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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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so, Sie können auf diesen Knopf drücken, dann kriegt Rachel Dunkelfloxx ™ . Oder Sie drücken diesen Knopf hier, dann kriegt Heather das Dunkelfloxx ™ . Verstehen Sie? Ihre Wahl.«
    »Die haben Dunkelfloxx ™ in ihren Mobipaks ™ ?«, fragte ich.
    »Sie alle haben Dunkelfloxx ™ in Ihren Mobipaks ™ , Dummerchen«, sagte Abnesti liebevoll. »Verlaine hat es am Mittwoch eingefüllt. Als Vorbereitung auf genau diese Studie.«
    Na, das machte mich jetzt aber nervös.
    Versuchen Sie sich mal daran zu erinnern, wie es Ihnen richtig schlecht ging, so schlecht wie noch nie. Dieses Gefühl hoch zehn kommt nicht mal in die Nähe von dem, was Dunkelfloxx ™ mit Ihnen macht. Das eine Mal, als es uns bei der Einführung verabreicht wurde, ganz kurz, zu Demonstrationszwecken, ein Drittel der Dosis, die jetzt auf Abnestis Fernbedienung ausgewählt war? Noch nie ist es mir so grässlich gegangen. Wir saßen alle mit gesenkten Köpfen da und stöhnten, so, Wie konnten wir jemals das Gefühl haben, das Leben sei lebenswert?
    Ich mag nicht mal daran denken.
    »Wie entscheiden Sie, Jeff?«, sagte Abnesti. »Kriegt Rachel das Dunkelfloxx ™ ? Oder Heather?«
    »Das kann ich nicht sagen«, sagte ich.
    »Müssen Sie aber«, sagte er.
    »Kann ich nicht«, sagte ich. »Das wäre so willkürlich.«
    »Sie finden, Ihre Wahl wäre willkürlich«, sagte er.
    »Ja«, sagte ich.
    Und das stimmte auch. Es war mir eigentlich egal. Es war so, als würde ich Sie in den Spinnenkopf setzen und sagen: Welche von diesen beiden Fremden möchten Sie lieber in das dunkle Tal des Todes schicken?
    »Zehn Sekunden«, sagte Abnesti. »Wir versuchen mit diesem Test herauszufinden, ob noch Reste von Zuneigung in Ihnen verblieben sind.«
    Es war ja nicht so, dass ich sie beide mochte. Ganz ehrlich hatte ich ihnen beiden gegenüber neutrale Gefühle. So als hätte ich keine von beiden je gesehen, geschweige denn gebumst. (Ich schätze, ich will damit sagen, die hatten es wirklich geschafft, mich auf den Boden zurückzuholen.)
    Aber nachdem ich einmal gedunkelfloxx ™ t worden war, wollte ich das einfach niemandem antun. Nicht einmal jemandem, den ich nicht besonders mochte oder gar hasste.
    »Fünf Sekunden«, sagte Abnesti.
    »Ich kann mich nicht entscheiden«, sagte ich. »Es ist willkürlich.«
    »Vollkommen willkürlich?«, sagte er. »Okay. Dann gebe ich Heather das Dunkelfloxx ™ .«
    Ich saß einfach da.
    »Nein, besser gesagt«, sagte er, »ich gebe es Rachel.«
    Saß einfach nur da.
    »Jeff«, sagte er. »Sie haben mich überzeugt. Für Sie wäre es willkürlich. Sie haben tatsächlich keine Präferenz. Das sehe ich. Und deshalb muss ich es nicht tun. Verstehen Sie, was wir gerade gemacht haben? Mit Ihrer Hilfe? Zum ersten Mal? Via ED289/290 in Folge? Was wir heute getestet haben? Sie müssen zugeben: Sie waren verliebt. Zweimal. Stimmt’s?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Sehr verliebt«, sagte er. »Zweimal.«
    »Ich hab doch ja gesagt«, sagte ich.
    »Aber Sie haben jetzt keine Präferenz formuliert«, sagte er. »Ergo ist keine Spur dieser beiden großen Lieben geblieben. Sie sind völlig davon gereinigt. Wir haben Sie hochge schraubt und wieder runtergebracht, und jetzt sitzen Sie hier, emotional genau da, wo Sie vor unserer Testreihe waren. Das ist Power, das ist Hammer. Wir haben ein mysteriöses ewiges Geheimnis entschlüsselt. Eine bahnbrechende, fantastische Sache! Angenommen, jemand kann nicht lieben? Jetzt kann er oder sie es. Wir können ihn oder sie dazu bringen. Angenommen, jemand liebt zu sehr? Oder liebt jemanden, der oder die von seinem oder ihrem Betreuer als unpassend erachtet wird? Wir können den ganzen Mist runterfahren. Angenommen, jemand hat den Blues, der großen Liebe wegen? Wir schalten uns ein, alternativ auch sein oder ihr Betreuer: Schluss mit Blues. In puncto emotionale Kontrollierbarkeit sind wir keine dahintreibenden Schiffe mehr. Keiner. Wir sehen ein Schiff dahintreiben, wir klettern an Bord, installieren ein Ruder. Und führen ihn/sie zur Liebe. Oder weg von ihr. ›All You Need Is Love‹, heißt es immer? Schaut mal, hier kommt ED 289/290. Können wir den Krieg beenden? Wir können ihn schon mal runterschrauben, todsicher. Plötzlich fangen die Soldaten auf beiden Seiten an zu ficken. Oder mögen sich total, bei geringer Dosierung. Oder angenommen, wir haben zwei Diktatoren, die sich auf den Tod nicht ausstehen können. Angenommen, ED 289/290 entwickelt sich auch schön in Pillenform, dann tu ich jedem von

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