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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Tisch in der Hütte und goss Glögg in den Kristallkelch. Es gab Umarmungen und schmatzende Küsse. Der Wichtel verwies auf seine viele Arbeit und entfernte sich zu seinem Cateringtaxi. Er sagte, er wolle selbst ein paar Weihnachtseinkäufe erledigen und bei der Gelegenheit den Wagen auftanken.
    Als er weg war, stießen Eveliina und Rauno miteinander an und verzehrten anschließend den Salat, der nach Eveliinas Meinung wirklich lecker schmeckte.
    Die Papageien bettelten um Leckerbissen, und auch ihnen schmeckte der Hering, obwohl sie im Prinzip Früchte und Samen fraßen. Zufrieden plapperten die Vögel vor sich hin. Raunos Wei h nachtsmannbart interessierte sie besonders. Ein paar Fäden ve r schwanden im Schnabel eines großen blauen Kakadus, ehe der Weihnachtsmann ihn verscheuchen konnte.
    Eveliina sagte, sie hätte nie gedacht, dass der Weihnachtsmann ihr so teure Geschenke bringen würde, und sie bedankte sich bei Rauno für all die Hilfe, die sie von ihm erhalten hatte.
    Im Raum stand ein großer elektrischer Heizkörper und summte vor sich hin, es war trotz der Ausdünstungen der Vögel warm und gemütlich. Lenins Gesammelte Werke waren aus dem Bücherregal verschwunden, stattdessen standen andere Bücher da, unter anderem das klobige Schwarzbuch des Kommunismus. Daneben standen zwei Ratgeber für Papageienhaltung: Ernährung und Hygiene der Pap a geien sowie Sprecherziehung für Kakadus.
    Eveliina wirkte gesund und munter. Wann würde sie zur Arbeit kommen?
    Eveliina: Der Arzt hat gesagt, dass ich nie wieder als Schweißerin tätig sein kann, das macht meine Pumpe nicht mit.
    Rauno: Aber du bist ja Ingenieurin. Sowie du den Job antrittst, kannst du aus diesem Kabuff raus und in Elgers Wohnung ziehen, da sind drei Zimmer und Küche, du kannst den Vögeln ihren eigenen Raum einrichten, wo sie herumflattern können.
    Eveliina: Was bin ich denn für eine Ingenieurin, sei nicht närrisch. Und womöglich komme ich ins Gefängnis.
    Eveliina hatte ein wirklich schreckliches Jahr hinter sich. Zuerst hatte sie ihre Wohnung verloren und ins Gartenhäuschen ziehen müssen, dann war sie krank geworden und am Herzen operiert worden, wie Rauno Rämekorpi wusste, und als sie wieder in ihre Hütte zurückgekehrt war, um sich von der Operation zu erholen, war nach einem Einbruch alles, was auch nur annähernd von Wert war, weg gewesen. Den Fernseher, den Kühlschrank, den Gasherd, die Gartengeräte, sogar Lenins Gesammelte Werke, alles hatten die Räuber mitgenommen. Das ganze Leben der jungen Frau war nur noch ein Scherbenhaufen gewesen, und über diesen letzten Rüc k schlag hatte sie nicht einmal mehr Rauno informieren mögen. Wenn dem Menschen erst mal richtig übel mitgespielt wurde, dann gab es dafür anscheinend kein Maß und für die Demütigungen keine Gre n zen mehr. Sie hatte sich gefühlt, als hätte das Schicksal sie aus der Gemeinschaft ausgestoßen, sie war ein elender Nichtsnutz, und am bittersten für sie war, dass all das ohne ihre eigene Schuld über sie hereinbrach.
    Eveliina hatte die Polizei angerufen und Anzeige erstattet. Die Beamten hatten alles notiert, sich aber nicht die Mühe gemacht, am Tatort zu erscheinen. Sie hatten nur kühl mitgeteilt, dass die Polizei nicht genügend Ressourcen für die Untersuchung solcher Bagatelld e likte hätte, es kaum schaffte, die großen Straftaten aufzuklären.
    Eveliina: Es war die Hölle, ich habe zwei Tage und Nächte nur im Bett gelegen und geweint und überhaupt nichts gegessen. Aber dann, als ich wieder aufstand, beschloss ich, dass es jetzt genug ist.
    All das Leid der vergangenen Wochen und Monate hatte sie so außer sich gebracht und gleichzeitig verhärtet, dass sie beschlossen hatte, die Einbrecher zur Rechenschaft zu ziehen und zugleich ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sie hatte eigenmächtig Ermittlungen angestellt, hatte die Nachbarn befragt, sorgfältig die Einbruchsspuren und die Art der Tat untersucht, hatte in der Umg e bung herumgeschnüffelt wie ein Spürhund, und bald war sie den Verbrechern auf die Spur gekommen. Entscheidend war Kaugummi gewesen, den sie im Flur der Hütte gefunden hatte, und sie kannte die Nummer des Lieferwagens, ein Nachbar hatte die Einbrecher vom Tatort wegfahren sehen.
    Eveliina: Ich war total verblüfft, wie frech sie gewesen waren! Sie hatten sich kaum die Mühe gemacht, sich zu tarnen, und so war es für mich ein Leichtes, der Bande auf die Spur zu kommen.
    Die Diebesbande unterhielt eine Art Stützpunkt

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