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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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Rennen gewann. Es zählte nur, dass Gouverneurskandidat Hillingberg vor Ort war, um dem Sieger den Pokal zu überreichen. Seit die Organisatoren in White Mountain, 110 Kilometer vor Nome entfernt, eine achtstündige Zwangspause eingeführt hatten, war es sehr viel einfacher geworden, den Zieleinlauf vorherzusehen. Genau das war natürlich die Absicht dahinter gewesen. Ein vorhersehbares Finale machte den Organisatoren, den Honoratioren und den Medien das Leben sehr viel leichter. Chuck hatte vor, selbst mit seinem Privatflugzeug nach Nome zu fliegen. Er wollte vor laufenden Kameras jubelnd an der Ziellinie stehen, wenn Wright ankam.
    Dann kam der Werbeblock. In freudiger Erwartung seines Auftritts lehnte Chuck sich zurück. Mittels Hallstroms großzügiger Unterstützung hatten sie einen Spitzenregisseur aus Seattle besorgt, der ihn unglaublich in Szene gesetzt hatte: glatt und vital, aber ohne zu jugendlich zu wirken, ein Mann in seinen besten Jahren. Er stellte den Ton lauter. Der Klang seiner eigenen Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Gleichzeitig war er gespannt. Ihm wurde klar, dass er, was das Blockhaus betraf, von einer lange schwärenden Wunde genas. Er hatte eine Krise abgewendet und war endlich wieder Herr seiner eigenen Nachrichten. Heute standen sie an dem Wendepunkt, den die Kampagne so dringend brauchte.
    Wieso hatte er dann plötzlich das brennende Gefühl, dass irgendwo irgendetwas schieflief?
    Er wartete, bis der Spot zu Ende war, und wandte sich an Marsha.
    «Sag mir bitte, dass wir nicht irgendwo irgendwas oder irgendwen übersehen haben.»
    Seine Frau fuhr herum und bedachte ihn mit einem ihrer Blicke. «Das haben wir doch alles schon zigmal durchgekaut.»
    «Tu mir den Gefallen. Geh es bitte noch mal mit mir durch.»
    Sie zögerte, schürzte die Lippen und gab einen genervten Seufzer von sich.
    «Es gab in dem ganzen Spiel nur ein einziges faules Ei, und das sind wir los.»
    «Und was ist mit der Eskimofrau?»
    «Meinst du die, die den ersten Jungen gefunden hat? Die weiß gar nichts. Außerdem ist sie in ein paar Tagen sowieso wieder am Nordpol oder wo immer sie herkommt.»
    Er schaltete den Fernseher aus. Marsha verließ das Zimmer, um sich ihren Morgenübungen zu widmen. Er schenkte sich Kaffee nach und ging im Geiste alles noch einmal durch, versuchte, sich auf die Frage zu konzentrieren, was ihm dieses ungute Gefühl verschaffte. Er nahm das Handy aus der Tasche und drückte die Kurzwahltaste. Vielleicht gelang es Andy, seine Zweifel zu zerstreuen.
    Sein PR -Manager meldete sich und faselte sofort irgendwas von positivem Twitter-Feedback, aber Chuck wollte etwas anderes wissen.
    «Andy, ist die Schofield-Erklärung schon raus?»
    Eine Pause entstand, während Foulsham umschaltete. «Um zehn.» Er klang enttäuscht, weil sein Boss offensichtlich keine Lust hatte, sich über die großartige Resonanz des Werbespots zu unterhalten.
    «Zieh sie vor.»
    Chuck Hillingberg legte auf. Er ließ sich in das weich gepolsterte Sofa sinken, schloss die Augen und stellte sich den Betreiber und einzigen Angestellten der Homer Community Website vor – wie er zur Arbeit kam, seinen E-Mail-Eingang durchsah und die Nachricht öffnete, die Foulsham verfasst und an einen gefügigen Anwalt geschickt hatte, der die Aufgabe hatte, diese einzige offizielle Stellungnahme weiterzuleiten, die es zum Tod von Tommy Schofield gab. Es war ein Einzeiler über den Selbstmord des Eigentümers von Schofield Developments. Die Website war der einzige Empfänger dieser Nachricht und somit auch die einzige, die sie veröffentlichen würde.

[zur Inhaltsübersicht]
    33
    Edie zückte Patricia Gomez’ Dienstausweis und bat darum, Terri Lightfoot zu sehen.
    Die Frau am Empfang der Green-Shoots-Klinik musterte den Stapel Teenie-Illustrierte, die Edie in einem Einkaufszentrum eine Straße weiter besorgt hatte, stellte fest, dass für sie nichts dabei war und winkte Edie durch. Bei der Begegnung mit Annalisa oben in der Hütte der Littlefishs hatte irgendwas nicht gestimmt. Annalisa hatte ihr nicht in die Augen gesehen. Das war fast immer ein schlechtes Zeichen.
    Das Mädchen saß in demselben Sessel im Gemeinschaftsraum wie beim letzten Mal, nur dass sie diesmal auf den Fernseher starrte. Edie ging direkt auf sie zu und setzte sich neben sie.
    «Erinnerst du dich an mich, TaniaLee?»
    TaniaLee ballte die Hände in ihrem Schoß zu Fäusten und öffnete sie wieder, suchte aber keinen Blickkontakt. Edie legte den Stapel

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