Zeig mir, was Liebe ist
flehte Ryan im Stillen. Er konnte es nicht
ertragen, wenn sie das tat.
Er
kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. So konnte das
nicht weitergehen. Er musste es ihr erklären. Vielleicht konnte
er ihr ja klar machen, dass Beldon ein mieser Charakter war –
obwohl er es nicht mit letzter Sicherheit behaupten konnte –,
und sie würde wieder vernünftig werden.
"Komm
schon, Bärchen", sagte er leise. "Ich bringe dich nach
Hause. Wir reden."
Sie
warf ihm einen wütenden Blick zu, atmete tief durch und
stolzierte dann an ihm vorbei zum Parkplatz. Ohne ein Wort zu sagen,
riss sie die Beifahrertür seines Wagens auf und kletterte
hinein.
Da
saß sie mit verschränkten Armen und starrte zornig aus dem
Fenster, als er Shamu auf den Rücksitz springen ließ und
sich dann hinter das Lenkrad klemmte.
Einen
Moment lang überlegte er, wie er dieses eisige Schweigen am
besten brechen sollte, als Carrie scheinbar empfindungslos erklärte:
"Vergiss es, Cowboy. Halt den Mund und fahr."
Die
Drohung war eindeutig. Sollte er es wagen, seinen Mund zu öffnen,
würden wahrscheinlich lediglich ein paar Zähne
herausfallen, weil sie ihm einen kräftigen Hieb verpasst hätte.
Er hatte sie schon in Aktion erlebt. Für ein Mädchen hatte
sie einen ziemlich kräftigen rechten Haken – als Teenager
hatte Travis ihn das ein oder andere Mal zu spüren bekommen,
wenn er sie so sehr aufgezogen hatte, dass sie vor Wut explodiert
war.
Sie
war im Augenblick mehr als erbost und auf dem besten Weg zu einem
Tobsuchtsanfall. Er hatte während seiner Rodeozeit ein paar
Wildpferde zugeritten, die in einer ähnlichen Laune gewesen
waren wie Carrie jetzt. Sie hatten ihn mit voller Wucht in den Dreck
geworfen, so als wäre er nichts weiter als eine gekochte Nudel.
Er hatte es überstanden und wieder reiten können …
aber nur knapp.
Er
räusperte sich, ließ den Motor an und entschied sich,
Vernunft walten zu lassen, indem er genau das tat, was die Lady
verlangt hatte. Er hielt seinen Mund und fuhr.
"Komm
rein", befahl Carrie, als Ryan fünfzehn Minuten später,
nach einer sehr schweigsamen Fahrt, vor ihrem Haus hielt.
"Ja,
Ma'am", erwiderte er gehorsam, bevor er zu Shamu sagte: "Du
wartest hier", und Carrie dann schweigend zur Haustür
folgte.
Auf
dem Weg zum Haus spürte sie seinen Blick. Sie hoffte, er genoss
den Anblick, denn er würde ihn in absehbarer Zeit nicht wieder
zu sehen bekommen.
Nachdem
sie die Haustür geöffnet hatte, bedeutete sie Ryan, er
solle vorangehen. Brav ihren Anweisungen folgend, schob er sich an
Carrie vorbei und blieb dann in der Mitte ihres Wohnzimmers stehen,
die Hände in die Hüften gestemmt, den Hut tief über
die Brauen gezogen, und wartete. Dabei sah er aus wie eine
internationale Werbefigur für Rodeos, Jeans oder texanischen
Tourismus. Bei diesem Gedanken warf Carrie angewidert ihren
Haustürschlüssel auf den Tisch.
Zur
Hölle mit ihm! Warum sah er nur so großartig aus? Warum
war er so clever und so erfolgreich in seiner Mission … wie
auch immer die lautete.
Nun,
sie würde es gleich herausfinden, und dann würde sie dem
ein Ende bereiten. Auf der Fahrt hierher hatte sie sich gezwungen,
den Mund zu halten, sich erst zu beruhigen, so dass, wenn sie mit ihm
redete, es kraftvoll, rational und entschlossen klingen würde.
"Ich
habe genug davon", erklärte sie langsam und deutlich und
mit entsprechender Betonung, so dass Ryan tatsächlich ein wenig
unbehaglich dreinsah. "Ich habe genug von deinen Einmischungen.
Von deiner Schauspielerei. Von den Demütigungen."
Als
er den Mund öffnete, hob sie die Hand. "Ich will es nicht
hören."
Weise
entschied er sich, ruhig zu bleiben.
"Ich
will nicht hören, was du zu sagen hast, denn keine Erklärung
könnte vernünftig, gut oder überzeugend genug sein, um
deine Taten zu entschuldigen. Jetzt möchte ich, dass du mir
zuhörst, Ryan Evans", fuhr sie fort, marschierte zu ihm und
blickte ihm direkt in die Augen. "Ich möchte kein
gönnerhaftes Grinsen mehr sehen, keinen fehlgeleiteten
Beschützerdrang. Und wehe, du tauchst noch einmal auf und
sabotierst eine Verabredung mit Nathan Beldon. Ich bin inzwischen ein
großes Mädchen und kann auf mich selbst aufpassen. Es ist
mir schon klar, dass Travis dich zu dieser ganzen Sache verleitet
hat, und ich weiß, dass du dich ihm verpflichtet fühlst.
Aber ich schwöre dir, wenn du dich nicht aus meinen
Angelegenheiten heraushältst, dann werde ich nie wieder ein Wort
mit dir reden. Und Travis steht ebenfalls
Weitere Kostenlose Bücher