Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
herumgehopst war, er dachte an Ruths Gesicht, als er bei ihrem Kuss die Augen geöffnet hatte – so entspannt hatte sie ausgesehen, so schön und glücklich, wie früher.
    Auf einmal merkte er, dass die beiden Männer ihn unverwandt anstarrten.
    »Ja, heute Abend. Nur wenn Sie Zeit haben, natürlich. Sonst frage ich Alfred – also machen Sie sich bloß keinen Stress.« Mr Patterson wedelte beschwichtigend mit der Hand.
    »Nein, nein«, rief Lou hastig. »Heute Abend, kein Problem. Überhaupt kein Problem.«
    Vor seinem inneren Auge fiel Lucy, schwindlig vom Hopsen und Tanzen, plötzlich um, Ruth öffnete die Augen und befreite sich aus seiner Umarmung. Der Zauber des Augenblicks war zerstört, denn er hatte das Versprechen gebrochen, dass er seiner Frau vor nicht einmal einer Stunde gegeben hatte.
    »Großartig. Großartig. Nun, Louise kann Sie über die Details informieren – Uhrzeit, Treffpunkt und so weiter. Ich habe heute Abend nämlich einen furchtbar wichtigen Termin«, verriet er und zwinkerte Gabe dabei zu. »Die Weihnachtsaufführung meiner Kleinen. Um ein Haar hätte ich sie vergessen, aber dann kam sie heute Morgen {122 } als Stern verkleidet zu mir gelaufen – ist das zu glauben. Ich möchte ihren Auftritt auf gar keinen Fall versäumen«, schloss Mr Patterson mit einem Lächeln.
    »Na klar, das verstehe ich.« Lou hatte einen dicken Kloß im Hals. »Solche Dinge sind sehr wichtig.«
    »Gut, dann viel Spaß heute Abend und mein Kompliment dafür, dass Sie diesen neuen Mitarbeiter für uns gefunden haben, Lou«, sagte Mr Patterson und klopfte Gabe anerkennend auf den Rücken.
    Als Lou sich zu Gabe umwandte, um ihn noch einmal wütend anzufunkeln, hörte er hinter sich eine wohlbekannte muntere Stimme.
    »Morgen, Laurence!«
    »Ah, Alfred!«, rief Mr Patterson.
    Alfred war groß, über eins achtzig, jungenhaft, mit weißblonden Haaren. Er war in England auf dem Internat gewesen und sprach, obwohl er in Irland geboren war und auch die Sommerferien immer hier verbracht hatte, mit einem arroganten britischen Akzent und dem entsprechenden Grinsen dazu. Der Höcker auf seiner Nase zeugte noch von seiner Rugby-Zeit, und er lief – wie Gabe gestern schon so treffend bemerkt hatte – ziemlich aufgeblasen durch die Gegend, schleuderte die Wildlederquasten an seinen Schuhen durch die Luft und wirkte, eine Hand immer locker in der Hosentasche, überhaupt wie ein Schuljunge, der es faustdick hinter den Ohren hat.
    Alfreds Blick fiel auf Gabe, und er musterte ihn unverhohlen von oben bis unten, während er darauf wartete, mit dem Neuankömmling bekannt gemacht zu werden. Gabe nahm Alfred seinerseits gelassen und selbstbewusst in Augenschein.
    »Schöne Schuhe«, meinte Gabe schließlich, und Lou {123 } schaute hinunter auf die braunen Slipper, die Gabe ihm gestern beschrieben hatte.
    »Danke«, antwortete Alfred etwas verwundert.
    »Ihre Schuhe finde ich auch sehr schön, Mr Patterson«, fuhr Gabe mit einem Blick in Mr Pattersons Richtung fort.
    Es folgte ein etwas unbehaglicher Moment, in dem alle auf die Schuhe der beiden Angesprochenen starrten. Für die meisten Menschen wäre das seltsam gewesen, aber nicht für Lou, dessen Herz geradezu absurd zu rasen begann, als er die schwarzen Slipper und die braunen Quastenschuhe sah. Genau die beiden Schuhpaare, die Gabe ihm gestern Morgen beschrieben hatte. Also traf Alfred sich mit Mr Patterson! Lou blickte von einem zum andern und fühlte sich plötzlich hintergangen. Cliffs Job war noch nicht offiziell ausgeschrieben, und Lou war wild entschlossen, dafür zu sorgen, dass er ihn bekam – und nicht Alfred.
    Mr Patterson verabschiedete sich und ging den Korridor hinunter, die Aktentasche fröhlich in der Hand schwenkend.
    »Wer sind Sie eigentlich?«, erkundigte sich Alfred nun doch direkt bei Gabe, und Lou spitzte die Ohren.
    »Ich bin Gabriel«, antwortete Gabe und streckte ihm die Hand entgegen. »Meine Freunde nennen mich Gabe, aber Sie können Gabriel zu mir sagen«, fügte er lächelnd hinzu.
    »Charmant. Ich bin Alfred.« Alfred nahm die dargebotene Hand. Doch sein Händedruck war kühl und schlaff, und er ließ Gabe sofort wieder los. Danach wischte er sich – ob bewusst oder unbewusst – die Hand am Hosenbein ab. »Kenne ich Sie?«, fragte Alfred und kniff die Augen zusammen.
    »Nein, wir sind uns noch nie begegnet, aber vielleicht erkennen Sie mich trotzdem.«
    »Wie das? Waren Sie schon mal in einer Reality-Show oder so?« Wieder studierte Alfred sein

Weitere Kostenlose Bücher