Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
Vom Netzwerk:
meinst, ich soll abnehmen?« Sinas Entrüstung war nur gespielt. »Ich nehme jeden Tag ab. Fünf Mal! Immer zwischen den Mahlzeiten, das reicht.«
    Ellen lachte. »Komm erst mal rein. Ich habe Kaffee und Kuchen für uns. Danach fällt dir das Abnehmen sicher leichter.«
    Das ließ sich Sina nicht zweimal sagen. Sie stellte ihren Koffer und eine Plastiktüte ab und steuerte auf Ellens Korbsessel zu. Das war Ellens Lieblingsplatz. Man konnte sich so wunderbar in die weichen Kissen kuscheln. Der Sessel ächzte bedrohlich, als Sina sich hineinfallen ließ. Dieses Gewicht war er nicht gewohnt, aber er hielt. Ellen zog sich den Stuhl heran, der vor dem Schreibtisch mit ihrem Laptop stand.
    Sina entdeckte das Pflaster, das über der Webcam klebte. »Du kannst ihn immer noch nicht vergessen?«
    Ellen wusste, wer gemeint war.
    »Ich habe geschworen, ihn zu jagen, und das Pflaster verhindert, dass ich es je vergesse.«
    »Du bist nicht mehr im Polizeidienst. Du solltest dich auf dein neues Leben konzentrieren.«
    Ellen machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was machen denn die im Polizeidienst? Haben sie ihn gefasst? Oder machen sie wenigstens Fortschritte?
    »Du weißt genau, dass das bka uns den Fall weggenommen hat.«
    »Und was hört man von da? Nichts. Das heißt, sie haben ihn nicht, sonst hätten sie ihren Erfolg an die große Glocke gehängt.«
    Sina nickte zustimmend. »Ich habe gehört, dass Burgsmüller immer noch glaubt, dass du mit in der Sache drinsteckst.«
    »Burgsmüller und sein ganzes bka können mich mal. Sie werden ihn nie kriegen, dazu ist er zu clever. Er hinterlässt keine Spuren, und ich bin die Einzige, die ihn jemals gesehen und gehört hat.«
    »Aber du bist auf dich allein gestellt. Wie willst du ihm so auf die Spur kommen? Oder hast du etwas? Brauchst du deshalb den Lensfinder, den ich dir mitbringen sollte?«
    Ellen machte hastig ein Zeichen, dass Sina still sein sollte.
    »Ich geh mich mal etwas frisch machen. Iss du noch ein Stück«, sagte Ellen laut.
    Ellen nahm die Tüte, die Sina mitgebracht hatte, und verschwand im Bad. Dort packte sie den Inhalt aus. Der Lensfinder war ein äußerlich unscheinbares Gerät, das es aber in sich hatte. Die Werbung versprach, dass der Lensfinder unterschiedlichste Sorten von Wanzen und versteckten Kameras aufspüren würde, gleichgültig, ob sie über Funk oder drahtgebunden arbeiteten.
    Ellen überprüfte den Batteriestatus und steckte sich das Gerät in die Hosentasche. Es beulte sie ziemlich aus, aber immerhin passte es hinein. Dann ging sie zu Sina zurück. Anstatt sich zu setzen, drehte Ellen eine Runde im Zimmer, immer an der Wand entlang. In ihrer Hosentasche blieb es ruhig. Kein Vibrationsalarm. Um versteckte Kameras zu entdecken, musste Ellen den Modus wechseln. Sie hielt den Lensfinder so wie eine Kamera und sah durch den Sucher. Spezielle led s und Filter sollten auf diese Weise selbst kleinste Linsen sichtbar machen. Wieder nichts, aber Ellen wollte sichergehen.
    Als Gegentest entfernte si e das Pflaster von ihrer Laptopkamera. Der Lensfinder entdeckte sie auf Anhieb. Es funktionierte. Ellen klebte das Pflaster wieder hin.
    Sina verfolgte die Prozedur kauend und schweigend. Als Ellen fertig war, konnte Sina sich eine Bemerkung nicht verkneifen.
    »Das steht aber sehr ernst um dich. Du bekommst doch keinen Verfolgungswahn?«
    »Ich habe gute Gründe.«
    Ellen erzählte von ihrem Tag und dem dunklen Mercedes, der sie verfolgt hatte. »... wenn du mir nicht glaubst, gehen wir zu meinem Auto und ich zeige dir den Sender.«
    Die angedeutete Drohung mit den Stufen und dem Fußweg zog. »Ist schon gut«, sagte Sina, »ich glaube dir. Ist die Autonummer, die du wissen wolltest, von dem Mercedes?«
    »Ja.«
    »Du weißt, dass ich so etwas nicht für dich heraussuchen darf?«
    »Ich weiß vor allem, dass du dich nicht an alle Regeln hältst.«
    Tatsächlich war Sina für ihre manchmal unkonventionelle Vorgehensweise bei den einen berühmt und bei den anderen berüchtigt. Aber weil sie in der ktu zu den Besten gehörte, sah man ihr so einiges nach.
    »Die kriminaltechnische Untersuchung ist eine Kunst«, verteidigte sich Sina bei Vorwürfen. »Und ein Künstler darf sich nicht von Vorschriften einengen lassen.«
    »Also, auf wen ist der Mercedes zugelassen?«, drängte Ellen.
    »Auf eine winzige Firma. Gehört einem Boris Sokolev. Er ist der einzige Angestellte.«
    »So, wie ich dich kenne, weißt du noch mehr.«
    Sina verzog das Gesicht. »Du kennst mich

Weitere Kostenlose Bücher