Zeit deines Lebens
für Sie«, sagte Gabe und machte die Autotür auf.
»Nein. Kein Taxi«, lallte Lou und legte den ersten Gang ein. Gleichzeitig trat er wieder aufs Gas, und das Auto machte mit weitgeöffneter Tür einen Sprung nach vorn, blieb stehen, ruckte ein Stück weiter, blieb wieder stehen. Gabe verdrehte die Augen und hielt sich an der Tür fest, die vorwärtshüpfte wie eine Grille mit einer Panikattacke.
»Na gut, in Ordnung«, sagte Gabe schließlich, als Lou den Weg bis zu der Steigung gefahren war, die zur Ausfahrt führte – obwohl »fahren« nicht gerade die korrekte Beschreibung für Lous Fortbewegungsart war. »
In Ordnung,
hab ich gesagt«, wiederholte er lauter, als das Auto erneut einen Sprung nach vorn machte. »Ich fahre Sie nach Hause.«
Sofort kletterte Lou über die Gangschaltung auf den Beifahrersitz, und Gabe nahm etwas nervös hinter dem Lenkrad Platz. Die Spiegel brauchte er nicht zu verstellen, Lou und er waren genau gleich groß.
»Können Sie überhaupt fahren?«, fragte Lou, plötzlich argwöhnisch.
»Ja.«
»Und haben Sie so ein Modell schon mal gefahren?«, fragte Lou und fing dann wieder hysterisch zu lachen an. »Vielleicht steht ja einer auf dem Parkplatz unter Ihrem Penthouse.«
»Schnallen Sie sich an«, befahl Gabe und ignorierte den Kommentar, ganz auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert. Er musste Lou wohlbehalten nach Hause transportieren, das war im Moment das Wichtigste.
14 Der Truthahnjunge III
»Und – haben Sie ihn dann wieder beim Rasen erwischt?« Der Truthahnjunge, der das Kinn auf die Hände gestützt hatte, hob den Kopf. »Hoffentlich haben Sie ihn diesmal festgenommen. Er hätte schon wieder jemanden umbringen können. Und warum hängen Sie mit Ihrem Auto überhaupt immer an der gleichen Stelle rum wie ein Stalker?«
»Ich hab ihn nicht mit überhöhter Geschwindigkeit erwischt, nein«, erklärte Raphie, ohne auf die letzte Frage einzugehen. »Die beiden haben bloß eine rote Ampel überfahren.«
»Bloß? Ich hoffe, sie haben den arroganten Arsch endlich verhaftet.«
»Na ja, wie hätte ich Lou verhaften sollen, also wirklich, überleg doch mal«, entgegnete Raphie in oberlehrerhaftem Ton. »Du hörst mir nicht zu. Nur nicht so eilig, eins nach dem anderen.«
»Aber Sie erzählen so nervig langsam. Kommen Sie doch endlich zum Punkt.«
»Das tu ich ja, aber wenn du dich nicht ordentlich benimmst, erzähl ich gleich überhaupt nichts mehr«, brummte Raphie und starrte den Truthahnjungen wütend an. Diesmal konterte dieser aber nicht, und so fuhr Raphie schließlich doch fort. »Es war nicht Lou, der die rote Ampel {149 } überfahren hat, denn er saß ja nicht selbst am Steuer. Das hab ich dir doch schon vorhin erklärt.«
»Gabe würde nie eine rote Ampel überfahren. Der doch nicht«, wandte der Truthahnjunge ein.
»Na, woher hätte ich das denn wissen sollen? Ich hab den Kerl ja vorher nie gesehen, erinnerst du dich?«
»Die beiden haben auf dem Heimweg bestimmt die Plätze getauscht.«
»Nein,
Gabe
saß am Steuer. Wenn man bedenkt, wie ähnlich sich die beiden sahen, hätten sie das zwar leicht tun können. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass Lou auf dem Beifahrersitz war, und zwar sternhagelvoll.«
»Wie kommt es, dass Sie ihn genau an der gleichen Stelle noch mal angehalten haben?«
»Ich hab nur ein Haus beobachtet, weiter nichts.«
»Das Haus von einem Mörder?« Der Truthahnjunge machte große Augen.
»Nein, das Haus gehört keinem Mörder, sondern nur jemandem, den ich kenne.«
»Haben Sie Ihre Frau beschattet?« Der Junge gab einfach keine Ruhe.
Raphie rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Was meinst du denn jetzt
damit
?«
»Vielleicht wollten Sie rausfinden, ob sie ’ne Affäre hat.«
Raphie verdrehte die Augen. »Du siehst zu viel fern, Kleiner.«
»Tja.« Offensichtlich war der Truthahnjunge enttäuscht. »Also, was haben Sie gemacht, als Sie die beiden erwischt haben?«
15 Trautes Heim, Glück allein
»Hallo, Sergeant«, sagte Gabe und blickte Raphie mit seinen großen blauen Augen an.
Er wirkte absolut ehrlich, und da Raphie überrascht war, dass der Mann seinen Rang so genau kannte, schlug er einen anderen Ton an, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. »Sie haben gerade eine rote Ampel überfahren.«
»Ja, ich weiß, Sergeant, und ich möchte mich ehrlich dafür entschuldigen. Es war ein ganz dummer Zufall, das kann ich Ihnen versichern. Es war grade gelb geworden, und ich dachte, ich schaffe es noch … «
»Als
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