Zehn zärtliche Kratzbürsten
Angebot ein. Sie machte sich los, gab ihm nur einen trockenen Kuss und erklärte schließlich energisch, dass er die Klappe wieder zuknöpfen könne, denn irgendwelche Freuden der Liebe werde es nicht geben. Sie habe außerdem gerade die sogenannten schwierigen Tage ihrer Periode.
Der enttäuschte Weihnachtsmann knöpfte die Hose zu. Er warf Tuula einen beleidigten Blick zu, woraufhin sie nachgab und ihm sagte, er solle später mal reinschauen, vielleicht am zweiten Wei h nachtsfeiertag, dann könnten sie auf das Thema Liebe zurückko m men.
Der Weihnachtsmann sammelte das Geschenkpapier auf, zerknül l te es und warf es in den Papierkorb.
15 Eveliina
Das Programm sah als Nächstes einen Besuch bei Kirsti in der Museokatu vor. Als Rauno Rämekorpi sie anrief, teilte ihr Anrufb e antworter mit, dass sie zu Weihnachtseinkäufen in der Stadt unte r wegs und erst abends wieder zu Hause sei. Er hinterließ ihr eine Nachricht, dass er es später erneut versuchen wolle.
Kochwichtel Seppo Sorjonen hatte bereits für Kirsti einen wu n derbaren Herings-Apfel-Salat zubereitet. Also gab es eine Änderung im Ablauf. Rauno Rämekorpi wählte die nächste Adresse und teilte Eveliina in der Gartenkolonie telefonisch mit, dass er unterwegs sei.
Für Eveliina hatte Sorjonen einen Schimmelkäse-Nuss-Salat vo r gesehen, doch die beiden Männer beschlossen, ihr Kirstis Salat vorzusetzen. Sie gingen davon aus, dass der Hering auch ihr schm e cken würde. Ob nun der Glögg wirklich ideal dazu passte, beschä f tigte sie nicht weiter, sondern sie rüsteten sich zur Bescherung im Gartenhäuschen.
Die bereiften und schneebedeckten Häuschen und Obstbäume in der Gartenanlage sahen wunderhübsch aus. Rauno und Seppo geri e ten in ganz andächtige Weihnachtsstimmung, als sie das schöne Gelände betrachteten, aber dann fiel dem Industrierat ein, dass die kleinen Hütten zugig wie Elsternester waren. Von außen betrachtet waren sie reizend wie Spielhütten, aber für jemanden, der den ganzen grausamen Winter bei strengem Frost darin ausharren musste, bede u teten sie viel Leid und auf jeden Fall hohe Stromkosten durch den Betrieb all der provisorischen Heizgeräte. Dies war das Schicksal von Eveliina Mäki.
Rauno Rämekorpi und Seppo Sorjonen hatten Eveliina im Herbst in der Klinik von Meilahti besucht, wohin sie sie nach ihrem Herza n fall gebracht hatten. Die Operation, die bei der Patientin durchgeführt worden war, war gut geglückt. Später hatte Rauno sie einige Male angerufen, und nun war er wieder da, um die herzkranke Schweiß e rin zu besuchen. Eigentlich war Eveliina ja gar keine Schweißerin mehr, sondern Ingenieurin. Rauno erinnerte sich, dass er ihr im Herbst kurz vor ihrem Anfall die entsprechenden Papiere ausgestellt hatte.
Industrierat Rauno Rämekorpi hatte für Eveliina einen leistung s fähigen Computer samt Internetanschluss sowie einen dazu passe n den Drucker und Scanner gekauft. Beigefügt waren auch ein paar Programme, die man für die Planung von Industrieabläufen benötigt. All die großen Pakete waren in Weihnachtspapier eingewickelt. Als persönliches Geschenk hatte Rauno sein Buch Vom Mann der Wä l der zum Weltmann dabei.
Eveliina hatte sich inzwischen mindestens zwanzig bunte Pap a geien angeschafft, die zutraulich auf ihren Stangen hockten. Auf dem Fußboden waren Zeitungen ausgebreitet, auf denen die Vögel ihre Klackse hinterlassen hatten. Der Gestank war widerwärtig. Im Zimmer schwebten Federn herum wie in einem Hühnerstall. Einige der größeren Tiere sprachen, doch Finnisch war es nicht, was sie von sich gaben, anscheinend waren sie Ausländer. Die Vögel flatterten umher, einer setzte sich auf Eveliinas Schulter, andere turnten auf dem Bücherregal und dem Fensterbrett herum. Einer der kleinsten Papageien hockte piepsend auf dem Lampenschirm. Rauno wunderte sich ein wenig über die große Zahl der Vögel, er zählte mehr als zwanzig Exemplare. Da hatte die Einsiedlerin wahrlich Gesellschaft in ihrer Hütte, aber irgendwie fand er, dass auch weniger genügt hätte, schließlich hatte Eveliina zuvor schon zahme Mäuse besessen. Wer weiß, ob die possierlichen kleinen Wesen noch am Leben waren, wahrscheinlich hatten die tropischen Vögel mit ihren scharfen Schnäbeln sie längst verspeist.
Eveliina Mäki sah jedoch schön und gesund aus. als sie den Weihnachtsmann und den Wichtel empfing, die mit ihrem vielen Gepäck auftauchten. Sorjonen stellte den Herings-Apfel-Salat auf den kleinen
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