Zeig mir, was Liebe ist
Ryan verbracht hatte. Und dem
grausamen Morgen danach.
"Du
meine Güte, das hat er wirklich gesagt?" stöhnte
Stephanie. "Ehrlich?"
Carrie
pustete sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und blickte zu
Stephanie, die die Stirn runzelte, als sie von Ryans Spruch "Wir
müssen heiraten" hörte.
"Das
hat er nicht nur gesagt, er hat es auch noch gemeint. Dieser Idiot.
Als wenn ich jemals ein Klotz an seinem Bein sein würde."
"Oh,
Kleines, so würde er dich niemals sehen."
"Aber
ich würde das. Ich würde es bestimmt", wiederholte
Carrie. Sie schüttelte den Kopf, seufzte tief und legte das Kinn
auf ihre Handfläche. "Was ist nur mit uns los, Stephanie?
Wir wollen doch gar nicht so viel. Warum schaffen wir es nicht, einen
netten Mann zu finden, der uns rund um die Uhr, sieben Tage die Woche
bewundert und uns gleichzeitig noch das Gefühl gibt,
Sexgöttinnen zu sein?"
Sie
mussten beide grinsen, denn was blieb ihnen zu diesem Zeitpunkt
anderes übrig?
"He",
meinte Stephanie mit gespielter Entrüstung, in der Hoffnung, die
Stimmung aufzuheitern, "es gibt kein Wir mehr. Ich bin
die einzige Jungfrau, seit … seit …"
"Seit
Ryan mir die Unschuld geraubt hat?" beendete Carrie den Satz für
sie und schnaubte, als Stephanie lachte. "Glaub mir … das
sind mit Sicherheit die Worte, die er benutzen würde. Ich
glaube, er ist aus irgendeinem viktorianischen Roman entsprungen."
"Sprechen
wir von demselben Ryan Evans?"
"Ja.
Aber ich weiß, was du meinst. Wenn man seinen Ruf als
Frauenheld bedenkt, kann man sich so etwas gar nicht vorstellen,
oder?"
Stephanie
stand vom Schreibtisch auf, um ein gelbes Blatt von dem üppigen
Philodendron zu entfernen, der auf der Fensterbank stand. Hinter den
geöffneten Vorhängen verfärbte sich der Himmel bereits
zu einem dunklen Grau, und in wenigen Minuten würde es dunkel
sein. Im Westen von Texas brach die Nacht im Februar früh
herein.
"Vielleicht
benimmt er sich so, weil du für ihn etwas Besonderes bist",
meinte Stephanie.
"Ja,
sicher bin ich etwas Besonderes für ihn", erwiderte Carrie
müde. So besonders, dass er nicht einen Funken Liebe für
sie verspüren konnte.
"Also",
sagte Stephanie, senkte die Stimme und betrachtete Carrie mit
offenkundiger Neugier. "Wie war es?"
Carrie
verlor sich in den Erinnerungen an die vorletzte Nacht und merkte,
dass ihr durch und durch warm wurde. "Unglaublich",
flüsterte sie, als eine Welle der Erregung, die nicht einmal
ihre Enttäuschung und der Ärger verhindern konnten, sie
durchströmte.
Stephanie
seufzte verträumt und zuckte zusammen, als in diesem Moment
jemand an die Bürotür klopfte. "Ja?" rief sie,
woraufhin die Tür aufflog – und Nathan Beldon
hereinspazierte.
"Carrie",
sagte er erleichtert. "Zum Glück habe ich dich endlich
gefunden."
Carrie
straffte die Schultern, eine Verteidigungsmaßnahme gegen ihren
verletzten Stolz, den dieser Mann mit Füßen getreten
hatte. "Ich glaube nicht, dass wir uns noch etwas zu sagen
haben, Nathan."
Nathan
sah von Carrie zu Stephanie, die ihn mit kaum unterdrückter
Verachtung betrachtete. Er setzte ein Lächeln auf, das vor
gekünsteltem Charme nur so triefte und um Verständnis
werben sollte. "Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns für
ein paar Minuten allein zu lassen? Mir ist bewusst, dass es eine
riesige Zumutung ist, aber ich müsste wirklich mit Carrie etwas
sehr Persönliches besprechen."
Stephanie
sah Carrie an, um zu sehen, wie sie auf diese Bitte reagierte.
"Es
ist okay, Stephanie", sagte Carrie und entschied, dass es das
Beste wäre, die Sache hinter sich zu bringen. Sie würde
Nathan die Meinung sagen und dann mit ihrem Leben fortfahren. "Nathan
und ich haben noch eine Sache zu klären. Es wird nur ein paar
Minuten dauern."
"Ich
bin direkt nebenan", entgegnete Stephanie, die ein wenig
unbehaglich aussah und sich fragte, ob es schlau war, Carrie mit
Nathan allein zu lassen.
"Lass
uns das schnell hinter uns bringen, okay?" sagte Carrie zu
Nathan, nachdem Stephanie widerstrebend das Zimmer verlassen und die
Tür hinter sich geschlossen hatte. "Du bist nicht das,
wofür ich dich gehalten habe. Du bist auch nicht der, für
den ich dich gehalten habe. Und auf keinen Fall bist du jemand, den
ich gerne in meinem Leben haben möchte. Abgesehen davon habe ich
dir nichts weiter zu sagen."
Mit
diesen Worten kam sie hinter Stephanies Schreibtisch hervor und ging
in Richtung Tür.
"Du
wirst nirgendwo hingehen, du affektierte, kleine Gans."
Carrie
war so verblüfft – von seinen
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