Zehnmall Männerliebe
wirklich roma n tisch und doch – es kribbelt überall. Vor Glück kann ich kaum atmen, weshalb mein ‚Ja‘ wie ein ‚Tja‘ daherkommt. Marcel verzieht den Mund und flüstert: „Nicht schlimm. Nur dann darfst du auch keinen anderen heiraten.“
„Ja, ich will“, bringe ich einwandfrei heraus und grinse dämlich ob me i ner Leistung.
Marcel atmet tief ein und dann küsst er mir das bisschen Gehirn raus, das er eben nicht wegg e fickt bekommen hat. Eine reife Leistung. Die Fenster der Fahrerkabine beschlagen und machen sie zu einem Ort fernab der natürlichen Welt. Hier drinnen gibt’s nur Marcel und mich, umhüllt von Liebe.
Erst am nächsten Tag holen wir die Polizei und ich muss den Sch a den, den ich der Eiche zugefügt habe, bezahlen. Egal. Ich würde alles hergeben für meinen Schatz. Der bestaunt den Wagen und meint doch kackfrech: „Die Gurke war eh schon hinüber.“
Die freundlichen Polizisten nicken und ich? Ich kneife meinem Liebsten in den Allerwerte s ten, ganz doll …
ENDE
Der Bronski Blues
Bronski hat einen Job, eine fette Gattin und zweimal im Jahr fahren sie in U r laub. Was will man mehr? Doch als es auf die Malediven geht, hält Bronski es einfach nicht mehr aus ...
Bronski starrte auf seinen Gehaltszettel und rechnete in Gedanken nach, was ihm noch blieb nach Abzug von Miete, Versicherungen und dem sonstigen Zeug, das jeder Mensch zu brauchen glaubte. Mist. Mehr als zwei Urlaube würden dieses Jahr nicht drin sein. Was ging es ihm doch schlecht.
Lydia aus der Buchhaltung fuhr dreimal im Jahr weg und Leon aus dem Controlling sogar viermal. Das war doch ungerecht! Gedankenverloren zerknüllte Bronski den Zettel, glättete ihn aber sofort wieder, als er an seine Gattin dachte. Diese bestand darauf, dass er das Papier vorzeigte, damit sie die Einnahmen und Ausgaben genau kontrollieren konnte.
Ilse war auch so ein Dorn in seinem Auge. Damals, als sie geheiratet hatten, war Ilse eine attraktive Frau gewesen, die sich im Laufe der Jahre aber zu einer fetten Quaddel entwickelt hatte. Okay, er selbst hatte auch das eine oder andere Pfündchen zugelegt, doch für seine fünfunddreißig Jahre sah er noch gut aus. Jedenfalls brauchte er den Blick in den Spiegel nicht zu scheuen, sofern er den Bauch ein wenig einzog.
Der Monitor flackerte, der Stromsparmodus hatte eingesetzt. Das bedeutete, dass Bronski jetzt schon eine Viertelstunde regungslos herumsaß und überlegte, doch er bewegte sich nicht. Eigentlich saß er hier doch sowieso sinnlos herum, hatte in den letzten zehn Jahren kaum einen Finger gerührt. Warum das nicht auffiel, war ihm ein Rätsel, doch anscheinend ging es ihm nicht allein so.
Der Kollege Lehmann von nebenan, Sachbearbeiter wie er, löste den ganzen Tag Kreuzworträtsel oder döste, den Kopf auf die Tastatur gelegt, weshalb er oft zum Feierabend hin verräterische Abdrücke auf der Wange trug.
Bronski seufzte, faltete die Gehaltsabrechnung sorgfältig zusammen und stopfte sie in die Tasche seines Hemdes. In zehn Minuten war Feierabend, die wollte er nutzen, um eine Runde Solitär zu spielen.
„Schatz, ich bin wieder da“, rief Bronski, nachdem er die Wohnungstür aufgeschlossen hatte.
„Ich bin in der Küche“, antwortete Ilse, wie jeden Tag.
Wie oft hatten sie genau diese Worte schon gesprochen? Unwillkürlich fing Bronski an zu rechnen, multiplizierte im Kopf die dreizehn Ehejahre mit dreihundertfünfundsechzig, kam auf kein brauchbares Ergebnis und entschied, nach dem Abendessen den Taschenrechner zu Rate zu ziehen. Was er mit der Zahl anfangen wollte, wusste er nicht.
„Ich würde gerne mal auf die Malediven“, sagte Ilse verträumt, während sie und Bronski bei einem Erbseneintopf saßen.
„Was kostet denn das?“
„Och, ist gar nicht sooo teuer“, fistelte Ilse und schaufelte sich einen riesigen Löffel Erbsen in den Mund. „Dasch koschtet um die Fünftauschend“, nuschelte sie mit vollem Mund.
Ihm wurde schlecht.
Es waren dann knapp sechstausend Euro, aber als Bronski hinter Ilse das Flugzeug verließ, wusste er gleich, dass diese Reise jeden Cent wert war. Die Palmen, der Himmel und – später, als sie im Hotel angekommen waren – das unendliche Meer. Ilse plapperte in einem fort und bemäkelte die Sauberkeit, das nicht deutschsprachige Personal, die harte Bettfederung und die Hitze. Bronski hasste sie schon lange, aber in diesem Moment wurde ihm das erst richtig vor Augen
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