Zeig Gefühl, Darling (German Edition)
Inzwischen bedauerte sie ihre Rachepläne. Es tat ihr schrecklich leid, dass sie durch ihren schmerzlichen Brief zum Teil Schuld an seinem Herzanfall gewesen war.
Ihre ganze Konzentration galt dem Problem mit ihrem Vater. An Harry durfte sie nicht denken. Falls sie es doch tat, würde sie nur in Tränen ausbrechen. Sie liebte diesen arroganten, unangenehmen Kerl, der ihr etwas vorgespielt hatte. Das Traurige war nur, dass sie seine Gründe verstand und in seiner Situation nicht anders gehandelt hätte. Und wenn sie ihn nicht so gedrängt hätte, wären sie vermutlich auch noch nicht miteinander ins Bett gegangen. Dafür musste sie sich allein die Schuld geben. Sie hatte sich wie eine Närrin benommen.
Gedankenverloren marschierte sie auf den Juwelierladen zu, sodass sie den Wagen neben ihr zuerst nicht bemerkte. Geistesabwesend wandte sie den Kopf und entdeckte zu ihrer Überraschung Floyd auf dem Rücksitz. Er grinste sie boshaft an. Dann stoppte der Wagen, und Charlie fing an zu rennen. Doch sie kam nur ein paar Meter weit, bis er ihren Arm schnappte und sie zurückzerrte. Sie stolperte und fiel auf die Knie. Charlie stöhnte vor Schmerz.
Der Wagen hielt neben ihnen, und Ralph stieg aus. „Schaff sie auf den Rücksitz.“
Sie schrie und trat um sich, doch Floyd zog sie erbarmungslos zum Wagen. Erst jetzt bemerkte Charlie einen unbekannten Mann auf dem Beifahrersitz. Sie registrierte gerade, dass er aussah wie ein aalglatter Geschäftsmann, als sie Stimmen hinter sich rufen hörte. Das Blut gefror ihr beinah in den Adern, denn es war Daltons Stimme.
„Nein!“ Er durfte sich ihretwegen nicht in Gefahr bringen. Verzweifelt versuchte sie sich loszureißen und boxte Floyd in den Magen. Er keuchte und lockerte den Griff. Doch bevor sie sich befreien konnte, hatte Ralph sie gepackt.
„Lasst sie los!“, schrie Dalton und sprang Ralph von hinten an, sodass dieser das Gleichgewicht verlor. Während der ganzen Zeit stieß er wilde Flüche aus, von denen selbst Charlie beeindruckt war. Der dritte Mann stieg aus dem Wagen, und im nächsten Moment war der Wagen umzingelt von den Ladenbesitzern, die Stöcke, Besen und Fäuste schwingend aus ihren Geschäften kamen.
Charlie wurde zur Seite gestoßen und landete auf ihrem Hinterteil. Als sie sah, wie der Mann aus dem Wagen in die Innentasche seines Jacketts griff und eine Waffe zog, war sie sofort wieder auf den Beinen. Dalton stellte sich schützend vor sie.
Sofort endete die Auseinandersetzung. Niemand wagte es, sich zu rühren. Floyd und Ralph klopften fluchend ihre Kleidung ab und zupften ihre Jacketts zurecht. Sechs alte Männer und zwei grauhaarige Frauen standen mit wütenden Mienen und geballten Fäusten auf dem Gehsteig.
„Was sollen wir mit ihnen machen, Carlyle?“
Carlyle! Charlie versuchte, über Daltons Schulter zu spähen, da sie neugierig auf den Mann war, den Harry unbedingt fassen wollte. Da sie gekidnappt und angegriffen worden war, hatte sie bereits eine Rechnung mit ihm offen. Und jetzt, wo er ihren Vater bedrohte, wurde ihr Zorn noch größer.
Sie duckte sich unter Daltons Arm hervor, doch bevor sie zwei Schritte machen konnte, erschien Harry auf der Bildfläche. Blitzschnell sprang er hinter dem Wagen hervor und schlug Carlyles Arm nach oben. Ein Schuss löste sich, doch er ging in die Luft. Harry hatte den anderen Arm so fest um Carlyles Hals gelegt, dass dem Mann die Augen aus den Höhlen traten. In der Ferne heulten Sirenen.
Ralph und Floyd wichen zurück, wurden jedoch sofort von den Ladenbesitzern aufgehalten. Floyd schrie auf, als jemand ihm den Arm auf den Rücken drehte. „Weichling“, knurrte Moses angewidert.
Pops, der Besitzer des Lebensmittelladens, trat vor und drohte mit der Faust. „Erschießt sie!“
Harry sah grinsend zu Charlie. „Er ist genauso blutrünstig wie du.“
Carlyle versuchte sich loszureißen, doch Harry verpasste ihm, ohne zu zögern, einen Kinnhaken, sodass der Kerl wie ein nasser Sack zu Boden fiel. Charlie applaudierte gelassen.
Zwei Polizeiwagen und eine zivile Limousine fuhren vor. Der verantwortliche Detectice schien Harry zu kennen. Den Männern wurden Handschellen angelegt, und der Kofferraum ihres Wagen geöffnet. Charlie sah ein ganzes Arsenal an Waffen, Gewehren, Pistolen und Munition. Einer der Cops stieß einen Pfiff aus.
„Sie handeln mit illegalen und gestohlenen Waffen.“ Charlie registrierte, dass Harry wie versprochen die Schutzgelderpressung nicht erwähnte, um die Ladenbesitzer
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