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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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können, weil sie, wenn sie als Gruppe flüchten, immer noch an Kopf durch Mikroleitung verbunden, kleine Babyschritte machen müssen, damit keine zu weit voraus oder zu weit hinterdrein läuft, das würde an Mikroleitung reißen und könnte das Hirn derjenigen beschädigen, an der gerissen wurde.
    Anderer Bulle sagt, ja, so wäre das, falls SG s zu Fuß unterwegs sind. Aber kommt, Leute, sagt er, SG s sind doch nicht zu Fuß, die sitzen irgendwo in einem Truck von militanten Aktivisten und lachen sich schief.
    Ich: Aktivisten.
    Erster Bulle: Ja, genau, Women4Women, Bürger für ökonomische Gleichstellung, »Semplica soll in der Hölle schmoren«.
    Zweiter Bulle: Schon das vierte Mal diesen Monat.
    Erster Bulle: Diese Mädchen sind da nicht von alleine runtergekommen.
    Ich: Warum würden die denn so was tun? Sie haben sich doch ausgesucht, hier zu sein. Warum sollen sie denn mit irgendwelchen total –
    Bullen lachen.
    Erster Bulle: Die riechen den amerikanischen Traum, Baby.
    Kinder mehr als panisch. Kinder am Zaun zusammengekauert.
    Schulbus kommt und fährt wieder.
    Greenway-Vertreter (Rob) kommt an. Rob = groß, dünn, gebeugt. Sieht aus wie Bogen zum Bogenschießen, wenn so ein Bogen gepierctes Ohr und piratenlange Haare hätte und kurze Lederweste trüge.
    Rob lässt sofort Bombe platzen. Sagt, es tut ihm leid, dass er in diesem schweren Moment auch noch den Korinthenkacker spielen muss, aber er ist gesetzlich verpflichtet, uns davon zu informieren, dass wir laut Vertrag mit Greenway verantwortlich dafür sind, falls wir SG s nicht binnen drei Wochen auftreiben, nach Ablauf der Zeit die volle Summe für notwendigen Ersatz zu bezahlen.
    Pam: Moment, den was?
    Laut Rob beträgt die Ersatzsumme = 100$ pro Einzelperson und pro Monat der noch verbleibenden Zeit des Greenway-Vertrags zum Zeitpunkt ihres Verlusts (!). Betty (noch 21 Monate) = 2100$; Tami (noch 13 Monate) = 1300$; Gwen (noch 18 Monate) = 1800$; Lisa (noch 34 Monate) = 3400$.
    Summe = 2100 + 1300 + 1800 + 3400 = 8600$.
    Pam: Ach du heilige Scheiße.
    Rob: Glaubt mir, ich weiß, dass das viel Geld ist, ich bin hauptsächlich Songwriter, ja? Aber unser Ansatz ist – vielmehr, deren Ansatz, also Greenways, ja –, dass wir – vielmehr, die – eine Anfangsinvestition getätigt haben, und natürlich war die nicht billig, ja, wenn man mal an Visa und Flugtickets denkt und so?
    Pam: Hat uns keiner was von gesagt.
    Ich: Kein Wort.
    Rob: Hm. Wer hat Ihren Account noch mal bearbeitet?
    Ich: Melanie?
    Rob: Ja, genau, das dachte ich mir schon. Mit Melanie, also, Melanie hat manchmal schluderig gearbeitet, um schnell zu einem Abschluss zu kommen. Vor allem mit Paket-A-Kunden, die schnell mal geschmacklos sind? Nicht persönlich gemeint. Jedenfalls ist sie deshalb auch weg. Wenn Sie sie anmotzen wollen, gehen Sie zum Baumarkt, da ist sie die Nummer zwei bei den Farben und lügt Ihnen wahrscheinlich die Hucke voll, welche Farbe welche ist.
    Bin wütend und fühle mich vergewaltigt: Jemand war mitten in der Nacht in Garten, wo Kinder in der Nähe schlafen, und hat gestohlen? Uns bestohlen? 8600$ gestohlen, plus ursprüngliche Kosten der SG s (ca. 7400$)?
    Pam (zu dem Bullen): Wie oft finden Sie sie?
    Erster Bulle: Wen?
    Pam stiert Bullen an. (Pam = grimmig, wenn Familie zu verteidigen.)
    Zweiter Bulle: Ehrlich? Dann müsste ich zugeben, selten.
    Erster Bulle: Eher nie.
    Zweiter Bulle: Na ja, bis jetzt.
    Erster Bulle: Stimmt. Es gibt immer ein erstes Mal.
    Bullen gehen.
    Pam (zu Rob): Und was passiert, wenn wir nicht zahlen?
    Ich: Nicht zahlen können.
    Rob unwohl, Rob hochrot.
    Rob: Na ja, das wäre mehr was für die Anwälte.
    Pam: Sie würden uns verklagen?
    Rob: Ich nicht. Die. Ich meine, das machen die dann. Sie – wie heißt das? Sie beschlagsahnen Ihr –
    Pam (harsch): Beschlagnahmen.
    Rob: Tut mir leid. Tut mir alles leid. Melanie, wow, ich werd dich mal so richtig an deinem blöden Zopf reißen, dass dir der Kopf in den Nacken knackt. Nur ein Witz, ich red gar nicht mit ihr. Aber die Sache ist die: Das steht alles im Vertrag. Den habt ihr doch gelesen, Leute, oder?
    Stille.
    Ich: Na ja, wir hatten es ziemlich eilig. Wir wollten doch diese Party schmeißen.
    Rob: Stimmt, die Party, ich weiß noch. Das war vielleicht ne Party. Da haben wir alle von geredet.
    Rob geht.
    Pam stinksauer.
    Pam: Weißt du was? Die können mich mal. Sollen sie uns doch verklagen. Ich bezahle nicht. Das ist ja obszön. Das blöde Haus können sie haben.
    Lilly: Verlieren wir unser

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