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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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wie Lou. Über seiner Schulter lag, noch in Plastikfolie verpackt, ein offenbar neuer dunkler Anzug.
    »Ist der neue Anzug auch für hier oben?«, fragte Alison.
    »Oh, der? Der ist einfach nur für mich. Man weiß ja nie, wann man mal einen Anzug brauchen kann«, antwortete er – reichlich kryptisch, fand Lou. »Jedenfalls soll ich Ihnen diese hier geben. Ich glaube, es sind Pläne. Ich glaube, Lou wollte sie sich ansehen.«
    »Woher haben Sie die?«
    »Die hab ich beim Architekten abgeholt.«
    »Aber der arbeitet doch heute zu Hause«, sagte Alison, während sie verwirrt in den braunen Umschlag sah.
    »Ja, ich hab die Sachen bei ihm zu Hause abgeholt.«
    »Aber Lou hat Mr Patterson erst vor ungefähr fünf Minuten danach gefragt. Wie haben Sie das so schnell geschafft?«
    »Oh, ich weiß auch nicht. Ich hab einfach nur, wissen Sie … « Lou sah, wie Gabe mit den Achseln zuckte.
    »Nein, das weiß ich überhaupt nicht«, lachte Alison. »Aber ich würde es gern erfahren. Würde mich nicht überraschen, wenn Mr Patterson Ihnen Lous Job gibt.«
    Die beiden lachten lauthals über diesen Witz, und Lou ärgerte sich so, dass er beschloss, Alison nach diesem Gespräch das Leben zur Hölle zu machen.
    »Ist Lou da?«
    »Ja, er ist in seinem Büro. Warum?«
    »Geht er nachher zu dem Treffen mit Bruce Archer?«
    »Ja. Glaube ich wenigstens. Warum?«
    »Ach, nur so. Ist Alfred heute Abend frei?«
    »Komisch, vorhin hat Lou mich das Gleiche gefragt. Ja, Alfred ist frei, ich hab mich bei seiner Sekretärin erkundigt. Sie heißt Melissa und würde Ihnen bestimmt gefallen«, sagte sie mit einem flirtigen Lachen.
    »Damit ich das richtig verstehe: Lou weiß also, dass Alfred Zeit hat, sich mit Bruce zu treffen, falls er selbst sich entschließt abzusagen?«
    »Ja, ich hab es ihm gesagt. Warum, was ist denn los?« Sie senkte die Stimme. »Was ist das denn für ein Theater wegen heute Abend? Lou hat sich schon die ganze Zeit deswegen so komisch benommen.«
    »Ach ja? Hm.«
    Das reichte, Lou hielt es nicht mehr aus. Er schloss so heftig seine Bürotür, dass die beiden vor Schreck zusammenzuckten. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und nahm das Telefon ab.
    »Ja?«, meldete sich Alison.
    »Holen Sie mir Harry vom Postraum ans Telefon, und danach rufe ich Ronan Pearson an und frage ihn, ob Gabe die Pläne wirklich persönlich bei ihm abgeholt hat. Aber sorgen Sie dafür, dass Gabe nichts davon mitkriegt.«
    »Ja, selbstverständlich, einen Augenblick bitte«, sagte sie ganz professionell mit ihrer besten Telefonstimme.
    Kurz darauf klingelte das Telefon. Lou richtete noch einmal {132 } seine Krawatte, räusperte sich und drehte seinen riesigen Ledersessel so, dass er aus dem Fenster sehen konnte. Der Tag war kalt, aber klar und windstill. Einkäufer hasteten unter den zahllosen buntblinkenden Neonschildern umher, völlig versunken in die Ausübung der Religion dieser Jahreszeit, die Arme beladen mit Tüten.
    »Yello«, bellte Harry ins Telefon.
    »Harry, hier ist Lou.«
    »Was?«, brüllte Harry. Im Hintergrund waren laute Maschinengeräusche und Stimmen zu hören, und Lou blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls laut zu sprechen. Vorsichtig sah er sich um, um sich zu vergewissern, dass er ungestört war, dann wiederholte er: »Hier ist Lou, Harry.«
    »Lou wer?«
    »Lou Suffern.«
    »Oh, Lou, hi, wie kann ich Ihnen helfen? Ist Ihre Post mal wieder im zwölften Stock gelandet?«
    »Nein, nein, ich hab alles bekommen, danke.«
    »Gut. Der neue Mitarbeiter, den Sie mir geschickt haben, ist ein Genie, was?«
    »Ach ja, wirklich?«
    »Gabe? Absolut. Kriegt von allen hervorragende Kritiken. Man hat das Gefühl, er ist vom Himmel gefallen. Ich sag Ihnen, er hätte zu keinem günstigeren Zeitpunkt auftauchen können, ungelogen. Sie wissen ja, dass wir zu wenig Leute hatten. In der ganzen Zeit, die ich schon hier arbeite, ist es nie so wild zugegangen wie dieses Weihnachten. Scheint alles immer schneller zu werden. Daran muss es wohl liegen, ich werde nämlich garantiert nicht langsamer. Aber Sie haben echt eine gute Wahl getroffen, Lou, ich schulde Ihnen was. Womit kann ich Ihnen denn heute helfen?«
    »Nun, wegen Gabe«, begann Lou langsam, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. »Sie wissen doch, dass er noch ein paar andere Aufgaben hier im Gebäude übernommen hat. Andere Arbeiten, zusätzlich zu der in der Poststelle.«
    »Ja, das hab ich gehört. Er war heute Morgen total aufgeregt. Hat sich in der Pause gleich einen neuen

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