Zeig mir, was Liebe ist
Krankenschwester, nichts weiter. Und du solltest zum
Teufel noch mal nicht hier sein."
"Ich
war vorsichtig", erklärte sie schmollend und warf ihm einen
einladenden Blick zu, der seine Wut ein wenig milderte und ihn
erregte. "Niemand hat mich herkommen sehen. Und du bist froh,
dass ich hier bin. Gib es zu. Du meine Güte, sei nicht so
spießig. Es ist schon Tage her, seit wir … Zeit
miteinander verbracht haben", fügte sie mit einem
vieldeutigen Lächeln hinzu. "Ich habe dich vermisst."
Er
betrachtete sie ungerührt und überlegte, ob er sie
hinauswerfen und ihr befehlen sollte, so lange fortzubleiben, bis es
sicherer wäre, aber dann schlug sie die Decke zurück und
breitet die Arme aus. Ihr Körper war genauso üppig wie ihre
kirschroten Lippen. Sie warf den Kopf zurück, und ihr langes
platinblondes Haar fiel verführerisch über ihre nackten
Schultern.
"Du
willst doch gar nicht, dass ich gehe, oder, Roman?"
Er
atmete hörbar aus und ging zum Bett hinüber. "Wie oft
soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht mit meinem richtigen
Namen anreden sollst?"
"Okay,
okay … Nathan." Jetzt war es ihre Stimme, die
voller Ungeduld war, ihre blassblauen Augen funkelten. "Ich weiß
es doch. Du hast mich häufig genug daran erinnert. Solange wir
in diesem staubigen Nest festhängen, bist du Dr. Nathan Beldon
und nicht Dr. Roman Birkenfeld, und ich bin die Krankenschwester
Marci Carson und nicht Mary Campbell. Aber du willst doch nicht
wirklich, dass ich gehe, Nathan?"
Sein
Blick wanderte über ihren Körper. Nein. Er wollte nicht,
dass sie ging. Jedenfalls nicht innerhalb der nächsten Stunde
oder so. Er brauchte sie noch, um diese Sache hier zu Ende zu führen.
Und jetzt wollte er mit ihrer Hilfe ein wenig seine Spannung
abreagieren.
Er
hatte in letzter Zeit nicht mehr vernünftig denken können.
Er musste bei klarem Verstand bleiben. Er musste sich wieder fassen
und seine Gedanken ordnen, seinen Plan überdenken. Musste
vergessen, was er dem echten Dr. Nathan Beldon, dessen Identität
er gestohlen hatte, angetan hatte. Musste aufhören, sich darüber
Sorgen zu machen, dass er vielleicht gefasst würde. Selbst wenn
die Polizei in Dallas Beldons Körper finden sollte – und
er hatte sein Möglichstes getan, damit ihr das nicht gelang –,
hätte sie keine Beweise, ihn für den Mord verantwortlich zu
machen. Er war nicht dumm. Er wäre nicht da, wo er jetzt stand,
wenn er dumm gewesen wäre.
Er
musste jetzt nur seine Sinne beisammenhalten, damit er an Natalie
Perez herankam. Diese Hexe. Sie war diejenige, die ihm alles
vermasselt hatte. Sie hatte durch ihre Schnüffelei von seinem
Babyhandel Wind bekommen und war mit ihrem Kind und seinem Geld
abgehauen – Geld, das er seit Monaten durch den Verkauf von
Babys angespart hatte, damit er endlich diese Kredithaie befriedigen
konnte, an die er sich wenden musste, um seine Spielschulden in
Atlantic City zu begleichen. Er war so gut wie tot, wenn er nicht das
Baby und das Geld zurückbekam. Dank Natalie Perez hatte er so
einiges einstecken müssen, und man hatte ihn bedroht – mit
dem Versprechen, dass man ihm keinen leichten Tod gönnen würde,
wenn er seine Schulden nicht bezahlte. Und zwar bald.
Er
wischte sich mit seinem schweißnassen Handrücken über
das Kinn. Er musste sich das Baby holen. Und er musste die halbe
Million Dollar, die ihm diese Hexe gestohlen hatte, zurückbekommen,
damit er die Haie loswurde.
Also
nein. Er wollte nicht, dass die Frau, die ihm das Bett wärmte,
ging. Er brauchte ein wenig Erleichterung von all diesem Druck. Eine
falsche Identität aufrechtzuerhalten, ständig auf der Hut
vor den Kredithaien zu sein, Pläne zu schmieden, wie er aus all
dem wieder herauskommen sollte …, das forderte schon seinen
Tribut. Er schlief kaum noch. Er hatte Gewicht verloren.
"Komm
schon, Baby", schnurrte Mary und ließ sich zurück auf
die Kissen sinken. "Ich helfe dir, damit du dich besser fühlst."
Ja,
dachte er. Sie war eine echte Florence Nightingale … und er
konnte eine heilende Hand gut gebrauchen.
Er
trat zum Bett und legte sich zu Mary. Er würde morgen über
Carrie Whelan nachdenken. Die kleine, dumme Weltverbesserin war eine
leichte Beute – reif zum Pflücken. Sie war so naiv wie ein
Baby und auf dem besten Weg, sich in ihn zu verlieben. Sie war nur
Mittel zum Zweck – und völlig entbehrlich. Jeder in diesem
kleinen Kaff war so einfach zum Narren zu halten … sogar die
Krankenhausleitung. Sie hatten nicht einmal die Referenzen
Weitere Kostenlose Bücher