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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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mir oder Rogan Dunkelfloxx ™ zu verabreichen?«, sagte ich.
    »Hi, Jeff!«, sagte Rachel. »Hi, Rogan!«
    »Rogan«, sagte ich, »hast du zufällig heute früher am Tag mit Rachel gefickt?«
    »Ziemlich«, sagte er.
    In meinem Kopf drehte sich alles. Rachel hatte mit mir plus Rogan gefickt? Heather hatte mit mir plus Rogan gefickt? Und jeder, der mit jemand anders gefickt hatte, hatte sich erst in diesen jemand anders verliebt und dann wieder entliebt?
    Was für ein durchgeknalltes Projektteam war das denn?
    Ich meine, ich hatte schon bei einigen durchgeknallten Projektteams mitgemacht, etwa bei dem, wo die Infusion irgendwas enthielt, das das Hören von Musik köstlich machte, und als dann Schostakowitsch reingeleitet wurde, war es, als würden in meinem Bereich echte Fledermäuse ihre Kreise ziehen, oder bei dem anderen, wo sich meine Beine ab der Hüfte total taub anfühlten, und doch stellte ich fest, dass ich fünfzehn Stunden am Stück hinter einer gefakten Kasse stehen und wundersamerweise plötzlich äußerst schwierige Divisionsaufgaben im Kopf lösen konnte.
    Aber von all meinen durchgeknallten Projektteams war dies bei weitem das durchgeknallteste.
    Ich fragte mich, was der morgige Tag bringen würde, ich konnte nicht anders.
    VI
    Bloß dass der heutige noch gar nicht vorbei war.
    Ich wurde noch einmal in den Kleinen Arbeitsraum 3 bestellt. Und saß da, als ein unbekannter Typ reinkam.
    »Ich heiße Keith!«, sagte er und kam gleich auf mich zu, um mir die Hand zu schütteln. Ein großer Südstaatler, Schlaks, viele Zähne, wallendes Haar.
    »Jeff«, sagte ich.
    »Freut mich sehr!«, sagte er.
    Dann saßen wir da und redeten nicht mehr. Immer wenn ich Keith einen Blick zuwarf, ließ er seine Zähne aufblitzen und schüttelte ungläubig den Kopf, als wollte er sagen: »Komische Veranstaltung hier, oder?«
    »Keith«, sagte ich. »Kennst du zufällig zwei Bräute namens Rachel und Heather?«
    »Aber so was von«, sagte Keith. Und plötzlich bekamen seine Zähne etwas Lüsternes.
    »Hast du zufällig heute früher am Tag Sex sowohl mit Rachel als auch mit Heather gehabt, und zwar dreimal mit jeder?«, fragte ich.
    »Was bist du denn für einer, ein Scheißhellseher?«, sagte Keith. »Du haust mich aber echt aus den Socken!«
    »Jeff, Sie verkacken hier grade total die Integrität unseres Experimentansatzes«, sagte Abnesti.
    »Also sitzt grade entweder Rachel oder Heather im Spinnenkopf«, sagte ich. »Und versucht sich zu entscheiden.«
    »Was zu entscheiden?«, fragte Keith.
    »Wer von uns beiden gedunkelfloxx ™ t wird«, sagte ich.
    »Iih«, sagte Keith. Jetzt sahen seine Zähne verängstigt aus.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Sie wird’s nicht tun.«
    »Wer?«, fragte Keith.
    »Wer immer da jetzt drinsitzt«, sagte ich.
    »Das war’s, Jungs, danke«, sagte Abnesti.
    Dann wurden Keith und ich nach einer kurzen Pause wieder in den Kleinen Arbeitsraum 3 gebracht, wo wir ein weiteres Mal warteten, während entweder Rachel oder Heather sich weigerten, einen von uns zu dunkelfloxx ™ en.
    Als ich wieder in meinem Bereich war, zeichnete ich ein Wer-hat-wen-gefickt-Diagramm, das folgendermaßen aussah:

    Abnesti kam herein.
    »Trotz Ihrer ganzen Fisimatenten«, sagte er, »haben Rogan und Keith haargenau wie Sie reagiert. Und Rachel und Heather genauso. Keiner von Ihnen konnte im entscheidenden Moment sagen, wer jetzt gedunkelfloxx ™ t werden sollte. Was super ist. Denn was bedeutet es? Warum ist das super? Es bedeutet, dass ED289/290 der wahre Jakob ist. Es kann Liebe wecken, es kann Liebe wegnehmen. Ich bin fast versucht, mit der Namensfindung zu beginnen.«
    »Diese Mädchen haben es heute jeweils neunmal gemacht?«, fragte ich.
    »Peace4All«, sagte er. »LiebesNeig. Sie wirken angepisst. Fühlen Sie sich angepisst?«
    »Na ja, ein bisschen rumgeschubst«, sagte ich.
    »Fühlen Sie sich rumgeschubst, weil Sie immer noch irgendwelche Liebesgefühle für eines der Mädchen hegen?«, fragte er. »Das müsste dokumentiert werden. Wut? Besitzergreifende Gefühle? Reste sexuellen Begehrens?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Sie sind ganz ehrlich nicht verärgert, dass ein Mädchen, das Sie geliebt haben, noch von zwei anderen Typen gevögelt wurde, und nicht nur das, sondern dass sie auch exakt dieselbe Qualität und Quantität von Liebe für diese beiden Typen empfunden hat wie für Sie, oder, was Rachel betrifft, wie sie kurz darauf für Sie empfinden sollte, von dem Zeitpunkt aus gesehen, als sie mit Rogan

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