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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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handelt es sich um ein psychisch massiv gestörtes Dopingopfer, das mit gravierenden Folgeschäden zu kämpfen hat und den Sport für seine Probleme verantwortlich macht.«
    »Aha, George Clooney hat wohl ein paar Semester Psychologie studiert«, konnte sich Eva nicht verkneifen.
    Zörntlein ignorierte den Einwurf und fuhr mit seinen Ausführungen fort: »Oder der Täter ist ein ehemaliger Leistungssportler, der sich von Funktionären oder Trainern nicht ausreichend berücksichtigt und wertgeschätzt sah. Vielleicht hat man ihn irgendwann wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, ihn vom einen auf den anderen Tag rücksichtslos ausgemustert. Viele Leistungssportler stürzen nach Beendigung ihrer Karriere in ein tiefes Loch. Und zwar umso tiefer, je abrupter das Ende ihrer sportlichen Laufbahn eintrat.«
    Der BKA-Experte legte eine kurze Pause ein, in der er sein Wasserglas mit einem großen Schluck leerte und es zwischen den Händen hin und her drehte. »Oder der Mann hat irgendeine körperliche Beeinträchtigung oder Behinderung, die in ihm den Hass auf alles Schöne und Sportliche erzeugt hat.«
    »Dann müsste er Sie ja auch hassen«, schäkerte Eva. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Entschuldigung, das war wohl gerade ein ziemlich deplatzierter Beitrag. Nun wieder sachlich, Herr Zörntlein: Was Sie eben gesagt haben, hört sich aus kriminalpsychologischer Perspektive durchaus nachvollziehbar an.«
    »Schön, dass wir uns einig sind, Eva. Ich darf Sie doch so nennen?«
    »Sicher dürfen Sie das, George.« Der Kriminalpsychologin wurde abwechselnd heiß und kalt.
    »Gut«, gab Johannes Zörntlein mit einem amüsierten Schmunzeln zurück. »Trotzdem sollten wir uns nicht auf diese eine Hypothese beschränken. Denn meines Erachtens können wir im gegenwärtigen Ermittlungsstadium überhaupt nichts ausschließen.«
    »Sehe ich genauso«, stieß Tannenberg in dasselbe Horn.
    »Der Sport ist nur einer der möglichen Erklärungsansätze für ein mögliches Tatmotiv. Ich persönlich erachte nach wie vor einen terroristischen Hintergrund als durchaus denkbar, wenn nicht sogar naheliegend, schließlich wurde das erste Attentat am 11. September verübt – dem Tag der verheerenden Islamisten-Anschläge auf das World-Trade-Center.«
    »Nein«, wehrte Sabrina nicht nur verbal, sondern auch mit einer entsprechenden Geste ab. »Dafür fehlen uns doch alle Anhaltspunkte: Es existiert bislang weder ein Bekennerschreiben, noch gibt es Hinweise auf irgendwelche nationalistischen oder fundamentalistischen Motive.«
    »Das stimmt nicht ganz, Sabrina«, korrigierte ihr Vorgesetzter. »Bei dem ermordeten Pensionär haben wir ein religiöses Zitat gefunden.«
    »Ja, sicher, aber eines aus dem christlichen Kulturkreis. Und da sind religiöse Extremisten meines Wissens unbekannt.«
    »Nein, das ist so nicht richtig«, wandte die Kriminalpsychologin ein. »Es gab in der Vergangenheit durchaus religiös motivierte Einzeltäter, die dem Wahn verfallen waren, vom lieben Gott den Auftrag zur Erfüllung einer todbringenden Mission erhalten zu haben. In den USA zum Beispiel existieren zahlreiche protestantische Erweckungsfundamentalisten und katholische Charismatiker, die sich eine radikale Re-Christianisierung der Welt zum Ziel gesetzt haben.«
    »Leute, ich glaube, das bringt jetzt nichts mehr«, erklärte Tannenberg, während er mit den Fingern seine Haare durchfurchte. »Mir platzt gleich der Kopf. Wir drehen uns nur noch im Kreis herum. Wir haben immer noch zu wenige Fakten. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als die weiteren Ergebnisse der Rechtsmedizin und der Kriminaltechnik abzuwarten.«
    »Und die der Suchaktion der Hundertschaft, die morgen früh bei Sonnenaufgang das Waldgebiet durchkämmen wird«, ergänzte Sabrina Schauß. »Hoffentlich bringt uns das wenigstens weiter.«
    Ächzend wie eine alte, windgeplagte pfälzische Eiche drückte sich Tannenberg von seinem Ledersessel in die Höhe. »Ja, hoffentlich. Du hast ja Bereitschaft. Wenn was ist, meldest du dich bitte gleich bei mir.«
    »Sicher. Verzieht ihr euch mal in eure Betten.«
    Eva gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Gute Idee. Ich bin nämlich hundemüde.«
    »Verständigst du bitte die Fahrbereitschaft«, bat Tannenberg die junge Kommissarin. »Sie soll Eva und Johannes in ihre Hotels fahren. Ich gehe die paar Meter in die Beethovenstraße zu Fuß.«
    Während Sabrina den Telefonhörer aufnahm, wandte sich ihr Chef an den BKA-Experten: »Wo wohnst du denn

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