Zehn zärtliche Kratzbürsten
verdient, besonders die betrunkenen Bauern hatten seinen Service zu schätzen gewusst. Aber dann hatten sich die Behörden in Einaris mobilen Würstchenverkauf eingescha l tet und ihn aufgefordert, seinen Kiosk dort aufzustellen, wo es erlaubt war. Die Geschäftsidee war somit an den konkurrierenden Kiosken und dem blanken Neid der anderen Taxifahrer gescheitert.
Sorjonen: Der gute Einari hat wenigstens einen Vorteil daraus gezogen, er hat die junge, hübsche Verkäuferin zur Frau genommen. Sie haben mindestens fünf oder sechs Kinder gekriegt. Jetzt ist er schon seit Jahren in Rente, wohnt in Tampere. Seine Frau verkauft schwarze Wurst im Koskipuisto-Park.
Sorjonen fuhr sein Delikatessentaxi in die Tunturikatu zu Tuula Virtanens Adresse. Weihnachtsmann und Wichtel hatten nicht wenig zu tragen: das Essen , Glögg und vor allem die Weihnachtsgeschenke.
Rauno: Uns ist gar nicht eingefallen, einen Sack mitzunehmen, wie ihn die richtigen Weihnachtsmänner und Wichtel haben.
Sorjonen: Nächste Weihnachten müssen wir daran denken.
Der Empfang war verhalten liebevoll, aber immerhin bekamen der Weihnachtsmann und der Wichtel einen Kuss. Sorjonen deckte rasch den Tisch mit den gefüllten Eiern und dem Salat, goss Glögg ein und stellte auch Babynahrung bereit, Hagebuttenbrei, den er extra g e wärmt hatte. Als alles fertig war, wünschte er der jungen Mutter und ihrem Kind frohe Weihnachten und ging nach unten zu seinem Taxi, um die Delikatessen für die nächste Dame zu bereiten.
Tuula: Also du bist wirklich lieb. Ich mag dich schrecklich gern, aber du bist andererseits auch ein Saukerl, hast mindestens zehn Frauen, alle wissen es.
Rauno Rämekorpi räusperte und wand sich verlegen, seine Fra u engeschichten schienen kein Geheimnis zu sein. Aber jetzt war Weihnachten und die Zeit der Geschenke. Er überreichte Tuula einen goldenen Kalevalaschmuck, der der Auffassung eines steinzeitlichen Felsmalers von einer großen Schlange nachgebildet war. Tuula befestigte den Schmuck sofort an ihrer Bluse.
Für das Baby hatte der bewundernde Vater zahlreiche Geschenke gekauft, die, wie er glaubte, zu einem Mädchen passten. Da war eine ganze Serie von Barbiepuppen mit Ponys und allem Drum und Dran, sogar extra Puppenunterwäsche. Außerdem Bilderbücher, Bauklötze und Klappern gleich in rauen Mengen, und die Krönung war ein großes weiches Paket, aus dem Tuula eine riesige Stoffpuppe ausw i ckelte. Errötend gestand Rauno, dass er sie eigenhändig genäht hatte. Auf der Volksschule hatte er einst im Handarbeitsunterricht der Unterstufe Topflappen gehäkelt und Flusspferde und Kamele genäht, die mit Heu gefüllt waren.
Rauno erklärte, dass ein Kamel damals so angefer tigt wurde, dass man auf dickem Stoff mit Kreide die Seitenansicht aufmalte und sie anschließend ausschnitt, die andere Seite machte man, spiegelve r kehrt, genauso. Dann nähte man die Seiten zusammen, den Bauch ließ man offen, damit man auf diesem Wege die Beine, den Hals und den Kopf mit trockenem Heu füllen konnte, und zum Schluss füllte man den Bauch und nähte ihn zu.
Die Puppe für sein Kind hatte Rauno nach derselben Methode angefertigt, aber da heutzutage kein trockenes und feines Heu mehr verfügbar war, hatte er die Puppe mit Watte gefüllt. Die Augen, die Nase, den Mund und die Ohren hatte er aufgemalt. Bekleidet war die Puppe mit einem Kleid und einer Hemdbluse, doch für deren Herste l lung hatte seine Kunst nicht gereicht, sondern er hatte die Stücke als Maßarbeit bei Schneider Kronquist in Auftrag gegeben. Sie passten ausgezeichnet, wie nicht anders zu erwarten war, der beste Schneider der Stadt hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet.
Rauno: Und stell dir vor, Kronquist hat sie um die Hälfte billiger gemacht als das Smokingjackett, das habe ich mir nämlich bei der Gelegenheit auch gleich bestellt.
Tuula: Du bist ja ein ganz goldiger Weihnachtsmann!
Sie erzählte, dass Elger Rasmussen fast sofort, nachdem Rauno ihn im Herbst entlassen hatte, wieder nach Dänemark gezogen war. Er hatte sich nicht mal von seiner Partnerin verabschiedet, war wohl so wütend gewesen über die jähe Wendung, die die Dinge geno m men hatten. Von einer Ehe war keine Rede mehr gewesen, er hatte nur schnöde in einem Brief die Trennung verkündet.
Rauno zog den dänischen Zeitungsartikel aus der Tasche, in dem Elger Rasmussen über den gegenwärtigen Stand und die internati o nale Entwicklung der Technik von hydraulischen Druckwassersy s temen schrieb.
Tuula
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