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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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unter dem Kostüm hervor.
    »Oh, hi, James!«, antwortete Lou höflich.
    »Er wünscht sich eine Beförderung«, rief jemand aus der Menge, und ein paar Lacher folgten.
    »Nicht bloß eine Beförderung, er wünscht sich Cliffs Job«, ergänzte ein Rentiergeweih, und nun lachten alle.
    Um seine Frustration und Verlegenheit zu verbergen, stimmte Lou in das Gelächter ein, aber als das Gespräch sich dann wieder einem anderen Thema zuwandte, verdrückte er sich unauffällig in der Menge und zog sich in sein Büro zurück. Kein Glitzer, keine Misteln. Während die Menge draußen »Grandma got run over by a Reindeer« sang beziehungsweise brüllte, stützte er den Kopf in die Hände und wartete auf Mr Patterson. Plötzlich wurde die Musik lauter, die Bürotür ging auf, dann wurde es wieder leiser, und die Tür schloss sich. Noch ehe er aufblickte, wusste er, wer hereingekommen war.
    In der einen Hand ein Glas Rotwein, in der anderen einen Whisky, schwebte Alison, die Hüften in ihrem engen roten Kleid schwingend, auf ihn zu, und auf ihren hohen Plateauabsätzen schwankte sie so, dass der Wein ein paarmal über den Glasrand schwappte.
    »Vorsicht!«, warnte Lou. Seine Augen folgten jeder ihrer {262 } Bewegungen, ohne dass er den Kopf drehte, gleichzeitig selbstbewusst und unsicher.
    »Ist schon okay«, flötete sie, setzte das Glas auf dem Tisch ab und lutschte mit einer sinnlichen Geste den Wein von ihrem Daumen, während sie Lou verführerisch anlächelte. »Ich hab dir einen Whisky mitgebracht.« Sie gab ihm das Glas und schlängelte sich um den Schreibtisch herum zu ihm. »Prost.« Dann ließ sie ihr Glas gegen seines klimpern und nahm, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von ihm abzuwenden, einen Schluck.
    Lou räusperte sich und schob seinen Stuhl zurück, weil er sich plötzlich beengt fühlte. Alison missverstand die Geste und rutschte mit dem Hintern am Schreibtisch entlang, bis sie direkt vor ihm stand. Ihre Brust befand sich auf seiner Augenhöhe, aber er zwang sich, zur Tür zu schauen. Die Lage war brisant. Es sah schlecht aus für Lou Suffern. Aber er fühlte sich verdammt gut.
    »Wir hatten nie Gelegenheit, das zu Ende zu bringen, was wir neulich angefangen hatten«, lächelte sie. »Dabei reden doch alle davon, dass man über Weihnachten nichts Unerledigtes liegenlassen soll«, fügte sie mit leiser, sinnlicher Stimme hinzu. »Da dachte ich, vielleicht sollte ich mal nachsehen, ob ich dir helfen kann.«
    Scheinbar unabsichtlich schubste sie ein paar Akten vom Tisch, die chaotisch auf dem Boden landeten.
    »Uuups«, lächelte sie und ließ sich direkt vor ihm auf dem Schreibtisch nieder. Ihr kurzer roter Rock rutschte noch ein Stückchen höher und entblößte ihre langen, durchtrainierten, gebräunten Beine.
    Schweißperlen bildeten sich auf Lous Stirn. Ihm ging alles Mögliche durch den Kopf. Er konnte aufstehen, das Zimmer verlassen und Mr Patterson suchen, oder er konnte {263 } hierbleiben. Zusammen mit Alison. Er hatte noch die beiden Pillen, die er vor dem Müllcontainer gefunden hatte, sorgsam in sein Taschentuch gewickelt. Er konnte also auch eine davon nehmen und beides tun. Wo lagen hier die Prioritäten? Mit Alison zusammen zu sein und zur Geburtstagsfeier seines Vaters zu gehen. Nein, Mr Patterson zu suchen und zur Geburtstagsfeier seines Vaters zu gehen. Beides gleichzeitig.
    Alison streckte ihre langen Beine aus und zog Lous Stuhl mit dem Fuß näher an den Tisch heran. Rote Spitze lugte verlockend zwischen ihren Schenkeln hervor, sie rutschte behutsam an den Rand des Schreibtischs und schob das Kleid dabei noch höher. So hoch, dass Lou seine Augen nicht mehr abwenden konnte. Aber da waren doch die Tabletten: Er konnte bei Alison sein und gleichzeitig bei Ruth!
    Ruth.
    Alison nahm seinen Kopf zwischen die Hände. Lou fühlte die Acrylnägel. Das Tipptapp auf der Tastatur, das ihn wahnsinnig machte, tagein, tagaus. Da waren sie, auf seinem Gesicht, auf seiner Brust, bewegten sich auf seinem Körper nach unten. Lange Finger auf dem Stoff des Anzugs, der doch seine innere Würde widerspiegeln sollte.
    »Ich bin verheiratet«, stotterte er, als die Hand mit den Acrylnägeln in der Leistengegend anlangte. Seine Stimme klang panisch, wie die eines Kindes. Schwach und leicht zu beeinflussen.
    Alison warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Ich weiß«, gurrte sie, und ihre Hände gingen unermüdlich weiter auf Forschungsreise.
    »Das war kein Witz«, entgegnete er fest, und Alison hielt abrupt

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