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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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auch diese Arbeit, er sagte, dass er heute bereits einige Übung in diesen Dingen gewonnen habe, als er in einer anderen Wohnung das Wasser aus einem umgekippten Aquarium aufgewischt habe. Das Wischen ging dem Industrierat flott von der Hand, und alles wurde sauber. Zwischendurch schlürften die beiden Champagner, der am Ende des Großputzes leider zur Neige ging. Rauno rief Seppo Sorjonen in Lauttasaari an und bat ihn, Nachschub zu bringen. Bei der Gelegenheit könnte Sorjonen ihm auch helfen, kaputte Möbel und schmutzige Lumpen aus der Wo h nung zu schaffen. Später würden sie dann einen Hänger bestellen, um das Gerümpel aufzuladen und zur Deponie zu fahren. Die war ja ursprünglich sowieso das Ziel gewesen.
    Rauno: Könntest du ein paar Kleinigkeiten zu essen mitbringen? Kauf doch am Kiosk Baguette, Aufschnitt, Käse und so was alles. Kaviar und Gänseleber dürften ja noch im Auto liegen.
    Als der Großputz beendet war und die Fußböden vor Sauberkeit glänzten, duschte das Paar und kleidete sich für die nächtliche Feier an. Sonja warf sich in ein orangefarbenes langes Abendkleid, das ihre schlanke Gestalt verlockend umspielte, Rauno zog sich sein Frackhemd und seinen Frack an. Ein wirklich harmonisches Paar, in jeder Hinsicht elegant. Eine halbe Stunde später erschien Sorjonen und brachte das Bestellte. Rauno Rämekorpi zeigte ihm das Ergebnis seiner Arbeit, ein Zimmer voller Gerümpel. Gemeinsam schleppten sie das Zeug in den Fahrstuhl und schafften eine Fuhre nach der anderen nach unten. Auf dem Innenhof fanden sie Sonjas dreibeinige Liege vor, sie schleppten sie zum Hintereingang und stapelten alles andere oben drauf. Als Sorjonen erfuhr, dass die Liege und der Bierkasten, der ebenfalls auf dem Hof lag, durchs Fenster der sech s ten Etage nach unten gelangt waren, blickte er seinen Kunden t a delnd an. Er fand es unanständig, Möbel auf den Hof zu werfen. Wenn mit diesem Treiben nicht Schluss wäre, könnte sich Rämeko r pi ein anderes Taxi bestellen. Sorjonen sagte, er habe Verständnis für Unsinn, aber man dürfe keine Menschenleben riskieren, und sei man auch noch so betrunken.
    Während die beiden Männer auf dem Hof herumwirtschafteten, erschien der Hausmeister. Mehrere Bewohner hatten ihn angerufen und ihm gesagt, dass in diesem Tre p penaufgang ein unerhörter Lärm veranstaltet worden sei, Urheberin sei vermutlich die alte Schlampe aus der sechsten Etage. Sorjonen erklärte beflissen, dass nichts Ungewöhnliches passiert sei, es handle sich um einen ganz normalen Umzug. Er komme von einer Speditionsfirma und werde die ausg e musterten Möbel und anderen nutzlosen Gegenstände später auf die Deponie schaffen. Mit Blick auf Rauno Rämekorpi im Frack erwäh n te er beiläufig, dass der Herr Industrierat vorbeischaue, um den Fortgang der Dinge zu kontrollieren, denn ihm gehörten, außer der betroffenen Wohnung, noch weitere Immobilien in diesem Viertel.
    Der Hausmeister musterte den gewaltigen Haufen Gerümpel, der sich auf der Liege türmte. Sein scharfer Blick fiel auf einen großen Lehnsessel, aus dessen betagtem, zerrissenem Bezug bereits die Polsterung quoll. Das störte ihn anscheinend nicht, denn er fragte, ob das vorzügliche Möbelstück mit all dem anderen minderwertigen Zeug im Müll landen sollte.
    Sorjonen: Das hatten wir allerdings vor, auf dem Ding ist genug gefaulenzt worden, bestimmt schon Dutzende von Jahren.
    Der Hausmeister fragte, ob er die wertvolle Antiquität retten dü r fe, und als die Männer bereitwillig zustimmten, trug er die Beute sofort zu seinem Lieferwagen. Er bedankte sich sehr und sagte, er werde den wertvollen Schatz zum Polsterer bringen. Nachdem er den Sessel in sein Auto gehievt hatte, holte er sich auch noch den R a senmäher, der ihm, wie er meinte, in seinem Sommerhaus in Asikk a la noch gute Dienste leisten würde. Zum Schluss wünschte er den beiden einen problemlosen Umzug und viel Glück im neuen Heim.
    Sonja Autare hatte inzwischen den Tisch gedeckt und den Cha m pagner gekühlt, der jetzt wieder reichlich vorrätig war. Zu essen gab es Kaviar, Aufschnitt und Baguettescheiben, die in der Mikrowelle gewärmt, mit Knoblauch gewürzt und mit Gänseleber bestrichen waren. Auch Champagnergläser hatten sich gefunden, ebenso zwei Kerzen. Sonja summte vor sich hin, während sie sie anzündete und die Männer zum Nachtmahl bat. Natürlich war auch Sorjonen eing e laden – er hatte tatsächlich großen Hunger, war er doch seit vielen Stunden

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