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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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müssen, ich weiß ja, mit wem ich spreche.« Er zwinkerte vielsagend. »Du machst ja auch {127 } ungefähr jedes Mal schlapp, wenn eine kleine Versuchung am Horizont auftaucht. Vielleicht bist du gar nicht so viel anders als der Obdachlose«, fügte er hinzu. »Auf alle Fälle siehst du ihm ähnlich. Ihr solltet mal zusammen das Lied der Vogelfrau oder was Ähnliches vorsingen, dann können wir es noch besser beurteilen«, lachte er mit rasselnder Brust – das Ergebnis von vierzig Zigaretten pro Tag.
    »Na, das sagt ja eine Menge über deine Allgemeinbildung, Alfred, wenn die einzige Obdachlose, die dir einfällt, aus
Mary Poppins
stammt«, fauchte Lou.
    Sofort verwandelte sich Alfreds Keuchen in einen ausgewachsenen Husten. »Tut mir leid, Kumpel. Hab ich da etwa einen wunden Punkt getroffen?«
    »Dieser Gabe und ich, wir sind uns kein bisschen ähnlich«, blaffte Lou weiter, während er zu den Aufzügen spähte.
    Aber Gabe war bereits verschwunden. Mit einem Klingelton gab der Aufzug seine Ankunft bekannt, die Türen öffneten sich, aber die Kabine war leer, und es wollte auch niemand einsteigen. In dem Spiegel, der die hintere Wand der Kabine schmückte, konnte Lou die Verwirrung auf seinem eigenen Gesicht erkennen.

11 Der Jongleur
    Um fünf Uhr nachmittags, genau um die Zeit, als Lou hätte aufbrechen müssen, um noch rechtzeitig für Lucys Aufführung nach Hause zu kommen, wanderte er unruhig in seinem Büro hin und her, von der Tür zum Schreibtisch, vom Schreibtisch zur Tür und wieder zurück. Hin und her, her und hin. Die Tür stand sperrangelweit offen, als wartete sie darauf, dass Lou jeden Moment den Korridor hinunter und in Mr Pattersons Büro rennen würde, um dort zu verkünden, dass er sich leider doch nicht mit Bruce Archer zum Kaffee treffen konnte. Denn wie Mr Patterson hatte ja auch Lou familiäre Verpflichtungen.
Heute Abend ist meine Tochter ein Blatt, Laurence!
Doch jedes Mal, wenn Lou es bis zur Tür schaffte, blieb er dort wie angewurzelt stehen, machte schließlich wieder kehrt und begann erneut, um seinen Schreibtisch herumzutigern.
    Alison beobachtete ihn neugierig von ihrem Schreibtisch aus und blickte jedes Mal vom Tippen auf, wenn Lou die Tür erreichte. Irgendwann verstummte das Geklapper ihrer Acrylnägel auf den Tasten ganz.
    »Lou, kann ich irgendwas für Sie tun?«
    Da endlich sah er sie an, als wäre ihm plötzlich aufgefallen, dass er sich in einem Büro befand und dass Alison schon die ganze Zeit über anwesend gewesen war. Er richtete {129 } sich auf, zupfte seine Krawatte zurecht und räusperte sich.
    »Äh … nein, danke, Alison«, antwortete er, und es hörte sich förmlicher an, als er es gemeint hatte. Er war so erpicht darauf, sie von seiner Zurechnungsfähigkeit zu überzeugen, dass er sich anhörte wie ein Betrunkener, der um jeden Preis nüchtern klingen will.
    Langsam näherte er sich wieder seinem Schreibtisch, aber dann hielt er abrupt inne und streckte den Kopf aus der Tür. »Hören Sie, Alison, dieses Meeting … «
    »Mit Bruce Archer, ja.«
    »Er will sich doch wirklich nur zum Kaffee mit mir treffen, oder?«
    »Ja, das hat Mr Patterson gesagt.«
    »Und weiß er auch, dass ich es bin, mit dem er sich trifft?«
    »Mr Patterson?«
    »Nein, Bruce Archer.«
    »Mr Patterson hat ihn vorhin angerufen und ihm erklärt, dass er selbst es nicht schafft und dass deshalb ein Kollege für ihn einspringt.«
    »Gut. Dann erwartet Bruce Archer mich also vielleicht gar nicht?«
    »Soll ich es noch mal für Sie bestätigen lassen?«
    »Äh … nein. Ich meine, doch, hm … « Er dachte nach, während Alisons Hand unentschlossen über dem Hörer schwebte. »Nein«, sagte er schließlich fest, drehte sich um und ging in sein Büro zurück. Aber schon wenige Sekunden später streckte er wieder den Kopf durch die Tür. »Doch. Bestätigen Sie es bitte.« Dann verschwand er schnell wieder. Er setzte seine Wanderung fort, bis er Alison rufen hörte: »Hi, Gabe!«
    Lou erstarrte und lief, aus Gründen, die er selbst nicht begriff, zur Tür, wo er mit dem Rücken zur Wand stehen blieb und durch die offene Tür das Gespräch draußen belauschte.
    »Hi, Alison.«
    »Sie sind heute aber schick.«
    »Danke. Mr Patterson hat mich gefragt, ob ich hier oben ein paar Dinge für ihn erledigen kann, deshalb dachte ich, ich sollte vielleicht ein bisschen gepflegter aussehen.«
    Lou äugte durch die Ritze hinter den Türangeln und sah Gabe mit einem neuen Haarschnitt, ebenso perfekt frisiert

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