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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Schultern. »Vielleicht Mary?«
    »Vielleicht!« Lou lachte.
    »Oh, und bitte frag Laura nicht, ob sie abgenommen hat«, ertönte erneut die mahnende Stimme aus dem Badezimmer. »Das machst du immer, und sie hasst das.«
    »Ist doch nett, so was zu sagen.«
    »Aber nicht zu einer Frau, die die letzten zehn Jahre kontinuierlich zugenommen hat, Schatz«, lachte Ruth. »Laura kriegt dann das Gefühl, dass du sie veräppeln willst.«
    »Laura ist eine Dickmadam«, flüsterte Lou seiner Tochter zu, und sie warf sich lachend aufs Bett zurück.
    Auf einmal bemerkte er, wie spät es war, und sonderbarerweise wurde ihm mulmig im Magen. »Okay, ich muss jetzt wirklich los. Bis morgen dann«, sagte er zu Lucy und küsste sie auf den Kopf.
    »Ich mag dich jetzt viel lieber, Daddy«, verkündete sie fröhlich.
    Lou erstarrte mitten im Aufstehen.
    »Was hast du gerade gesagt?«
    »Dass ich dich jetzt viel lieber mag«, lächelte sie und entblößte {259 } die Lücke in ihrer unteren Zahnreihe. »Ich, Mummy und Pud gehen morgen Schlittschuhlaufen. Kommst du auch mit?«
    Noch ganz verdutzt von ihrer Bemerkung und ihren Auswirkungen auf ihn sagte er nur: »Ja. Klar.«
    In diesem Augenblick kam Ruth in einer Parfümwolke wieder ins Zimmer geschwebt, die Haare in lockeren Wellen, wunderschön geschminkt. Lou konnte die Augen nicht von ihr abwenden.
    »Mummy, Mummy!«, jubelte Lucy und hüpfte auf dem Bett auf und ab. »Daddy kommt morgen mit zum Schlittschuhlaufen.«
    »Geh da runter, Lucy, du sollst doch nicht auf dem Bett hüpfen. Runter, bitte, Herzchen. Weißt du noch, wie ich dir erklärt habe, dass Daddy wahnsinnig viel zu tun hat und keine Zeit …?«
    »Ich komme wirklich mit«, unterbrach Lou sie bestimmt.
    Ruth blieb der Mund offen stehen. »Oh.«
    »Ist das okay?«
    »Ja, klar, ich dachte bloß … Ja. Absolut. Super.« Sie nickte und ging dann sichtlich verdutzt ins Bad. Leise schloss sich die Tür hinter ihr.
    Er wartete fünf Minuten, mehr konnte er sich nicht leisten.
    »Ruth?«, fragte er dann und klopfte leise an die Badezimmertür. »Ruth, ist alles in Ordnung bei dir?«
    »Ja, alles klar.« Sie räusperte sich und setzte forscher, als sie es wahrscheinlich beabsichtigte, hinzu: »Ich musste mir nur … nur mal schnell die Nase putzen.« Zur Bekräftigung ertönte ein lautes Schnäuzen.
    »Okay, wir sehen uns dann später«, rief er. Eigentlich {260 } wäre er am liebsten hineingegangen und hätte sie zum Abschied umarmt, aber er wusste, dass die Tür aufgegangen wäre, wenn Ruth es gewollt hätte.
    »Okay«, antwortete sie nur, allerdings ein bisschen weniger forsch. »Wir sehen uns dann bei der Feier.«
    Da die Tür immer noch nicht geöffnet wurde, wandte er sich zum Gehen.
     
    In den Büros von Patterson Developments drängten sich Lou Sufferns Kollegen und Kolleginnen, alle ganz unterschiedlich und teilweise recht spärlich bekleidet. Anders als Lou, der nach der Arbeit nach Hause gefahren war, waren die meisten direkt in einen Pub gegangen und nun ins Büro zurückgekehrt, um weiterzufeiern. Ein paar Frauen erkannte er kaum, denn unter den üblichen Hosenanzügen und Kostümen hatte man nichts von den Körpern geahnt, die heute Abend in den entsprechenden Kleidern vorgeführt wurden – für die sie zum Teil leider gar nicht geschaffen waren. Der Alltagstrott der Firma war durchbrochen, es herrschte eine fast pubertäre Atmosphäre, in der sich alle ein bisschen darstellen wollten. An diesem Tag wurden Regeln gebrochen, man sagte, was man dachte – ein gefährliches Terrain für alle Beteiligten. Über fast jeder Tür hing ein Mistelzweig, und als Lou aus dem Aufzug trat, wurde er sofort von zwei Frauen geküsst, die sich dort strategisch günstig positioniert hatten.
    Anzugjacketts wurden abgelegt, und darunter kamen allerlei phantasievolle Krawatten zum Vorschein, es gab reichlich Nikolausmützen und Rentiergeweihe, an Frauenund gelegentlich auch an Männerohren baumelte Weihnachtsschmuck. Da es sich bei den Anwesenden durchweg {261 } um hart arbeitende Menschen handelte, wurde nun ebenso kräftig gefeiert.
    »Wo ist Mr Patterson?«, erkundigte sich Lou bei Alison, als er seine Sekretärin endlich fand – auf dem Schoß des fünften Weihnachtsmanns, den er bisher zu Gesicht bekommen hatte. Sie trug ein enganliegendes rotes Kleid, das jede einzelne Kurve ihres Körpers sichtbar machte. Lou zwang sich, nicht so genau hinzusehen.
    »Und was wünschst du dir zu Weihnachten, mein Kleiner?«, dröhnte die Stimme

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