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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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am Ende direkt auf sie hinweisen – bis sie schließlich von der Polizei gefasst werden. Viele von ihnen empfinden ihre Festnahme als große Erleichterung. Weil sie froh sind, dass alles vorbei ist. Gott sei Dank verhalten sie sich so«, sie malte mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft, »bescheuert. Denn wären sie nicht so extrovertiert veranlagt, käme man ihnen viel schwerer auf die Schliche – oder gar nicht.«
    Eva stockte und zog tief Luft in ihre Lungen. In ihren ausströmenden Atem hinein sagte sie: »Leider finden sich in der Kriminalgeschichte auch einige Beispiele von Serienkillern, die im Gegensatz zu den anderen im Verborgenen gewirkt haben und nur durch Zufall oder eben überhaupt nicht aufgespürt werden konnten.«
    »Und du hast das Gefühl, dass wir es hier mit einem Vertreter dieser introvertierten Spezies zu tun haben könnten?«, fragte der Leiter des K 1.
    Die LKA-Profilerin saugte die Wangen ein und nickte mit düsterer Miene.
    »Scheiße«, fluchte der Leiter des K 1.
    »Was habt ihr denn bis jetzt an Fakten zusammengetragen?«, warf Eva Glück-Mankowski in die Runde.
    »Wir haben bislang drei Opfer«, riss Tannenberg das Wort an sich. Er mochte es ganz und gar nicht, wenn sich in seinem eigenen Zuständigkeitsbereich irgendeine andere Person anschickte, ihm seine Leitungsposition streitig zu machen.
    Mit einer energischen Armbewegung schnappte er sich seinen Bambusstock und wies damit auf die Anschlagtafel. »Einen 18-jährigen Schüler und Leistungssportler, einen 68-jährigen ehemaligen Lehrer, der für das Sportabzeichen trainiert hat, und einen 32-jährigen Polizeibeamten und Bogenschützen.«
    »Damit ergibt sich folgendes Opferprofil«, verkündete die Kriminalpsychologin lauthals: »Männlich, in irgendeiner Form eine Affinität zum Sport. Allerdings scheint es der Täter nicht auf eine bestimmte Altersklasse abgesehen zu haben.« Sie nahm einen Filzstift und begann, ihre Erkenntnisse auf einem Kärtchen zu notieren.
    Tannenberg war von Evas schneller Reaktion überrascht und verfolgte schweigend ihre Schreibbewegungen.
    »Ich weiß nicht, ob wir wirklich ausschließen sollten, dass sein nächstes Opfer nicht auch eine Frau sein könnte. Das wäre meines Erachtens fahrlässig und würde nur die Frauen in falscher Sicherheit wiegen«, gab Sabrina zu bedenken.
    »Stimmt schon«, murmelte ihr Chef.
    »Wir gehen doch nach wie vor davon aus, dass der Täter vorhat, noch weitere Menschen zu töten, sehe ich das richtig?«, fuhr Sabrina Schauß fort.
    Ausnahmsloses, zustimmendes Nicken.
    »Vielleicht war es ja auch nur reiner Zufall, dass er bislang nur Männer und noch keine Frauen erschossen hat.«
    »Begründung.«
    »Die ist ganz einfach, Wolf. Frauen üben ihren Sport meist in einer Gruppe aus. Männer dagegen sind in dieser Hinsicht eher Einzelkämpfer.«
    »Da ist schon was Wahres dran«, bestätigte Tannenberg erneut. »Wobei dies auf Marcel Christmann nicht zutrifft, denn der wurde mitten in einem Sportwettkampf ermordet.«
    »Ah, Wolf, ich weiß nicht, ob wir diesen ersten Anschlag wirklich als Gegenargument gelten lassen sollten. Es könnte durchaus sein, dass der Täter diesen öffentlichen Ort absichtlich gewählt hat«, erwiderte die junge Kommissarin.
    Eva Glück-Mankowski schlug die Beine übereinander und umfasste das Knie mit ihren kräftigen Händen. »Du meinst im Sinne einer Theaterbühne, auf der er uns die Ouvertüre zu seiner dramatischen Oper vorgeführt hat?«
    Sabrina betrachtete die Profilerin mit einem anerkennenden Blick. »Ja, so könnte man das durchaus sehen, denke ich.«
    »Dieser Wettkampf hatte also eurer Meinung nach für den Täter eine besondere, quasi symbolische Bedeutung?«
    »Das ist nicht unwahrscheinlich, Wolf. Schließlich ist der 100-Meter-Lauf die Ouvertüre des Zehnkampfs. Und alle bisherigen Indizien deuten darauf hin, dass die Zehnkampf-Symbolik eine zentrale Rolle in diesem perversen Tötungs-Szenario spielt.«
    Tannenberg breitete die Arme zu einer flehenden Geste aus. »Verdammt noch mal. Ich verstehe nach wie vor den Sinn des Ganzen nicht.«
    »Wir sollten den Sport durchaus als einen entscheidenden Faktor bei dieser Angelegenheit betrachten«, meinte Zörntlein. »Darum scheint sich alles zu drehen, denn die Opfer waren allesamt Sportler. Das ist die einzige Gemeinsamkeit, die alle drei Anschläge wie eine thematische Klammer umschließt. Ich vermute, dass der Täter irgendeine besondere Beziehung zum Sport besitzt. Vielleicht

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