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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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oder gewusst hast oder warst – wohin gehst du?»
    Er sah sie an, und plötzlich verstand er, was sie meinte.
    Sie gingen weiter, bis zu den Bäumen am Rand der Lichtung. Von dort aus führte eine einzelne Fußspur weiter. Sie beschlossen, dass Derek dablieb und den Wagen im Auge behielt, falls jemand zurückkam. Edie folgte den Fußspuren, bis die Bäume unvermittelt aufhörten. Sie stand am Ufer eines Sees. Die Eisfläche glitzerte im Mondschein. Sie blieb stehen. Die Fußspuren führten ans Ufer und von dort, immer schwächer werdend, aufs Eis hinaus. Die einzige weitere Spur, die Edie entdecken konnte, war eine einzelne Elchfährte, die ein Stückchen weiter weg vom Ufer in den Wald führte. Edie ging in die Hocke und untersuchte die menschlichen Fußabdrücke. Sie waren klein, und das Profil passte zu den Spuren, die von Schofields Hütte zur Garage geführt hatten. Der linke Abdruck zeugte von einer Schwere, die gut zu Schofields Hinken passte. Der rechte Fußabdruck war ein bisschen nach außen gedreht, als wäre die rechte Hüfte ein wenig steif. Sie hatte bei Schofield zwar nichts dergleichen bemerkt, aber schließlich hatte sie ihn auch nur kurz laufen gesehen.
    Sie zog sich ihre Hasenfellüberzieher über die Stiefel, um besseren Halt zu haben, und betrat behutsam das Eis. Sie spürte die Fläche unter ihren Füßen erzittern und prüfte bei jedem Schritt die Tragfähigkeit des Eises. Am Himmel hatten sich ein paar Wolken gesammelt, und es begann in großen, vereinzelten Flocken zu schneien. Schließlich tauchte in ihrem Blickfeld etwas Verzerrtes auf, eine dunkle Unebenheit, die sich als Eisfischloch entpuppte. Direkt daneben lag noch die Eissäge, mit der das Loch ausgesägt worden war.
    Sie trat an das Loch und kniete sich einen knappen Meter davon entfernt hin, dort, wo das Eis noch stabil war. Die Fußspuren führten direkt auf das Loch zu, doch von dem Loch weg führte gar nichts mehr. Sie knipste die Taschenlampe an, um etwas erkennen zu können. Die Schnittfläche war sauber, keine Spuren von Anstrengung und seltsamerweise auch nirgendwo Spritzspuren von Wasser. Wer auch immer in dieses Loch gegangen war, hatte keine verzweifelten Anstrengungen unternommen, sich zu retten. Und war auch nicht wieder herausgekommen.

[zur Inhaltsübersicht]
    32
    Chuck und Marsha Hillingberg saßen zu Hause und sahen sich im Frühstücksfernsehen an, wie Polizeichef Mackenzie detailliert über den Tod von Peter Galloway berichtete. Sein Leichnam war in einem abgelegenen Waldstück der Chugachwildnis gefunden worden, etwa fünfzig Kilometer entfernt von dem Ort, von dem er geflohen war. Es gab keinerlei Anzeichen für Fremdeinwirkung, und alles deutete darauf hin, dass der Mann auf der Flucht an Erschöpfung gestorben war. Im Übrigen war der Leichnam von Tieren übel zugerichtet worden, sagte Mackenzie, doch hätten die Tests eindeutig erwiesen, dass es sich bei dem Toten um Galloway handelte. Infolge dieses Fundes, fuhr Mackenzie fort, betrachte die Polizei von Anchorage die Ermittlungen zu den Todesfällen Lucas Littlefish und Jonny Doe nunmehr als abgeschlossen.
    Der Nachrichtensprecher beendete den Beitrag und leitete zur Meldung über einen bösartigen Bären in Fairbanks über. Danach folgte der Hinweis auf neueste Informationen über das Iditarod-Rennen, dann der nächste Werbeblock. Chuck stellte den Ton ab und genoss das Gefühl der Entspannung, das sich langsam in ihm breitmachte. Marsha gähnte und schenkte sich Kaffee nach. Offensichtlich beabsichtigte niemand, die Galloway-Sache weiterzuverfolgen. Auch die ganze Finstergläubigen-Geschichte würde bald wieder einschlafen. Sie hatten endlich wieder ihre Ruhe.
    Das Telefon klingelte. Es war Andy Foulsham, der die Hillingbergs daran erinnern wollte, dass der neueste Wahlwerbespot unmittelbar im Anschluss an den Iditarod-Bericht zum ersten Mal gesendet werden sollte. Chuck hatte den Film zwar schon mindestens sechs Mal gesehen, aber die erste Ausstrahlung im Fernsehen war trotzdem etwas Besonderes.
    Der Bericht über das Iditarod-Rennen begann, und Chuck schaltete den Ton wieder ein. Wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass die Ereignisse sie überrollt und sie mit Nicols aufs falsche Pferd gesetzt hatten. Jetzt, wo es ihnen gelungen war, endlich einen Schlussstrich unter die Todesfälle der beiden Jungen zu ziehen, und die Finanzierung der neuen Fernsehspots in trockenen Tüchern war, spielte es für seine Kampagne keine Rolle mehr, wer das

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