Zeig Gefühl, Darling (German Edition)
…“ Sie hob abwehrend die Hand, da er protestieren wollte. „Schon gut, ich werde mich nicht an dich klammern. Ein kleines Techtelmechtel wäre ganz nett gewesen. Leider war der ganze Abend viel zu kompliziert, und ich kann verstehen, weshalb du darüber hinaus nichts mit mir zu tun haben willst. Schließlich sind wir einfach zu verschieden.“ Sie versuchte ein Lächeln. „Aber … na ja, ich hatte gehofft, wir könnten ein anderes Arrangement treffen.“
Harry lehnte sich erschöpft zurück. Er war in seiner männlichen Eitelkeit gekränkt. Da schossen ihm lauter erotische Fantasien durch den Kopf, und sie nannte die Möglichkeiten lediglich nett. „Also, ich muss dir sagen …“
„Ich würde dich gern engagieren, Harry.“
Er hielt inne und fragte vorsichtig: „Wozu brauchst du einen Privatdetektiv?“
„Das habe ich dir schon gesagt: um Informationen über meinen Vater herauszubekommen. Er hat meine Schwester und mich vor vielen Jahren verlassen. Das ist kein Problem für mich, denn nach allem, was ich weiß, waren wir ohne ihn besser dran. Nur wird es jetzt Zeit, dass er einigen Verpflichtungen nachkommt. Da dein Freund dich wegen der Schutzgelderpressung engagiert hat, und mein Vater einer der Ladenbesitzer in der Gegend ist, dürfte es für dich kein allzu großer Aufwand sein, für mich ein paar Sachen herauszufinden.“
Eine böse Vorahnung beschlich Harry. Er erinnerte sich daran, wie sie ihm ihren Nachnamen genannt hatte. Sein Magen zog sich zusammen, und er musste sich zu der Frage zwingen. „Und wie heißt dein Vater?“
„Dalton Jones.“
5. KAPITEL
H arry verschluckte sich an seinem Kaffee, und Charlie sprang auf, um ihm mit erstaunlicher Kraft auf den Rücken zu klopfen. Die Katze floh fauchend aus der Küche. Harry nahm eine Serviette und wischte sich das Gesicht sauber.
„Geht’s wieder?“
„Wenn du aufhörst, mich zu prügeln, werde ich es wahrscheinlich überleben“, erwiderte er keuchend.
Charlie setzte sich wieder. „Das war vielleicht eigenartig“, erklärte sie. „Ich habe noch nie gesehen, wie jemand der Kaffee aus der Nase läuft. Noch dazu dampfend.“ Beeindruckt fügte sie hinzu: „Das hat sicher wehgetan.“
„Du hast Ted verschreckt, indem du so auf mich losgegangen bist …“
„Ach was, dieses Biest lässt sich nicht erschrecken.“
„Außerdem klingst du kein bisschen mitfühlend.“ In seinem Kopf hallten ihre Worte nach. Dalton Jones, sein bester Freund, der Mann, der immer für ihn da gewesen war, ihm zur Seite gestanden hatte während seiner Scheidung – dieser Mann war Charlies Vater? Und sie schien nicht die geringsten zärtlichen Gefühle für ihn zu hegen. Im Gegenteil, sie sprach seinen Namen sogar mit Verachtung aus. Seufzend ließ er den Kopf hängen.
„Wieso bist du plötzlich so deprimiert?“, wollte Charlie wissen und machte es sich wieder auf ihrem Stuhl bequem. „Wenn du den Job nicht willst, sag es einfach. Schließlich will ich dich zu nichts zwingen. Ich dachte nur, weil du ohnehin in der Gegend zu tun hast, wäre es leicht, mir Informationen über ihn zukommen zu lassen.“
Harry fühlte sich in die Ecke gedrängt. „Habe ich das richtig verstanden? Du willst Kontakt zu deinem Vater aufnehmen?“ Das war ein Schock, obwohl Dalton begeistert sein würde. Immerhin hatte er viele Jahre damit zugebracht, die Spur seiner Exfrau zu verfolgen, um Anspruch auf die Kinder zu erheben. Doch die Frau hatte sich jedes Mal aus dem Staub gemacht.
„Auf keinen Fall!“, widersprach Charlie aufbrausend. „Persönlich will ich mit ihm nichts zu tun haben. Von mir aus könnte er in der Hölle schmoren. Aber meine Mutter ist vor einiger Zeit gestorben, und durch ihre hohen Arztrechnungen und die Beerdigung bin ich völlig pleite. Ich brauche Geld, damit meine Schwester aufs College gehen kann. Auf der Bar lasten schon zu viele Hypotheken, und einen weiteren Bankkredit bekomme ich nicht.“
Harry wollte ihr sagen, dass Dalton ihr liebend gern in jeglicher Hinsicht helfen würde. Doch dann überlegte er es sich anders. Es war nicht seine Sache, an Daltons Stelle Versprechungen zu machen. Daher wollte er zuerst mit ihm reden. Außerdem war Charlies Haltung nicht gerade vielversprechend, und es war Daltons Aufgabe, ihr die Vergangenheit zu erklären.
Dennoch fühlte Harry sich verpflichtet, sie ein wenig zu besänftigen. „Tut mir leid, von deinen finanziellen Problemen zu hören, aber …“ Sie schlug mit der Faust auf den Tisch.
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