Zehn zärtliche Kratzbürsten
Aufheben um die Geburt des Kindes zu machen, obwohl sie, zugegebenermaßen, eigentlich auch den Wunsch des Vaters hätte berücksichtigen müssen, als sie sich das Kind anschaffte.
Tuula: Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dir besser nichts von dem Vorhaben zu erzählen.
Sie hatte Angst bekommen, dass Rauno vielleicht doch kein g e meinsames Kind mit ihr haben wollte. In dem Falle wäre die lange vorbereitende Arbeit für die Katz gewesen. Sie betonte, dass Rauno Rämekorpi sie stets sehr zuvorkommend behandelt und dass er erklärt hatte, sie zu lieben, auch wenn Tuula sich nicht ganz sicher gewesen war, wie ernst es dem alten Bock mit seinen Reden gewesen war. In dieser Hinsicht waren die Männer bisweilen äußerst wanke l mütig, sodass es besser gewesen war, über so große Dinge allein zu entscheiden und abzuwarten, wie es ausging. Jetzt war das Kind also da, und alles war gut. Der Plan war bis auf den letzten Punkt aufg e gangen, lediglich die Reaktionen des Vaters waren noch nicht genau abzusehen.
Rauno Rämekorpi ächzte, was wohl seine Frau zu dem ganzen Schlamassel sagen würde. War Tuula denn nie in den Sinn geko m men, dass er ordentlich verheiratet war? Er hatte eine Frau und ein schönes Heim und nicht die Absicht, sich von Annikki scheiden zu lassen.
Tuula hielt das für kein großes Problem. Sie hatte die Ehe des künftigen Vaters ihres Kindes unter die Lupe genommen und beu r teilte sie so, dass sie bloße Kulisse war. Tuula war zu der Auffassung gelangt, dass ein zusätzliches Kind die Ehe in keiner Weise erschü t tern würde, zumal seine Frau zu keinem Zeitpunkt darüber informiert werden würde. Rauno war Industriemanager und konnte mühelos für seine neue Familie sorgen, finanzielle Probleme gab es nicht. Der Unterhalt für ein kleines Baby und dessen Mutter würde sich auf den Wohlstand von Raunos übriger Familie nicht auswirken.
Rauno: Das sind ja üble Reden. Du bist wirklich eine echte Krat z bürste.
Tuula: Na ja, im Geschäftsleben gilt doch Berechnung, oder soll ich besser sagen Weitblick, als großer Vorteil. Es ist ein Beweis für Begabung. In dieser Hinsicht bin ich ganz wie du.
Rauno Rämekorpi fand, es handele sich hier nicht um Begabung, sondern um Frechheit. Ein Mann kann ja nicht wissen, ob eine Frau verhütet oder alles in den uralten Bahnen lauten lässt. Er fand, Tuula habe gehandelt wie eine läufige Hündin, als sie beschloss, ihn ohne seine Erlaubnis zum Vater zu machen. Über die Zeugung eines Kindes verständigten sich üblicherweise beide Elternteile, und zwar in bestem Einvernehmen.
Rauno behauptete, wenn er gewusst hätte, was Tuula im Schilde führte, dann hätte er garantiert seine Hosen angelassen.
Tuula: Ich habe mich dir nie verweigert, und jedes Mal hast du mir eigenhändig den Slip runtergerissen. Denk mal daran, Verehrte s ter, und sei glücklich, dass du ein solches Geburtstagsgeschenk bekommen hast. Ich erziehe das Mädchen zu einer guten Erbin, sei unbesorgt.
Sie legte dem Industrierat Dokumente über den Verlauf ihrer Schwangerschaft vor: Sie war die ganze Zeit gesund gewesen, hatte Alkohol und Zigaretten gemieden und Gymnastik gemacht, um ihren Körper für die Geburt vorzubereiten. Rauno durfte sich die ärztlichen Belege ansehen. Nach der Geburt des Kindes hatte Tuula sorgfältig die Zeugnisse aus der Säuglingsberatung aufbewahrt. Rauno brauc h te sich keine Sorgen zu machen, das ganze Projekt war von Anfang an rational und mit Blick auf ein gesundes Endergebnis betrieben worden. Tuula besaß sogar eine halbstündige Videoaufzeichnung von der Geburt. Sie legte die Kassette ein und drückte auf den Startknopf.
Staunend schaute Rauno sich an, wie er Vater geworden war. Das Videobild zeigte Tuulas verschwitztes Gesicht in allen Schattieru n gen von Qual und Glück. Der Arzt arbeitete professionell, und dann war zu hören, wie jemand sagte, die Geburt sei prima verlaufen. Ein richtiger Wonneproppen war in die Welt gerutscht. Am Schluss der Aufzeichnung folgten noch Aufnahmen aus dem Krankenzimmer, wo die glückliche Mutter einem süßen roten und runzeligen Baby die Brust gab. Und in einer Vase standen wie selbstverständlich Rosen.
Tuula rühmte sich damit, dass sie Rauno ermöglicht hatte, die G e burt seines Kindes auf einem Videoband zu verfolgen, und dass er nicht all das Gestöhne und die Qualen, die unweigerlich zur Geburt eines Menschen gehörten, in der Praxis hatte erleben müssen.
Tuula: Ich wollte,
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