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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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linkisch ein Küsschen auf den Kopf. Zuletzt ging er zu Ruth.
    »Sollen wir uns um sechs dort treffen oder von hier zusammen hinfahren?«, fragte sie.
    »Wohin denn?«
    »Zur Schule.«
    »Oh. Apropos … « Er senkte die Stimme.
    »Du musst mitkommen, du hast es ihr versprochen.« Ruth hielt in ihrer Arbeit inne und sah ihn, das Buttermesser in der Hand, wütend an.
    »Lucy hat mir unten ihren Tanz gezeigt, und wir haben uns unterhalten. Es ist in Ordnung für sie, wenn ich bei der Aufführung nicht dabei bin.« Er zupfte an dem Stück Schinken herum, das auf dem Teller lag. »Weißt du eigentlich, warum sie bei dem Krippenspiel ein Blatt ist?«
    Ruth lachte. »Lou, du willst mich wohl veräppeln. Ich hab dir schon vor einem Monat gesagt, du sollst dir den Termin in deinen Terminkalender schreiben, dann hab ich dich letzte Woche noch mal daran erinnert und sogar noch diese Tracey in deinem Büro angerufen … «
    »Ah, jetzt verstehe ich, was schiefgelaufen ist!« Er schnippte mit den Fingern. »Da haben wir doch des Rätsels Lösung. Tracey ist weg, und Alison hat ihren Job übernommen. Vermutlich gab es bei dem Wechsel ein Problem im Informationsfluss.« Lou versuchte ganz locker zu klingen, aber die Fröhlichkeit auf Ruths Gesicht ging immer mehr in Enttäuschung über, wozu sich langsam auch noch Hass und Abscheu gesellten. Und alles zusammen galt ihm.
    »Ich hab es letzte Woche zweimal erwähnt. Aber du hörst mir ja nicht zu, obwohl ich mir manchmal schon vorkomme wie ein blöder Papagei. Erst sind wir bei der Schulaufführung, und danach essen wir hier mit deiner Mum, deinem Dad, Alexandra und Quentin zu Abend. Vielleicht ist Marcia auch da, falls sie ihre Therapiestunde verschieben kann.«
    »Nein, die sollte sie keinesfalls verpassen«, meinte Lou {114 } und verdrehte die Augen. »Ruth, bitte, ich würde mir lieber Daumenschrauben anlegen lassen, als mit diesen Leuten zu essen.«
    »Das ist deine Familie, Lou.«
    »Quentin kennt nur ein einziges Thema, nämlich Segelboote. Boote, Boote und noch mal Boote. Ein Gespräch, in dem nicht Worte wie Spiere und Klampe vorkommen, ist für ihn unvorstellbar.«
    »Früher bist du gern mit Quentin segeln gegangen.«
    »Ja, ich bin gern gesegelt. Nicht unbedingt mit Quentin, und es ist auch lange her. Heute könnte ich Spieren wahrscheinlich nicht mehr von Klampen unterscheiden.« Er stöhnte. »Und Marcia … die braucht keine Therapie. Die braucht nur einen ordentlichen Tritt in den Arsch. Alexandra ist okay.« Gedankenverloren verstummte er.
    »Das Boot oder die Frau?«, fragte Ruth sarkastisch und warf ihm einen vielsagenden Seitenblick zu.
    Entweder hörte Lou sie nicht, oder er zog es vor, ihre Frage zu ignorieren. »Ich habe keine Ahnung, was sie an Quentin findet. Sie ist doch ein ganz anderes Kaliber als er.«
    »Eher dein Kaliber, meinst du?«, zischte Ruth.
    »Sie ist eben Model, Ruth.«
    »Und?«
    »Das Einzige, was Quentin mit einem Model gemeinsam hat, ist die Tatsache, dass er Modellboote sammelt.« Er lachte, sprach aber sofort irritiert weiter. »Mum und Dad sind auch da?«, wollte er wissen. »Kommt nicht in die Tüte.«
    »So ein Pech«, sagte Ruth und machte sich wieder an die Schulbrote. »Lucy erwartet, dass du bei ihrem Auftritt dabei bist, deine Eltern freuen sich auf das Essen, und ich {115 } brauche dich hier. Ich kann nicht gleichzeitig kochen und Gastgeberin spielen.«
    »Mum hilft dir bestimmt gern.«
    »Deine Mum hat gerade eine Hüftoperation hinter sich.« Ruth musste sich zusammennehmen, um nicht laut zu kreischen.
    »Das weiß ich sehr wohl, schließlich hab ich sie vom Krankenhaus abgeholt und mir deshalb einen Mordsärger eingehandelt, genau wie ich es geahnt habe«, grummelte er. »Während Quentin mit seinem Boot unterwegs war.«
    »Er hatte ein Rennen, Lou!« Jetzt ließ sie das Messer fallen und wandte sich ihm zu. »Bitte«, sagte sie sanfter, küsste ihn auf den Mund, und er schloss die Augen, um den seltenen Moment auszukosten.
    »Aber ich hab bei der Arbeit so viel um die Ohren«, sagte er leise mitten in ihren Kuss hinein. »Das ist wichtig für mich.«
    Ruth zog sich zurück. »Na ja, da bin ich aber froh, dass wenigstens
etwas
wichtig für dich ist, Lou. Einen Augenblick dachte ich schon, du wärst kein Mensch mehr.« Stumm wandte sie sich wieder den Broten zu und bearbeitete sie so ungestüm, dass das Messer Löcher in dem braunen Brot hinterließ. Ohne darauf zu achten, klatschte sie Schinkenscheiben und Käse darauf,

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