Zeig mir, was Liebe ist
hilflos an. "Mann, ich kann es auch
nicht fassen! Dieses Vieh hat es doch tatsächlich geschafft,
sich aus seinem Halsband zu befreien."
Natürlich.
Wie wunderbar zufällig, dass ein Hund, dessen Auffassung von
körperlicher Anstrengung darin bestand, seinen Futternapf zu
leeren, so heftig an der Leine reißen würde, um
auszubrechen.
Wenn
Wut eine greifbare Form hätte, dann wäre sie ein
Zementblock, den Carrie auf Ryans Kopf zerschmettern würde. "Hol
diesen Hund sofort von ihm herunter!" forderte sie Ryan auf.
Er
ging bereits auf den Hund zu und zerrte und lockte ihn – nicht
gerade überzeugend, wie Carrie fand – von Nathan weg.
Carrie
war so aufgebracht, dass sie nur noch rotsah. Sie bekam kaum etwas
von Ryans heuchlerisch vorgetragenen Entschuldigungen mit. "Hier,
lassen Sie mich Ihnen aufhelfen, Nelson" und "Ach, herrje,
tut mir Leid, dass mein Hund ein solches Chaos angerichtet hat"
und "Verflixt, das wird aber hässliche Flecken geben,
oder?" Und das immer wieder beliebte "Sie sind ja ganz
nass, Mann. Sie sollten lieber nach Hause fahren und diese Hose
ausziehen, bevor Sie sich eine Erkältung holen."
Dann
war alles vorbei, abgesehen von den giftigen Blicken, die Nathan Ryan
zuwarf, als er auf die Füße kam. Er bedachte Carrie mit
einem zornigen Blick, sammelte seine Decke und den Korb ein und
stapfte wütend zum Parkplatz und zu seinem Wagen.
Es
vergingen einige lange, beschämende Minuten, in denen Carrie
einfach dastand und unbewusst registrierte, dass Shamu nach den
letzten Crackerkrümeln und den Überresten des Käses
suchte, während Ryan versuchte, ihn wieder in sein Halsband zu
zwängen.
"Bist
du okay, Carrie?" fragte Ryan schließlich.
Sie
blickte Nathans Wagen nach, bis er außer Sicht war, und wandte
sich dann langsam dem Mann zu, der es schaffte, alle ihrer Romanzen
im Keim zu ersticken. "Sehe ich etwa aus, als wäre ich
okay?"
5.
Kapitel
Carrie
sieht aus, dachte Ryan, wie eine Frau, die kurz davor ist, etwas
Ungewöhnliches zu tun. Wie zum Beispiel einen Mord zu begehen.
Er
hatte trotzdem keine Angst.
Zumindest
nicht viel.
Aber
er war sehr zufrieden mit sich. Sein Timing hätte ein bisschen
besser sein können. Dieser Mistkerl hatte doch tatsächlich
seine Finger auf Carrie gehabt und sie geküsst, als er, Ryan,
die beiden endlich gefunden hatte. Er war bis zum Rand des Wäldchens
gelaufen und hatte Shamu mit einem aus tiefstem Herzen kommenden
"Fass!" losgelassen.
Natürlich
würde Shamu keiner Fliege etwas zuleide tun, also war Beldon in
keiner ernsthaften Gefahr gewesen, aber der große, haarige Hund
liebte Picknicks, also fand Ryan seinen Plan überzeugend. Alles
in allem war es ja auch gut gelaufen – wenn man einmal von
Carries Reaktion absah.
Mit
ihrer Wut konnte er leben. Aber ihr Unglücklichsein konnte er
nicht ertragen. Und sie war eine wutschnaubende Mischung aus beidem.
Langsam
überdeckten Schuldgefühle seinen Triumph. Unsicher kratzte
er sich am Kinn und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte.
Das
war das Problem. Wenn er Carrie anbot, sie nach Hause zu bringen,
würde sie ihn zur Hölle schicken und den weiten Weg lieber
zu Fuß nach Hause gehen. Wenn er sich hastig von ihr
verabschiedete, würde er damit das Fass zum Überlaufen
bringen, aber sie würde ihn wahrscheinlich auffordern, sie
mitzunehmen.
Er
entschied sich für die effektvollere Variante.
"Okay,
wir sehen uns", meinte er, packte Shamu am Halsband und drehte
sich um, um zu gehen.
"Das
wars? Du ruinierst meinen Valentinstag, und alles, was du zu sagen
hast, ist 'Wir sehen uns'?"
Ryan
blieb stehen, drehte sich um und gab vor nachzudenken. "Lass
mich überlegen. Panik, Unordnung, Chaos – ja, ich würde
sagen, meine Arbeit hier ist erledigt."
Dass
er zugab, ihre Verabredung mit Absicht sabotiert zu haben, machte
Carrie sprachlos. Zwei Sekunden lang. Auch Ryan brachte es etwas aus
dem Konzept. Er hatte nicht vorgehabt, es zuzugeben … aber sie
sah so verlassen aus, wie sie so dastand. Und während er nicht
die geringsten Skrupel wegen Beldon hegte, schmerzte es ihn, sein
kleines Carrie-Bärchen derart unglücklich zu sehen.
"Warum
tust du mir das an?" schrie Carrie ihn an. Sie hatte die Hände
zu Fäusten geballt und gegen ihre langen Beine gepresst, die in
einer eng anliegenden, ausgeblichenen Jeans steckten. Sie zitterte
geradezu vor Wut; ihre Wangen waren gerötet von der Kälte
und vor Aufregung. In ihren großen braunen Augen glänzten
Tränen.
Bitte,
lass sie nicht weinen,
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