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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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vergewissern, dass niemand etwas mitbekommen hatte. »Behalten Sie ihn ruhig. Sie haben doch sicher auch eine Sozialversicherungsnummer und das ganze Zeug, ja?«, erkundigte er sich.
    Gabe schüttelte betreten den Kopf, und seine Finger strichen über die Seidenkrawatte, als wäre sie ein Haustier und er hätte Angst, es könnte weglaufen.
    »Na, keine Bange, das regeln wir schon. Okay«, beruhigte {70 } ihn Lou, schon im Gehen, weil sein Handy zu klingeln begonnen hatte. »Aber jetzt muss ich los, ich hab noch jede Menge Termine.«
    »Natürlich. Danke noch mal. Wohin soll ich …?«
    Er brach ab, denn Lou hatte ihm bereits den Rücken zugewandt und sprach in sein Handy, wobei er die Lobby fast wie in einem rituellen Tanz durchquerte, die linke Hand in der Tasche und beiläufig mit dem Kleingeld klappernd, die rechte fest ums Telefon gelegt. »Okay, ich muss los, Michael«, sagte er schließlich, klappte das Handy zu und stieß einen missbilligenden Ton aus, als er sah, dass sich inzwischen noch mehr Leute vor den Aufzugstüren versammelt hatten. »Die Aufzüge müssten dringend mal repariert werden«, sagte er laut.
    Gabe fixierte ihn mit einem Gesichtsausdruck, den Lou nicht entschlüsseln konnte.
    »Was ist?«
    »Wohin soll ich gehen?«, wiederholte Gabe seine Frage von vorhin.
    »Oh, Entschuldigung, Sie müssen einen Stock runter. Da ist die Poststelle.«
    »Oh.« Zuerst machte Gabe einen etwas verblüfften Eindruck, aber dann nahm sein Gesicht wieder seinen üblichen liebenswerten Ausdruck an. »Okay, super, danke«, sagte er und nickte.
    »Haben Sie so was schon mal gemacht? Ich wette, so eine Poststelle ist … ganz schön interessant.« Lou war sich zwar bewusst, dass es eine großartige Geste war, Gabe einen Job anzubieten, und dass gegen den Job, den er ihm angeboten hatte, absolut nichts einzuwenden war, aber aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass es nicht reichte. Denn der Mann, der da vor ihm stand, war garantiert {71 } nicht nur zu weit mehr fähig, sondern erwartete auch mehr. Es gab keine vernünftige Erklärung für dieses Gefühl – Gabe war genauso nett, freundlich und verständnisvoll wie immer, aber da war irgendetwas an seiner Art … Lou konnte es nicht genauer definieren.
    »Wollen wir uns nachher vielleicht zum Lunch treffen oder so?«, fragte Gabe hoffnungsvoll.
    »Nein, das geht leider nicht«, antwortete Lou, und prompt klingelte wieder das Handy in seiner Tasche. »Ich habe noch so viel zu erledigen heute, und ich … « Er verstummte, als die Aufzugstüren sich öffneten und die Wartenden hineinströmten. Doch als Gabe neben ihm einsteigen wollte, erklärte er ihm leise: »Der hier fährt nach oben«, und verhinderte damit, dass Gabe ihm folgte.
    »Oh, okay.« Gabe trat ein paar Schritte zurück. Doch ehe die Türen sich endgültig hinter den letzten Nachzüglern schlossen, fragte Gabe: »Warum tun Sie das eigentlich für mich?«
    Lou schluckte schwer und stopfte die Hände tief in die Taschen. »Sehen Sie es als Geschenk«, antwortete er, und dann waren die Türen zu.
    Als Lou schließlich im vierzehnten Stock ankam und zu seinem Büro ging, stellte er zu seiner großen Überraschung fest, dass Gabe bereits da war. Er schob den Postwagen durch die Gänge und verteilte Päckchen und Briefe auf die Schreibtische.
    Lou war dermaßen verblüfft, dass ihm nichts zu sagen einfiel, und so stand er da und starrte Gabe mit offenem Mund an, während er angestrengt überlegte, wie sein Schützling ihn hatte überholen können.
    Gabe sah unsicher nach rechts und links. »Äh – das ist doch der dreizehnte Stock, oder nicht?«
    »Nein, der vierzehnte«, antwortete Lou gewohnheitsmäßig und etwas atemlos, ohne dass er richtig merkte, was er sagte. »Natürlich sind Sie hier ganz richtig, es ist nur … « Er legte die Hand an die Stirn und bemerkte, dass sie ziemlich heiß war. Hoffentlich hatte er sich draußen im kalten Regen keine Erkältung geholt. »Sie haben es so schnell hier hoch geschafft, dass ich einfach … ach, vergessen Sie’s.« Er schüttelte den Kopf. »Diese elenden Aufzüge«, brummte er vor sich hin und ging weiter zu seinem Büro.
    Als Alison ihn entdeckte, sprang sie auf und stellte sich ihm in den Weg. »Marcia ist am Telefon«, rief sie laut. »Mal wieder!«
    Gabe schob den Wagen durch den mit dickem Teppich ausgelegten Korridor zu einem anderen Büro, und eins der Räder quietschte laut. Einen Moment beobachtete Lou ihn noch, dann erwachte er endlich aus seiner

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