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Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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die KTU fertig ist, wissen wir mehr.«
    Brahe nickte. »Der Attentäter wusste vermutlich, dass Sie zur Polizei gehören. Alles andere wäre ein zu großer Zufall. Hat das etwas zu bedeuten?«
    Darüber hatte Ellen auch schon nachgedacht, war aber zu keiner Lösung gekommen. »Ich wüsste nicht, was es für eine Bedeutung haben sollte, außer, dass er mich vielleicht irgendwo als Polizistin erkannt und dann beobachtet hat.«
    Brahe kannte Ellen schon lange. Er hatte sie selbst für diesen Posten empfohlen. »Sie wollen die Leitung bei diesen Ermittlungen unbedingt haben. Warum?«
    »Weil sie mir zusteht. Und weil es keinen Grund gibt, dass ich sie nicht übernehmen sollte.«
    »Auch wenn Sie alle Prüfungen mit Bestnoten absolviert und Ihr Team hervorragend geführt haben – Sie sind noch sehr jung und vielleicht doch angeschlagen von dem Sturz.«
    »Stefan Daudert ist genauso jung wie ich, und angeschlagen bin ich nicht.«
    »Aber Daudert ist nicht persönlich betroffen.«
    »Ich bin nicht befangen, wenn Sie das meinen. So ein Anschlag stachelt nur meinen persönlichen Ehrgeiz an. Ich will diesen Typen kriegen.«
    Brahe sah Ellen lange und durchdringend an. »Finden Sie den Täter. Aber wenn sich etwas Persönliches einschleicht, muss ich Ihnen den Fall entziehen.«
    »Ich weiß. Danke für Ihr Vertrauen.«
    »Enttäuschen Sie mich nicht.«
    Endlich in ihrem Büro angekommen, fand Ellen Sina, die es sich in ihrem Stuhl bequem gemacht hatte. »Du hier? Jetzt schon? Das kann nur eine Halluzination sein.«
    »Ich bin es wirklich, und ich habe dir etwas mitgebracht.«
    Sina wedelte mit einem Blatt Papier und legte es auf den Schreibtisch.
    »So schnell wart ihr noch nie mit einer Untersuchung fertig. Sonst verdrehst du die Augen, wenn ich am gleichen Tag ein Ergebnis haben will.«
    »Wir sind auch nicht fertig, aber das solltest du dir ansehen. Ich glaube nicht, dass es lange warten kann.«
    »War das Papier in dem Paket?«
    »Nicht direkt. Es war auf einer CD. Ein Brief an die Polizei. Wir haben ihn für dich ausgedruckt.«
    Ellen nahm ihn in die Hand und las.
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    wenn Sie diesen Brief lesen, haben Sie bereits festgestellt, dass ich mit Sprengstoff umgehen kann. Ihre kriminaltechnische Untersuchung wird Ihnen bestätigen, dass ich über weitere Mengen des Sprengstoffs verfügen könnte. Tatsächlich tue ich das – und die Menge ist nicht gering.
    Mit großer Befriedigung überlege ich mir, wie ich diesen Sprengstoff »effektiv« einsetzen kann. Dabei ist mir bewusst, dass es Ihr größtes Anliegen ist, genau das zu verhindern. Das werde ich Ihnen nicht leicht machen. Damit Sie in Ihrem Bemühen Erfolg haben, müssen Sie mit mir kommunizieren. Um diese Kommunikation zu führen, habe ich Ihnen der Einfachheit halber alles in einem Paket beigelegt, was Sie benötigen.
    Schließen Sie die Kameras an einen herkömmlichen PC an, der mit dem Server verbunden ist, auf dem Ihre Internetseite liegt, starten Sie das Programm auf der CD – fertig. Dieser geringe Aufwand ist für die Sicherheit der Bevölkerung bestimmt nicht zu viel Mühe.
    Damit ebendiese Bevölkerung – und auch ich – sehen können, dass Sie zufriedenstellend arbeiten, richten Sie die Kameras wie folgt ein: Die Kameras 1 und 2 sollen die Einsatzzentrale des Sonderkommandos zeigen, das Sie aufstellen, um mich zu fassen. Die dritte Kamera soll einen großen Monitor zeigen, auf dem Sie selbst das Internet verfolgen. Sie werden feststellen, dass gerade dieser Punkt eminent wichtig ist. Die vierte Kamera (mit dem integrierten Mikrofon und den Lautsprechern) dient der direkten Kommunikation mit mir.
    Die Sache mit den Kameras wird Ihnen nicht gefallen. Es ist eben wesentlich angenehmer, andere zu überwachen, als selbst überwacht zu werden. Aber wie Sie sonst anderen keine Wahl lassen, lasse ich Ihnen heute keine Wahl. Eine andere Kommunikation mit mir wird es nicht geben.
    Zum Schluss möchte ich mir einen guten Ratschlag erlauben: Sorgen Sie für leistungsfähige Kommunikationsleitungen. Ich bin überzeugt, dass Ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger hochinteressiert am Fortgang Ihrer Ermittlungen sein werden. Es geht schließlich um ihre Sicherheit. Morgen um zehn Uhr werde ich mich wieder bei Ihnen melden. Mit besten Wünschen für eine spannende vor uns liegende Zeit.
    Ihr/Ihre
    (Tja, den Absendernamen müssen Sie sich wohl erarbeiten :-)
     
    Ellen las den Schluss zweimal. »Was soll denn das werden? Spinnt der Typ? Der glaubt

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