Zeig mir, was Liebe ist
hatte.
Zu
diesem Zeitpunkt gab es eigentlich nur eins, was sie mit Sicherheit
wusste. Er hatte nicht die Absicht, sie am Leben zu lassen. Ob Travis
ihr zu Hilfe kam oder nicht, es gab überhaupt keinen Grund, der
Birkenfeld veranlassen könnte, sie nicht zu töten.
Merkwürdigerweise
machte sie sich weniger um sich selbst als um Travis und Ryan Sorgen.
Sie würden sich verantwortlich fühlen. Wenn ihr etwas
geschah, dann würden sie sich ihr Leben lang Vorwürfe
machen.
Und
sie hatte Ryan – diesem dickköpfigen, altmodischen
Neandertaler – niemals gesagt, dass sie ihn liebte. Diese
Erkenntnis gab ihr neuen Mut und stärkte ihre Entschlossenheit.
Sie würde sich nicht einfach ducken wie ein verängstigtes
Tier und zulassen, dass Birkenfeld sie tötete.
Tier .
Das wars! Das war der Geruch, der sich mit dem Duft nach Antiseptikum
und Staub vermischte, und den sie erst nicht hatte definieren können.
Himmel. Sie wusste jetzt, wo sie war.
Travis
war mit dem Wagen auf dem Weg zu einer Besprechung im Club, als sein
Handy klingelte. Ein Blick auf die Anzeige verriet ihm, dass es sich
um Carries Nummer handelte. "Hallo, Bär, was gibt es?"
fragte er munter.
"Ich
habe etwas, was Sie gern haben möchten, Whelan."
Travis
fuhr fast auf den Wagen vor ihm auf. "Wer ist da?" fragte
er gereizt.
"Roman
Birkenfeld."
Panik
stieg in ihm auf. "Birkenfeld? Was zum Teufel machen Sie …"
"Halten
Sie den Mund", forderte Birkenfeld ihn barsch auf, so dass
Travis nichts anderes übrig blieb, als zu gehorchen. "Hören
Sie einfach zu. Es ist so, wie ich sagte. Ich habe etwas, was Sie
haben möchten, und Sie haben etwas, was ich haben will. Ich habe
Ihre Schwester."
"Sie
Mist…"
"Ja,
ja, Sie sind einer von diesen knallharten Texanern, aber jetzt habe
ich die Oberhand. Wenn Sie sie wiederhaben wollen, tun Sie genau das,
was ich Ihnen sage. Keine Fragen, verstanden?"
"Ich
will mit ihr reden", forderte Travis, dem der kalte Schweiß
ausgebrochen war.
Er
hörte einen unterdrückten Schrei – vor Schmerz, vor
Überraschung – ein Schrei, der sich schmerzhaft in sein
Bewusstsein bohrte. Und dann hörte er Carries Stimme. Die Angst,
die darin mitschwang, gab ihm den Rest.
"Travis."
"Carrie.
Oh, Himmel, Bärchen. Was hat er dir getan?"
"Nichts.
Noch nicht. Mir geht es gut. Ich … ich bin zäh. Gute
Abstammung vermutlich."
Ihr
Mut zerriss ihm fast das Herz. "Wo bist du, Kleines?"
"Ich
… Nathan … ich meine, Roman … er hat mir eine
Augenbinde umgebunden. Travis, ich liebe dich. Ich werde immer an …
Fort Worth denken …"
Birkenfeld
riss ihr das Handy aus der Hand. "Das ist ja alles sehr
rührend", unterbrach er sie, "aber jetzt kommen wir
zum Geschäft, Whelan. Und damit wir uns nicht missverstehen. Sie
ist tot, wenn Sie meinen Anweisungen nicht genauestens folgen."
"Wenn
Sie ihr auch nur ein Haar krümmen …"
"Sie
sind im Moment wohl kaum in der Lage, mir ein Ultimatum zu stellen!"
brüllte Birkenfeld, der so klang, als würde er gleich
durchdrehen. "Noch ein Wort, und Sie werden ihre Schwester nicht
lebend wieder sehen!"
Travis
biss sich auf die Zunge und schwor, dass er sich diesen Mistkerl
vorknöpfen würde, wenn er ihn fand. Wenn er ihn denn fand.
Bis dahin blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als das zu tun,
was Birkenfeld verlangte.
"So
ist es schon besser", erklärte Birkenfeld. "Und jetzt
besprechen wir, was zu tun ist."
9.
Kapitel
Ryan
hatte sich schon früher manchmal hilflos gefühlt. Wenn man
flach auf dem Rücken in einer Rodeo-Arena liegt und auf das
Schicksal wartet, während ein tausend Pfund schweres,
durchgedrehtes Wildpferd sich über einem aufbäumt, und wenn
ein Hufschlag die Karriere – oder noch schlimmer, das Leben –
beenden kann, dann ist man auf vertrautem Fuß mit dem Wort hilflos . Auch während der einen oder anderen kritischen
Mission für den "Texas Cattleman's Club" war ihm die
kraftvolle Bedeutung dieses so harmlos scheinenden Wortes bewusst
geworden.
Aber
noch nie hatte er Hilflosigkeit geatmet, geschmeckt und gelebt wie in
den Momenten, seit Travis ihn und die beiden anderen Clubmitglieder,
die in die Untersuchung von Natalies Fall involviert waren, angerufen
und ihm die schlimmste aller Nachrichten mitgeteilt hatte.
Roman
Birkenfeld, der Mann, von dem sie alle angenommen hatten, er wäre
Nathan Beldon, der Mann, der versucht hatte, Natalie zu töten
und ihr Baby zu entführen, hatte Carrie als Geisel genommen.
Carrie,
das kleine Mädchen, das er zu einer schönen
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