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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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zu Besuch gekommen sei, ihr alter Liebhaber, der nur Gutes zu berichten habe – von einer schönen, jungen Geliebten und einem süßen Baby, und zu allem Überfluss sei der Mann am selben Tag sechzig geworden und habe den Titel eines Industrierates erha l ten.
    Sonja: Jetzt machen wir richtig Dampf. Es ist höchste Zeit, dass dieses verdammte Loch mal geputzt wird!
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ziemlich schlampig aussah. Sie streifte den Morgenrock von den Schultern und begann, ihr langes Haar zu kämmen und zu ordnen. Rauno schielte nach ihrem nackten Körper. Der war ihm zwar vertraut, aber in dieser halbdun k len Wohnung und mit dem vom Champagnergenuss vernebelten Blick sah Sonja richtig toll aus. Rauno hätte Lust gehabt, mit ihr ins Schlafzimmer zu gehen, aber sie hatte sich nun mal in den Kopf gesetzt, ihre Bude zu putzen. Sie verließ den Raum, um in ihren Schränken nach einem Arbeitskittel zu suchen, fand aber keinen. Schließlich kam sie zurück und zog einen Staubsauger hinter sich her. Dem Industrierat blieb nichts weiter übrig, als seinen Frack und auch alles andere auszuziehen, sodass beide splitternackt waren. Rauno steckte den Stecker des Staubsaugers in die Dose und machte sich daran, das Wohnzimmer zu saugen.
    Sonjas Wohnung bestand aus vier Zimmern. Rauno beschloss, das kleinste zur provisorischen Abstellkammer umzufunktionieren. Als er das Wohnzimmer gesaugt hatte, trug er alles, was an Müll heru m stand, in die Kammer: kaputte Stühle, aufgeplatzte Kissen, schmutz i ge Tischwäsche, die Bretter des eingestürzten Bücherregals, billige Taschenbücher mit Rotweinflecken. Der putzende Gast geriet ins Schwitzen, aber zum Glück war er nackt, sodass das weiße Frac k hemd und die sauberen Unterhosen keinen Schaden nahmen.
    Zwischendurch machten beide einen Abstecher ins Schlafzimmer, und da sie zufällig unbekleidet waren, war es nur natürlich, dass es zu mehr als nur gegenseitigen Kusshänden kam. Die Aktion war so heftig, dass das linke hintere Bein der Liege abbrach und das ganze Monstrum auf den Fußboden krachte. Zum Glück ging es glimpflich aus, Rauno stieß sich lediglich schmerzhaft den Ellenboden auf dem Parkett.
    Sonja war jetzt so vom Putzteufel besessen, dass sie das Bettzeug mit dem Fuß beiseitestieß, die kaputte Liege mit großer Mühe zum Fenster schleifte und hinauswarf. In der Abenddämmerung sauste die Liege in hohem Bogen hinunter in den Hof, wo bereits der ze r schmetterte Bierkasten wartete. Rauno schloss das Fenster und schlug vor, jetzt keine weiteren schweren Gegenstände mehr nach unten zu werfen. Falls auf dem Innenhof zufällig Kinder spielten und ihnen der Bierkasten oder die Liege auf den Kopf fielen, wären sie tot.
    Sonja hielt diese Möglichkeit für unwahrscheinlich. Sie fand, die Innenhöfe des Viertels seien so finster und eng, dass sich dort sowi e so kein anständiger Mensch aufhielt, und Räubern geschah es ganz recht, wenn ihnen mal eine Liege auf die Rübe segelte.
    Rauno trug all den Müll, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte, ins hintere Zimmer, das sich fast ganz füllte: Da waren, außer kaputten Möbeln und schmutziger Wäsche, jede Menge leerer Flaschen, stinkende Teppichfetzen, abgewetzte Mäntel, eine zerfase r te Hängematte, und in den Tiefen des Schrankes fand er sogar einen Rasenmäher. Sonja erinnerte sich, dass die beiden letztgenannten Gegenstände aus einem Sommer vor zehn Jahren stammten, als sie sich ein Häuschen in Somero gemietet hatte. Auch jenen Sommer hatte sie mit Saufen verbracht, was sonst, und später, zum Herbst hin, war die Sauna abgebrannt, weswegen sie mit dem Vermieter fast bis Weihnachten prozessiert hatte. Seither war sie im Sommer stets in Helsinki geblieben. Das Landleben hatte seine guten Seiten, aber Sonja fand es äußerst anstrengend, im Gemüsebeet herumzuwühlen und Unkraut zu zupfen, und die Ernte im Herbst konnte trotzdem niemanden überzeugen. Sonja begriff nicht, was damals in sie gefa h ren war, sie war schließlich eine Städterin, schätzte schnelle und effektive Dienstleistungen, die weißgedeckten Tische der Restaurants und angenehme Gesellschaft. Die Bauern waren plumpe Tölpel, die Pferde machten ihr Angst, und die Schafe stanken nach Dung.
    Sonja: Bei jedem Schritt musste man aufpassen, dass man nicht in Kuhscheiße trat.
    Rauno Rämekorpi saugte nach dem Wohnzimmer auch die and e ren Räume. Dann machte sich Sonja energisch daran, die Fußböden aufzuwischen. Rauno übernahm

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