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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Gegenüber eindringlich, zwar immer noch mit einem Schmunzeln, aber schon deutlich weniger selbstbewusst.
    »Sie sind jeden Tag an mir vorbeigegangen, draußen vor dem Gebäude.«
    Ratlos wanderte Alfreds Blick weiter zu Lou. »Kannst du mir auf die Sprünge helfen, Kumpel?«
    »Ich saß immer vor der Tür, aber dann hat Lou mir einen Job gegeben.«
    Jetzt erschien ein breites, unverkennbar erleichtertes Grinsen auf Alfreds arrogantem Gesicht. Schlagartig veränderte sich sein ganzes Auftreten, und er war wieder der große Zampano. Ein Obdachloser konnte seine Position ja nicht bedrohen!
    Mit einem ironischen Lachen wandte er sich an Lou und sagte in herablassendem Ton, als wäre Gabe gar nicht da: »Du hast ihm einen Job gegeben, Lou? Tja, es naht das Fest der Liebe, nicht wahr? Aber was hast du dir dabei gedacht?«
    »Alfred, lassen wir das, bitte«, wehrte Lou ab. Die Situation war ihm extrem peinlich.
    »Okay, okay.« Alfred streckte verteidigend die Hände in die Höhe und lachte dabei in sich hinein. »Stress hat vermutlich bei jedem unterschiedliche Auswirkungen. Hey, darf ich mal kurz dein Bad benutzen?«
    »Was? Nein, hier nicht, Alfred, bitte geh zu den Toiletten.«
    »Ach, komm schon, stell dich doch nicht so an.« Seine Stimme klang seltsam belegt. »Dauert nur eine Sekunde. {125 } Bis dann, Gabe, ich werde versuchen, mit meinem Kleingeld auf Ihren Wagen zu zielen, wenn Sie vorbeikommen«, witzelte Alfred, während er Gabe noch einmal von oben bis unten musterte. Dann feixte er wieder, zwinkerte Lou zu und verschwand rasch in Lous privatem Bad.
    Kurz darauf hörten Lou und Gabe, wie er sich lautstark die Nase putzte.
    »Anscheinend geht hier eine ganz gemeine Erkältung um«, stellte Gabe lächelnd fest.
    Lou verdrehte die Augen. »Es tut mir leid, Gabe, Alfred ist einfach … na ja, wissen Sie, man darf ihn nicht so ernst nehmen.«
    »Ach, eigentlich sollte man niemanden allzu ernst nehmen, schließlich kann jeder sowieso immer nur das kontrollieren, was direkt um ihn herum ist«, sagte er und beschrieb mit den Armen einen Kreis um sich selbst. »Solange man sich
darum
nicht kümmert, sollte man auch nicht ernst genommen werden. Hier, ich hab Ihnen was mitgebracht.« Er beugte sich zur unteren Ablage seines Wagens und holte von dort einen Pappbecher mit Kaffee. »Sie haben von gestern noch was bei mir gut. Es ist ein Latte macchiato, die Maschine hat wieder funktioniert.«
    »Oh, danke.« Jetzt fühlte Lou sich noch schlechter. Dieser Mann löste übergangslos einfach die widersprüchlichsten Gefühle in ihm aus.
    »So, dann gehen Sie heute Abend also zu einem Essen?« Gabe löste die Bremse von seinem Wagen und schob ihn zur Tür. Ein Rad quietschte ohrenbetäubend.
    »Nein, wir trinken bloß einen Kaffee. Es ist kein richtiges Essen.« Lou war plötzlich unsicher, ob Gabe womöglich darauf hoffte, eingeladen zu werden. »Keine große Sache. Dauert garantiert nicht länger als eine Stunde.«
    »Ach, kommen Sie, Lou«, grinste Gabe und klang dabei auf geradezu alarmierende Weise wie Ruth.
Ach, komm schon, das wusstest du doch.
Aber er vollendete den Satz anders. »Sie wissen doch, dass sich so ein Treffen immer bis zum Essen hinzieht«, fuhr er fort. »Dann kommen die Drinks und dann wahrscheinlich noch was
anderes
… « – er zwinkerte Lou zu – »Und dann kriegen Sie zu Hause Schwierigkeiten, stimmt’s, Aloysius?«, schloss er mit singender Stimme, was Lou eine dicke Gänsehaut verursachte.
    Dann war Gabe durch die Tür und unterwegs zum Aufzug, und das Quietschen des Wagenrads hallte durch den stillen Korridor.
    »Hey!«, rief Lou ihm nach, aber Gabe drehte sich nicht um. »Wie haben Sie das rausgefunden? Das weiß hier keiner!«
    Obwohl er allein im Büro war, sah Lou sich hektisch um, ob womöglich jemand zugehört hatte.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Badezimmertür, und Alfred kam heraus, rieb sich die Nase und schniefte. »Was soll der Lärm? Hey, woher hast du den Kaffee?«
    »Von Gabe«, antwortete Lou geistesabwesend.
    »Von wem? Ach ja, von dem Obdachlosen«, sagte Alfred ohne wirkliches Interesse. »Also echt, Lou, was hast du dir bloß dabei gedacht, der Kerl könnte dich ruinieren.«
    »Was meinst du denn damit?«
    »Komm schon, bist du vielleicht von gestern? Du hast einem Mann, der rein gar nichts hat, einen Job in einer Firma gegeben, wo man alles haben kann. Schon mal was davon gehört, dass Leute in Versuchung geraten? Na ja, eigentlich hätte ich das nicht fragen

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