Zehn zärtliche Kratzbürsten
einladen sollte. Aber womöglich wäre Annikki nicht sonderlich erfreut, wenn sich neben dem Ehemann auch die betru n kene Geliebte an die Festtafel setzen würde. So war es nun mal, Weihnachten war für eine fremde Frau kein Platz im trauten Heim. Der gute Wille reichte nicht weiter als für die Mitglieder der eigenen Familie.
Er sah sich gezwungen, das laut zu äußern. Darüber erregte sich Sonja maßlos. Sie machte ihm klar, dass sie ihn keineswegs darum gebeten hatte, sie Weihnachten zu bespaßen, sie hatte genug von treulosen Kerlen, und Rauno Rämekorpi war in dieser Gattung wahrlich einsame Spitze.
Sie hatte den ganzen Herbst hindurch Anrufe wegen seiner Fra u engeschichten bekommen, und seine Durchtriebenheit war ihr ein für alle Mal klar geworden. Widerwärtig! Begriff er denn nicht, dass auch die Frauen Menschen waren? Dazu noch weitaus tauglichere als die Männer, mit hervorragenden geistigen Eigenschaften, außerdem tolerant, liebevoll, die meisten auch noch schön und was es da sonst noch an Gutem gab.
Diesen überraschenden Ausbruch konnte Rauno nicht hinnehmen. Er warf Sonja giftige Blicke zu, griff sich die Kristallkaraffe, glättete seinen Weihnachtsmannbart und stürmte hinaus. Sonja packte die Kasserolle von Hackmann, folgte ihm ins Treppenhaus und verpasste ihm einen Schlag auf den Kopf, dass er ohnmächtig umfiel.
All ihre Kräfte aufbietend, zerrte Sonja Autare den bewusstlosen Industrierat in ihre Wohnung. Sie wuchtete ihn aufs Sofa und begann ihn wiederzubeleben. Allmählich kam der Weihnachtsmann wieder zu Bewusstsein.
Rauno: Männer darf man nicht schlagen. Der Weihnachtsmann ist ein Mensch.
Sonja bereute ihren Wutausbruch. An Raunos Kopf wuchs eine Beule. Oje, dem Weihnachtsmann sollte man eigentlich keinen stählernen Kochtopf an den Kopf schlagen, aber wenn er sich doch nicht anständig benehmen konnte?
Sonja schmatzte einen versöhnlichen Kuss auf den künstlichen Bart und strich über sein Gewand. Sie entdeckte die außergewöhnl i che schneiderische Lösung für das Vorderteil seiner Hose, die knöpfbare Klappe.
Augenblicklich erkannte sie die Botschaft und öffnete die Klappe. Die beiden gingen ins Schlafzimmer, wo der Weihnachtsmann die physische Weihnachtsbotschaft nachdrücklich an die Frau brachte.
Im Taxi erzählte er Seppo Sorjonen davon, dass seine Frauen mi t einander telefoniert und erfahren hatten, dass sie mindestens zu zehnt waren. Die Frauen schienen eben doch recht eifersüchtig zu sein. Er musste aufpassen. Eila und Sonja hatten bereits ihre Stacheln gezeigt. Seine Beule am Kopf schmerzte heftig.
Sorjonen ließ sich durch Raunos Erfahrungen nicht einschüchtern. Nur nicht nachgeben! Er fand, dass sie nicht mitten in der Tour umkehren durften. Frauen sind Frauen, Männer sind Männer. Schwein, Bock oder Bär, aber jedenfalls Freunde.
Sorjonen: Jetzt nur nicht lockerlassen.
14 Tuula
Kochwichtel Seppo Sorjonen hatte für Tuula einen Salat zubereitet, dessen Hauptbestandteil Ei mit einer Füllung aus dem Rogen kleiner Maränen war. Er hatte die gekochten Eier halbiert, das Eigelb h e rausgenommen, mit der Gabel zerdrückt und unter den Rogen g e mischt. Außerdem enthielt der Salat Avocados, Tomaten, Gurken, grüne Paprika, abgerundet war das Ganze mit einer Ölvinaigrette.
Rauno Rämekorpi lobte ihn und fand, dass er ein erfolgreicher Koch werden könnte. Wie wäre es, wenn er ein Restauranttaxi eröffnen würde? Daran würde auch er, Rauno, sich beteiligen, rein als Hobby. Also ein großes Taxi, in dem die Kunden während der Fahrt leckere Mahlzeiten einnehmen könnten, bessere als in den Speisewagen der Züge oder in Flugzeugen.
Sorjonens Onkel hatte seinerzeit in Nokia ein solches Taxi e r probt. Es hatte nicht recht funktioniert, der Neid hatte das innovative Projekt zu Fall gebracht.
Sorjonen erinnerte sich, dass sein Onkel eine Würstchenbude g e kauft, auf einen Anhänger gestellt und diesen hinten an seinem Mercedestaxi befestigt hatte. Einari, so hieß der Onkel, hatte eine hübsche Verkäuferin engagiert, die Würstchen und Hotdogs heißg e macht hatte, all das, was in einem Imbiss üblicherweise verkauft wurde. Dann war er mit seinem Taxi kreuz und quer durch Harne gefahren und hatte hungrige Kunden chauffiert. Nur hatte er leider vergessen, sich eine Genehmigung zu besorgen.
Neider hatten begonnen, Fragen zu stellen, hatten wissen wollen, mit welchem Recht er dieses Taxi fuhr. Auf ländlichen Märkten hatte er manchmal ganz anständig
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