Zehn zärtliche Kratzbürsten
einen harmonischen Eindruck.
Der Rosenstrauß der Metallarbeitergewerkschaft vervollständigte auf gelungene Weise den Gesamteindruck. Die Flasche Champagner wurde auf dem runden Glastisch platziert, hinter dem Plüschsofa hing ein Wandteppich, auf dem Hirsche aus einer türkisfarbenen Quelle tranken. Das bezauberndste Möbelstück stand jedoch in der Ecke des Wohnzimmers: eine Wiege aus Bambus mit einem Verdeck aus weißem Tüll. Aus den Tiefen der Wiege war das glückliche Lallen eines kleinen Babys zu hören. Auf einem Wiener Stuhl neben dem Schlafalkoven lag ein weiches Kissen, und darauf, hübsch zusammengerollt, eine weiße Katze. Schläfrig betrachtete sie den fremden Mann, und als Rauno Rämekorpi sie streichelte, begann sie zu schnurren. Tuula sagte, dass Missukka ein Weibchen sei. In diesem Glücksnest wäre es Rauno nicht im Traum eingefallen, seine grüne North State zu qualmen.
Es war an der Zeit, die große Neuigkeit zu verkünden.
Tuula: Wir müssen für die Kleine einen Namen finden . Sollen wir sie Päivi, Suvi oder Irmeli nennen …? Ich bin für Irmeli.
Rauno fragte erstaunt, was ihn die Namenswahl für das Kind a n ging, obwohl es ihm natürlich schmeichelte, um Rat gefragt zu werden.
Tuula: Diese Sache geht gerade dich ganz besonders an.
Rauno Rämekorpi fragte sich, was hier los sei. Dieses Rätsel zu lösen war einfach zu viel für ihn. Das Kind war hübsch, der Indus t rierat nahm es auf den Arm.
Rauno: Ich dachte immer, du bist alleinstehend, also nicht verhe i ratet und hast auch keinen festen Partner. Nettes Baby.
Tuula: Der Vater bist du, Rauno Rämekorpi. Herzlichen Glüc k wunsch. So was kommt dabei heraus, wenn man mit einer Frau schläft.
Rauno Rämekorpi legte das Kind wieder in die Wiege. Es dauerte einen Augenblick, ehe er begriff, was er eben gehört hatte.
Tuula reichte ihm ein Glas Wasser, das er gut brauchen konnte.
Rauno grübelte, wie das möglich sein konnte. Er erinnerte sich gut, dass er einige Male in dieser Wohnung gewesen war, er hatte mit der Inhaberin das Doppelbett im Alkoven frequentiert, aber dem Zwecke des Kinderzeugens hatten seine Besuche nicht gedient. Er war immerhin ein verheirateter Mann, hatte gewissermaßen seinen Platz gefunden, war gerade heute sechzig geworden. Irgendwie fand er den Gedanken verrückt, auf seine alten Tage noch einmal Vater zu werden.
Tuula: Das Kind ist zumindest gesund, wie du bemerkt haben dürftest. Dazu muss man dir wohl gratulieren.
Rauno Rämekorpi beugte sich über die Wiege, um das Baby e r neut zu betrachten. So auf den ersten Blick ließ sich keine große Ähnlichkeit mit ihm feststellen. Wie gedachte Tuula Virtanen das alles zu erklären? Sie hatte sich aus eigenem Antrieb schwängern lassen, heimlich und ohne dem Kindsvater etwas zu sagen. Warum? Und dann kam ihm der Gedanke, dass die Kleine vielleicht doch nicht von ihm war. Wie konnte es sein, dass sich eine Frau so mir nichts, dir nichts ein Kind von einem fremden Mann anschaffte, selbst wenn er ihr Arbeitgeber war.
Tuula: Du hast gute Gene, du bist intelligent und vor allem furchtbar reich, ich habe mich ganz genau über dich informiert. Ich verfolge dieses Projekt nun schon seit fast drei Jahren.
Sie verriet, dass sie überlegt hatte, einen Mann ihres Alters zu he i raten, dann aber davon Abstand genommen hatte, nachdem sie Rauno begegnet war, in den sie sich damals sogar auf gewisse Weise verliebt hatte. Dann hatte sie sich gründlich über ihn und seine Herkunft informiert. Das war ganz einfach gewesen, denn im Büro des Rämekorpi-Konzerns bekam man mühelos Informationen über den Chef. Er war ein absolut tauglicher Kandidat für die Vaterschaft: Der Intelligenzquotient betrug fast 170, die Blutwerte waren gut, auch der Zustand der Leber war, für einen Mann seines Alters, noch recht ordentlich, das Herz machte keine Probleme – all diese Daten hatte sich Tuula besorgt, indem sie heimlich die Krankenakte ihres Chefs gelesen hatte. Seine Sprachkenntnisse waren nicht rühmlich, aber er konnte sich jederzeit Dolmetscher nehmen, und wenn Tuula und er mal gemeinsam im Ausland unterwegs sein würden, könnte sie als sprachkundige junge Frau die Verständigung übernehmen und sich auch sonst um alle auftretenden Probleme kümmern. Kein Grund zur Sorge also! Tuula rühmte sich, für Raunos Kind die perfekte Mutter zu sein: Sie war intelligent, gesund, ausgeglichen und fürsorglich. Rauno brauchte seine Affäre nicht zu bereuen und auf keinen Fall ein großes
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