rauno holte Luft. Dann knurrte er, dass man selbst im Radio jede Stunde mit fünf Minuten Sport konfrontiert würde, und das den lieben, langen Tag, von morgens bis abends. Die Reporter leierten irgendwelche albernen Baseballergebnisse herunter, man hatte einfach keine Ruhe vor dem Sport, jedes Mal, wenn man das Radio einschaltete, wurde man damit berieselt. Eine echte Zwangsernä h rung war das! Außerdem waren die Sportler die reinsten Verbrecher, schluckten Dopingmittel und betrogen die Wettgesellschaften. In den Langlaufloipen war eine ganze Horde solcher Lumpen unterwegs.
Als Rauno Rämekorpi mit seiner Litanei fertig war, kehrte er wi e der zur Tagesordnung zurück.
Rauno: Wir hatten also nicht das erste Mal auf diese Weise mi t einander zu tun?
Darauf erwiderte Eila, dass es auch nicht das letzte Mal gewesen sei, so viel sei sicher.
Rauno fragte sich, ob er Eilas Gehalt erhöhen müsste, nun, da sie sich so nahegekommen waren.
Eila wiederum dachte bei sich, dass sie es hier mit einem typisch finnischen Vorgesetzten zu tun hatte, der bei jeder Gelegenheit seine weiblichen Angestellten begrapschte. Dergleichen war weit verbre i tet, und, was diesen Kerl betraf, blieb es nicht nur beim Grapschen. Sie hätte ihm gern ein paar deutliche Worte gesagt, doch womöglich würde sie dann ihren Arbeitsplatz verlieren. Andererseits, was spielte es für eine Rolle, ob man mit seinem Chef oder jemand anderem schlief, der Effekt war der gleiche, allerdings würde sich seine nächste Biographie anders lesen, sofern er denn seinen siebzigsten Geburtstag erreichte. Ein Schwein war und blieb ein Schwein.
4 Tuula
Während sich Rauno Rämekorpi auf dem Beifahrersitz von Sorj o nens Taxi zurechtsetzte, seufzte er: »Dort war ja einiges los! Und morgen früh soll ich nach Pasila kommen und im Fernsehen etwas über die Konjunkturaussichten in der Metallindustrie erzählen.«
Das Handy klingelte, die Anruferin war Tuula, eine Büroang e stellte aus der Firma, noch keine dreißig Jahre alt. Rauno Rämekorpi erinnerte sich gut an sie. Ein nettes Mädchen.
Tuula: Herzlichen Glückwunsch zum kernigen Titel! Ich habe hier eine echte Bombenüberraschung für dich. Ein wirklich tolles Geburtstagsgeschenk.
Sie fuhren nach Töölö in die Arkadiankatu, wo Tuula Virtanen eine Firmenwohnung bewohnte, ein kleines Ein-Zimmer-Appartement. Einen Strauß Blumen und eine Flasche Champagner gegriffen, und dann nichts wie rein.
Sorjonen sagte, er wolle seine eigene Freundin besuchen, während Rauno sich die große Neuigkeit, diesen Knaller, anhörte. Er wolle seiner Eeva, so heiße die Freundin, ebenfalls gern Blumen mitne h men. Das stellte kein Problem dar, der Wagen war voll damit. Sorj o nen wählte einen Strauß Nelken, den der Außenhandelsverband geschickt hatte.
Tuula Virtanens Appartement war wie ein schmuckes Boudoir: an den Fenstern rosa Gardinen, auf dem Fußboden ein weicher, roter Flauschteppich, im Alkoven ein breites Doppelbett, darauf eine seidene Tagesdecke, in der Kochnische an der Decke ein rotes Wichtelmannlicht und im Wohnzimmer ein Kristallkronleuchter mit leise klimpernden Gehängen, im Flur ein chinesischer Jadeschrank, der als Hutablage diente. Rauno Rämekorpi fragte sich, ob wohl der Salon von Tarjas Tante ähnlich pikant gewesen war. Die Einrichtung war atemberaubend kitschig, machte aber in ihrer ganzen Verdreh t heit
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