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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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viel zu gut. Der einzige Auftraggeber für Sokolevs Firma ist Saatogo. Das ist ein Konzern, der ...«
    »... Saatgut herstellt und verkauft, blablabla«, unterbrach Ellen sie. Sie hatte mit nichts anderem gerechnet, aber Vermutungen waren die eine und Beweise eine andere Sache. »Das ist kein Zufall.«
    »Bei solchen Zufällen bin ich auch misstrauisch«, stimmte Sina zu. »Du glaubst also, dass diese Firma hinter dir her ist. Aber warum?«
    »Sie muss etwas zu verbergen haben. Etwas so Wichtiges, dass sich eine Überwachung lohnt.«
    »Nicht nur das. Wenn es stimmt, was du erzählt hast, dann geht es ihnen darum, die Selbstmorde der Bauern zu vertuschen.«
    »Vielleicht sind sie ihnen einfach unangenehm? Schlecht fürs Geschäft?«
    »Das zieht nur, wenn eine direkte Verbindung zwischen ihnen und den Selbstmorden existiert. Sonst könnte ihnen das im Prinzip egal sein.«
    »Wenn es diese Verbindung gibt, können das nur die Bauern wissen und die Zwischenhändler.«
    »Da kannst du genauso gut Steine fragen. Die Bauern sind so verschlossen, wie die Chinesische Mauer lang ist.«
    »Wenn wir Beweise wollen, müssen wir sie uns selbst beschaffen.«
    Sina bemerkte, wi e Ellen zu ihrem Koffer hinübersah. Es war kein Reisekoffer, sondern ihr Arbeitskoffer, vollgestopft mit allem, was man für eine professionelle Spurensicherung an einem Tatort benötigte.
    »Deshalb musste ich dieses Ding mitschleppen. Ist dir eigentli ch bewusst, dass ich heute freihabe? Und da willst du mich arbeiten lassen?«
    »Wenn d u nicht freihättest, könnte ich dich nicht einladen.«
    »Hm. Ich werde mir gründli ch überlegen, wie du das wiedergutmachen kannst. Wo soll's denn hingehen?«
    »Zum Hof der Schusters. Da liegt der Schlüssel für die offenen Fragen. Die Scheune ist so was von sauber, dass sie geradezu danach schreit, untersucht zu werden.«
    »Niemand kann so gut putzen, dass ich nichts mehr finde.« In dieser Beziehung war sich Sina ziemlich sicher. Die Untersuchungstechnologie war so weit fortgeschritten, dass kleinste Spuren ausreichten, die man mit bloßem Auge nicht mehr sehen konnte. Sina hatte bisher tatsächlich immer Spuren gefunden, mit einer Ausnahme: bei Ellens Erpresser. Das hatte Sina mächtig gewurmt.
    »Ich glaube nicht, dass Danuta die Polizei rufen würde, falls sie uns entdecken sollte«, sagte Ellen. »Vielleicht ist sie gar nicht da, sondern besucht ihren Mann im Krankenhaus.«
    »Dann mal los.« Sina wuchtete sich aus dem Sessel. »Wie kommen wir hin?«
    »Ich würde dich ja gerne fahren, ...«
    »... aber der Sender an deinem Auto ...«, führte Sina den Satz fort.
    »Vor allem musst du dann nicht so weit bis zum Parkhaus laufen ...«
    »... und ich kriege keinen Strafzettel, wenn ich noch länger vor deiner Tür stehe. Ich bin beeindruckt, wie fürsorglich du im letzten Jahr geworden bist.«
    »Nicht wahr?«
    »Dann wirst du sicher gerne meinen Koffer tragen.«
    Das war keine Frage. Das kurze W ortgeplänkel mit Sina hatte gutgetan. Die dunklen Wolken, die sich in der letzten Zeit über Ellen zusammengebraut hatten, rissen auf.

11
    Während der Fahrt plauderten sie über das Gute an der alten Zeit. Ellen genoss das Zusammensein mit Sina, und Sina genoss die freie Fahrt auf den Landstraßen. Für jemanden, der kaum aus Berlin herauskam, war das ein echtes Erlebnis.
    »Wir sind gleich da.« Ellen deutete nach halb links vorne.
    »Bei dem Rauch?«, fragte Sina.
    »Ja. – Himmel, was ist da los? Fahr schneller!«
    Sina gab Gas. Nach ein paar Kurven hatten sie freie Sicht.
    »Nein!«, rief Ellen. »Das ist Danutas Scheune. Sie brennt.«
    Jetzt brauchte Sina keine Aufforderung mehr. Sie trat das Gaspedal durch. Auf den letzten paar hundert Metern alarmierte Ellen die Feuerwehr.
    Fast hätte Sina Danuta angefahren. Die kam gerade aus dem Wohnhaus gestürzt und wollte zur Scheune hinüberlaufen.
    »Die Kinder! Die Ki nder sind dadrin«, schrie Danuta verzweifelt.
    Ellen sprang aus dem Auto und versperrte Danuta den Weg. »Du darfst da nicht rein. Das ist zu gefährlich. Ich hole sie da raus.«
    Danuta versuchte, sich aus Ellens Griff zu winden. Vergeblich. Jetzt war auch Sina heran. Ellen drückte ihr Danuta in die Arme.
    »Halt sie fest!«
    Das Feuer hatte am Rand des großen Tors, das für die Maschinen gedacht war, begonnen. Die Tür für einzelne Personen war eigentlich ein kleiner Ausschnitt des großen Tors und stand bereits in Flammen. Lange konnte das Feuer noch nicht brennen, aber es griff rasend schnell

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