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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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sie über die Ampel gefahren sind, war es schon lange nicht mehr gelb.«
    »Hm.« Gabe sah nach links zu Lou, der so tat, als würde er schlafen, laut schnarchte und gelegentlich ein wieherndes Lachen hervorbrachte. In der Hand hielt er einen langen Regenschirm.
    Raphie betrachtete den Schirm in Lous Hand und folgte dann Gabes Blick zum Gaspedal.
    »Herrgott!«, stieß er leise hervor.
    »Nein, ich bin Gabe«, verbesserte ihn Gabe. »Ich bin ein Kollege von Mr Suffern und will dafür sorgen, dass er heil nach Hause kommt. Er hat ein bisschen zu viel getrunken.«
    Wie aufs Stichwort schnarchte Lou besonders laut und produzierte noch ein Pfeifgeräusch. Dann lachte er.
    »Ach wirklich«, erwiderte Raphie und konnte sich die Ironie nicht verkneifen.
    »Ich fühle mich ein bisschen, als müsste ich heute Abend für ihn die Vaterrolle übernehmen«, erklärte Gabe. »Ein Vater, der dafür sorgt, dass sein Kind in Sicherheit ist. Das ist wichtig, oder nicht?«
    »Was meinen Sie denn damit?«, fragte Raphie mit zusammengekniffenen Augen.
    »Oh, ich denke, Sie wissen, was ich damit meine«, erwiderte Gabe mit einem unschuldigen Lächeln.
    Raphie fixierte ihn und schlug einen etwas härteren Ton an, denn er war unsicher, ob er nicht doch einen Klugscheißer vor sich hatte. »Bitte zeigen Sie mir mal Ihren Führerschein.« Er streckte die Hand aus.
    »Oh, ich, äh … ich hab ihn leider nicht dabei.«
    »Haben Sie überhaupt einen Führerschein?«
    »Nicht bei mir.«
    »Das sagten Sie gerade schon.« Raphie zog Stift und Notizblock heraus. »Wie war noch mal Ihr Name?«
    »Mein Name ist Gabe, Sir.«
    »Gabe wie weiter?« Raphie richtete sich mühsam ein wenig auf.
    »Alles klar bei Ihnen?«, fragte Gabe.
    »Warum fragen Sie?«
    »Sie sehen aus, als fühlten Sie sich nicht wohl. Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, mir geht’s gut.« Raphie trat ein Stück von dem Porsche zurück.
    »Sie sollten das mal anschauen lassen«, meinte Gabe mit besorgter Stimme.
    »Und Sie sollten sich lieber um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern«, blaffte Raphie ihn an und sah sich hastig um, ob auch niemand zuhörte.
    Gabe blickte in den Rückspiegel. Der Streifenwagen war leer. Kein Partner, keine Verstärkung. Keine Zeugen.
    »Kommen Sie im Lauf der Woche in die Garda Station von Howth, Gabe, bringen Sie Ihren Führerschein mit und melden Sie sich bei mir. Dann sehen wir weiter. Aber jetzt bringen Sie erst mal den Mann hier gut nach Hause.« Er nickte zu Lou hinüber, dann ging er zurück zu seinem Auto.
    »Isser wieder betrunken?«, wollte Lou wissen, öffnete seine trüben Augen und sah Raphie nach.
    »Nein, nein, er ist nicht betrunken«, entgegnete Gabe, während er beobachtete, wie Raphie langsam zum Streifenwagen zurücktrottete.
    »Was dann?«, knurrte Lou.
    »Irgendwas anderes.«
    »Nein, Sie sind anders. Jetzt bringen Sie mich endlich nach Hause.« Er schnippte mit den Fingern und lachte. »Nein, eigentlich möchte ich lieber selber fahren«, brummte er dann, ruckelte auf seinem Sitz herum und machte Anstalten auszusteigen. »Ich möchte nicht, dass jemand denkt, der Wagen gehört Ihnen.«
    »Alkohol am Steuer ist gefährlich, Lou. Da baut man leicht einen Unfall.«
    »Na und?«, schnaubte Lou mit kindischem Trotz. »Das ist doch mein Problem, oder?«
    »Ein Freund von mir ist vor kurzem umgekommen«, sagte Gabe, ohne den Polizeiwagen aus den Augen zu lassen, der jetzt langsam die Straße hinunterfuhr. »Und glauben Sie mir, wenn Sie sterben, ist das am allerwenigsten Ihr {153 } Problem. Das Problem haben die anderen, die, die zurückbleiben. Mein Freund hat ein wahres Chaos hinterlassen. Ich würde mich anschnallen, wenn ich Sie wäre, Lou.«
    »Wie hieß denn Ihr Freund?«, fragte Lou, schloss die Augen und lehnte sich an die Kopfstütze zurück. Den Rat mit dem Sicherheitsgurt ignorierte er, aber wenigstens hatte er offenbar die Idee, selbst zu fahren, aufgegeben.
    »Ich glaube nicht, dass Sie ihn kennen«, sagte Gabe. Sobald der Polizeiwagen verschwunden war, blinkte er und fuhr langsam wieder zurück auf die Straße.
    »Wie ist er gestorben?«
    »Autounfall«, antwortete Gabe und trat aufs Gaspedal. Der Wagen schoss los, und der Motor heulte laut und kraftvoll durch die stille Nacht.
    Lou öffnete leicht die Augen und blickte Gabe argwöhnisch an. »Ja?«
    »Japp. Echt tragisch. Er war noch jung. Eine junge Familie. Tolle Frau. Erfolgreicher Mann.« Er fuhr etwas schneller.
    Jetzt waren Lous Augen wach und weit

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