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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Art um die Tiere gekümmert, zumal er noch, von früher her, im Besitz von Eveliinas Zweitschlüssel war.
    Doktor Arajärvi war während Eveliinas Krankheit jeweils abends in der Dunkelheit zur Gartenanlage gefahren, ausgerüstet mit allerlei leckerem Mäusefutter: Haferflocken, Käsekrümel und Delikatessen, die bei den offiziellen Essen übrig geblieben waren. Unbefangen hatten die zahmen Mäuse ihren Betreuer akzeptiert und dankbar für ihn ein paar der Kunststücke gemacht, die Eveliina ihnen beigebracht hatte.
    Oft hatte Arajärvi den Darbietungen der Mäuse eine ganze Stunde oder sogar länger zugeschaut, bis die Repräsentationspflichten den hilfsbereiten Mann zwangen, wieder nach Mäntyniemi oder in den Präsidentenpalast zurückzukehren. Einige Male hatte er keine Zeit gehabt, die Mäuse zu füttern, zum Beispiel, wenn das Präsidente n paar offizielle Staatsbesuche in freundlich gesonnenen Nachbarlä n dern machte. Dann hatte sich ein junger Adjutant aus der Kanzlei der Präsidentin um die Tiere gekümmert, sodass sie Eveliinas kran k heitsbedingte Abwesenheit gesund und munter überstanden hatten.
    Als Eveliina dann später all die Papageien mit den krummen Schnäbeln in die Hütte mitbrachte, musste sie die Mäuschen in einem engmaschigen Käfig einschließen, den sie im untersten Fach des Kleiderschrankes aufbewahrte – sonst hätten die unverständigen Vögel gierig , wie sie waren, die kleinen Tierchen verspeist. Aus dem Kleiderschrank war leises Piepsen zu vernehmen, ein Zeichen, dass die Mäuschen daheim und bei Kräften waren. Aber jetzt war es noch zu früh am Tag für ihren Auftritt, außerdem wagten sie es ohnehin nicht, den grausamen Krummschnäbeln unter die Augen zu kommen. Doch immerhin erhielten sie ein paar zerkleinerte Kekse von Sorj o nens Tablett.
    Rauno Rämekorpi wollte wissen, welche Narbe die Operation hi n terlassen hatte. Eveliina berichtete, dass keine eigentliche Narbe entstanden sei, nur eine kleine Schramme in der Leistengegend, von dort war ein Schlauch in die Herzkranzarterie eingeführt worden. Sie zog Rock und Slip aus und zeigte ihre Hüfte.
    Aufmerksamen Blickes beugte sich der Weihnachtsmann vor, um sich die Stelle anzusehen, mit der Folge, dass er Lust hatte, die Klappe an seiner Hose aufzuknöpfen. Aber als er sich mit Eveliina aufs Bett legte, veranstalteten die Papageien einen so gewaltigen Lärm, dass nichts aus der guten Absichte wurde. Die Vögel flatterten durch den Raum, dass Daunen und Federn nur so flogen. Sie schrien und kreischten wie irre, und ein besonders bösartiger Kakadu wagte es sogar, dem Weihnachtsmann in den Hintern zu beißen. Da waren seine Heiligtümer wieder einmal in Gefahr.
    Die beiden versuchten, das anregende und stimmungsfördernde Vorhaben im Hausflur zu realisieren, aber dort war es zugig und kalt, und so erlahmte und erlosch die Erregung des Weihnachtsmannes. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Hose wieder zuzuknöpfen. Ein Kuss, eine Umarmung, und weiter ging die Fahrt.
     

16 Tarja
     
    Ein Weihnachtsmann ist in permanenter Eile, aber vor seinem Aufbruch vereinbarte Rauno noch mit Eveliina, dass sie unmittelbar nach dem Jahreswechsel wieder zur Arbeit käme. Sie würde Elgers Aufgaben übernehmen, denn Rauno hatte sie ja bereits im Herbst zur Ingenieurin erklärt. Zunächst könnte sie sich mit ihrer neuen Arbeit vertraut machen. Rauno Rämekorpi zweifelte nicht daran, dass sie Elgers Platz gut ausfüllen würde.
    Außerdem könnte sie sofort ihren Umzug aus dem hübschen Ga r tenhäuschen in Elgers leerstehende Wohnung in die Wege leiten, mitsamt der Vögel und Mäuse!
    Das nächste Ziel war bereits vorab vereinbart: Von Eveliina aus ließ sich günstig die Malminkaari ansteuern. Rauno rief Tarja Sal o korpi an. Die Kunsterzieherin war nicht zu Hause, sondern meldete sich auf ihrem Handy vom Friedhof in Malmi, wo sie auf dem Grab ihrer Mutter Kerzen anzünden wollte. Rauno schlug vor. dass er ebenfalls dorthinkäme, er würde zuvor nur noch die Weihnachtsg e schenke in Tarjas Wohnung schaffen.
    Dort öffnete auch diesmal wieder Tarjas Tochter Sirena, das p a tente, dunkelhäutige finnisch-tunesische Mädchen. Sie trug ein hübsches rotes Kleid, ihr krauses Haar war zu einem üppigen Knoten zusammengerafft . Die Kleine war ganz entzückt, als sie vom Wei h nachtsmann schöne Ballettschuhe geschenkt bekam, sie streifte sie sofort über ihre zarten Füße und machte vor den beiden Männern ein paar Tanzschritte.
    Seppo

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