Zeig mir, was Liebe ist
vor sich stehen. Er sah fantastisch aus, wirkte wie immer frech
und herausfordernd und ließ seinen Charme spielen, der darauf
abzielte, Frauen im Allgemeinen und Sheila im Speziellen das Herz zu
brechen.
Seine
Wangen waren gerötet vom kalten Wind des kühlen
Februarabends. Seine Schafswolljacke war am Hals geöffnet, der
Hut tief über die Brauen gezogen. Seine funkelnden braunen Augen
strahlten vor Intelligenz und Humor. Jeder Frau würde für
einen Moment das Herz stehen bleiben, bevor es stärker als je
zuvor weiterpochen würde, angesichts dieses atemberaubenden
Bildes – reine, animalische Manneskraft, raubeiniger
Cowboycharme.
"Hallo,
du hübscher Teufel", säuselte Sheila.
"Hast
du dich schon entschieden, ob du mich endlich heiratest?" zog
Ryan sie auf und beugte sich vor, um Sheila auf die Wange zu küssen.
"Darling",
meinte Sheila, "wenn ich glauben könnte, dass du es mit mir
aufnehmen kannst, dann könnten wir in Verhandlung treten. Aber
ich bin ein Realist, kein Träumer … im Gegensatz zu dir,
der nur davon träumen kann, was er alles versäumt."
"Was
für eine Frau!" Ryan lachte leise, als Sheila mit ihrer
Bestellung davonging. Obwohl Carrie sich eisern an der Tischkante
festhielt und offensichtlich die Absicht verfolgte, am Rand der Bank
sitzen zu bleiben, schob Ryan sie beiseite und ließ sich neben
ihr nieder.
Er
duftete nach dem kühlen Abend und nach Leder und all den anderen
vertrauten Dingen, doch Carrie hasste ihn in diesem Augenblick fast
so sehr, wie sie ihn immer geliebt hatte. Und zwar, weil er es
unbewusst geschafft hatte, sie wieder einmal ihrer Gelassenheit zu
berauben.
Als
Erstes schaute Ryan Nathan direkt ins Gesicht, der, wie Carrie
bemerkte, angesichts von Ryans unwillkommener Einmischung alles
andere als erfreut war.
"Na",
meinte Ryan dann, als er sich unschuldig lächelnd zu ihr
umdrehte, "ist das nicht nett? Hätte mir nicht träumen
lassen, dass ich heute Abend jemanden hier finde, mit dem ich essen
kann. Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich euch Gesellschaft
leiste, oder?" fuhr er munter fort, ungeachtet der Tatsache,
dass Carrie ihn mit ihrem bitterbösen Blick zu verstehen gab, er
solle besser verschwinden, solange er noch konnte.
"Wunderbar",
sagte er, bevor sie den Mund öffnen konnte, und wandte sich an
Nathan. "Ryan Evans." Er streckte Nathan die Hand über
den Tisch entgegen. "Nelson Beldon, richtig?"
"Nathan. Dr. Nathan Beldon", korrigierte Nathan ihn steif, und
weil ihm nichts anderes übrig blieb, ergriff er Ryans Hand.
"Sehr
erfreut, Doc." Ryan lächelte ihm zu, während er in
Carries Augen ein klein wenig zu viel Enthusiasmus bei diesem
Händedruck entwickelte, der schließlich damit endete, dass
Nathan mit einem leicht schmerzverzerrten Gesicht die Hand zurückzog.
Du
meine Güte, seufzte Carrie innerlich, war das eben tatsächlich
passiert? Hatte Ryan versucht, Nathan mit seiner Muskelkraft zu
überbieten? Wenn sie es nicht besser wüsste, könnte
man fast annehmen, er verhielte sich wie ein Straßenköter,
der sein Territorium markierte. Was natürlich ebenso absurd war
wie die Fantasie, die sie vierzehn Jahre lang gehegt hatte.
"Was
machst du hier, Ryan?" fragte sie angespannt. Sie brachte nicht
mehr als ein aufgesetztes Lächeln zu Stande, während sie
gleichzeitig all die Gefühle zu ignorieren versuchte, die sich
durch die Berührung seines Oberschenkels an ihrem einstellten.
Es war ein durch und durch muskulöser Schenkel.
"Natürlich
das Gleiche wie du, Carrie-Bärchen. Auftanken. Also …",
er wandte sich wieder Nathan zu, während sie ein wenig zur Seite
rutschte, um den Körperkontakt zu ihm zu unterbinden, "…
wie gefällt Ihnen Royal, Nolan?"
" Nathan ",
korrigierte Carrie ihn mit einem bösen Blick. "Sein Name
ist Nathan."
Noch
so ein jungenhaftes Grinsen. "Nolan. Nathan. Tut mir Leid,
Kumpel. Also … Sie sind Viehdoktor, richtig?"
Carrie
schloss die Augen und zählte bis zehn, während ihr das Blut
in die Wangen schoss. Sie wollte die Sache gerade richtig stellen,
als Nathan eingriff.
"Ich
bin Gynäkologe. Und Sie? Ihrem Aussehen nach zu urteilen, sind
Sie Cowboy, richtig?"
Carrie
öffnete die Augen. Sie musste lächeln. Nicht schlecht, eins
zu null für den Doc.
Okay.
Vielleicht doch nur ein halber Punkt, entschied sie, als sie die Ader
auf Nathans Stirn pulsieren sah.
Neben
ihr grinste Ryan jedoch nur noch breiter und machte damit deutlich,
wer hier die Oberhand hatte.
Und
von da an ging es nur noch bergab.
"Was
zum
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