Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Putzeimer.«
    Kommentarlos saugte Tannenberg Luft ein und stieß sie mit einem leidenden Ächzen wieder aus.
    »Aber möglicherweise handelt es sich bei diesen Übereinstimmungen auch nur um reine Zufälle, und zwischen den beiden Mordopfern besteht keine andere Verbindung als die, die der Täter durch die Morde geschaffen hat«, überraschte der Gerichtsmediziner mit einer plötzlichen Kehrtwendung.
    Tannenberg blickte ihn verständnislos an.
    »Vielleicht geht es dem Täter einzig und allein um die Örtlichkeiten, von wo er aus einer perfekten Deckung heraus unerkannt zuschlagen kann. Und das ist nun mal ein Wald, der an einen Sportplatz grenzt. Etwas Idealeres gibt es gar nicht«, fuhr Dr. Schönthaler fort. Er brach ab und rückte seine Fliege zurecht. »Und auf einem Sportplatz findet man nun mal für gewöhnlich Sportler«, fügte er mit einem verschmitzten Lächeln an.
    Mertel brummte nachdenklich. »Vielleicht bringt uns dieser religiöse Spruch irgendwie weiter. Was bezweckt der Täter damit?«
    »Darauf kann ich mir auch noch keinen Reim machen«, grummelte Tannenberg.
    »Ich hab irgendwo mal einen Artikel über sogenannte ›Seriengesinnungsmörder‹ gelesen«, sagte Mertel. »Diese Irren töten aus den unterschiedlichsten, auch religiösen Beweggründen. Da sie aus ihren Taten keinerlei persönlichen Vorteil ziehen, sind ihre Motive für Außenstehende oft nicht nachvollziehbar. Außerdem sind diese Leute sehr schwer aufzuspüren, denn sie verhalten sich im normalen Leben völlig unauffällig.«
    Tannenberg raufte sich mit beiden Händen die Haare. »Warum muss ausgerechnet ich mich immer mit diesen durchgeknallten Psychopathen herumschlagen?«
    »Jeder, wie er es verdient«, bemerkte sein Freund trocken. »Und wieder schlägt der Volksmund zu: Wie der Herr, so sein G’scherr.«
    »Nee, ich will einfach nicht mehr.« Wie ein trotziges Kind stampfte der Leiter des K 1 auf dem feinkörnigen Sand herum.
    »Schluss jetzt mit diesem nervtötenden Gejammere, du altes Weichei«, blaffte Dr. Schönthaler. »Hör dir lieber mal an, welche interessanten Dinge ich noch zur Tatrekonstruktion zu verkünden habe. Vorhin hast du mich nämlich mitten in meinem Fachvortrag unterbrochen. Bist du bereit?«
    Tannenberg nickte.
    »Also: Der Heckenschütze lauert seinem Opfer auf und streckt es mit einem gezielten Schuss nieder. Dann verlässt er sein Versteck, schlendert in aller Seelenruhe hierher zu dieser Sprunggrube, verbuddelt darin den Leichnam und bringt einen Kabelbinder am Bein seines Mordopfers an. Und zu allem Überfluss zieht er auch noch die Sandfläche glatt. Das ist doch verrückt. Wieso hatte dieser Kerl keine Angst davor, dass ihn jemand dabei beobachtet?«
    »Dafür gibt es eine einfache Erklärung«, behauptete Wolfram Tannenberg. »Wenn deine Mutmaßungen hinsichtlich des Todeszeitpunkts stimmen, musste der Todesschütze nicht mehr lange warten, bis es dunkel war. Und dann hatte er alle Zeit der Welt, denn nachts wird sich wohl kaum jemand in dieses Stadion verirren.«
    »Da ist sicherlich etwas Wahres dran.«
    Tannenberg stieß ein merkwürdiges Grunzgeräusch aus, das nur schwerlich mit menschlichen Lautproduktionen in Verbindung zu bringen war. »Mich beschäftigt eine ganz andere Frage: Warum hat er in solch einem kurzen Abstand zugeschlagen? Zwischen beiden Attentaten liegen kaum mehr als 36 Stunden.«
    Dr. Schönthaler schnäuzte sich die Nase. »Tja, Wolf, das weiß wohl nur er selbst.« Mit der Fußspitze zeichnete er zwei senkrechte Koordinaten in den hellgrauen Sand, die wie ein Fadenkreuz aussahen. »Vielleicht haben wir es wirklich mit einem religiösen Fanatiker zu tun. Einer, der sich als apokalyptischer Reiter versteht und auf höheren Befehl hin unterwegs ist, um eine todbringende Mission zu erfüllen.«
    »Jetzt geht aber gerade der Gaul, auf dem dieser Reiter sitzt, mit dir durch, oder?«
    Sein Freund ließ wortlos eine Weile verstreichen, während der er das Kreuz mit der Schuhsohle wieder einebnete. Immer noch den Blick auf seinen Fuß gerichtet, seufzte er: »Na ja, wir werden es schon bald wissen. Übrigens lautet die entscheidende Frage nicht, warum er innerhalb von nur eineinhalb Tagen zwei Morde begangen hat. Die bedeutend spannendere ist die, wann er wieder zuschlagen wird.«
    »Glaubst du etwa, der macht in diesem Tempo weiter?«
    »Zumindest können wir das nicht ausschließen.«
    »Verflucht noch mal, sollen wir etwa alle Schüler, Lehrer und Sportler auffordern, nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher