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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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drückte den Rufknopf und wartete mit gesenktem Kopf.
    »Lou!«, hörte er da jemanden seinen Namen rufen. Aber er drehte sich nicht um. »Lou! Ich muss mich kurz mit Ihnen unterhalten!« Ohne darauf zu reagieren, beobachtete Lou die Anzeigetafel, auf der immer höhere Stockwerknummern aufleuchteten, trat nervös von einem Fuß auf den anderen und hoffte, rechtzeitig in die Kabine zu gelangen, um der Stimme entfliehen zu können.
    Da fühlte er eine Hand auf seiner Schulter.
    »Lou, ich hab nach Ihnen gerufen!«, sagte eine freundliche Stimme.
    Nun drehte Lou sich doch um. »Oh, Mr Patterson, hallo! Tut mir leid.« Er merkte selbst, wie gereizt er sich anhörte, aber er konnte nicht anders, er musste weg von hier. Er hatte Ruth versprochen, rechtzeitig bei der Geburtstagsfeier zu sein. Rasch drückte er auf den Knopf. »Ich hab’s ein bisschen eilig, mein Vater wird heute nämlich sieb–«
    »Es dauert nicht lange, versprochen. Nur eine Minute.« Jetzt lag Mr Pattersons Hand auf seinem Arm.
    »Okay.« Mit zusammengekniffenen Lippen wandte Lou sich ihm zu.
    »Nun, ich habe eigentlich gehofft, wir könnten uns in meinem Büro unterhalten, wenn Sie nichts dagegen haben«, lächelte Mr Patterson. »Geht es Ihnen gut? Sie sehen ein bisschen mitgenommen aus.«
    »Ja, mir geht’s gut, danke, ich bin nur, na ja, nur ein bisschen in Eile.« Aber er ließ sich von seinem Chef wegführen, in Pattersons Büro, wo sie auf den beiden alten Ledersofas im etwas informelleren Bereich des Raums Platz nahmen. Lous Stirn war schweißnass, er konnte es riechen und hoffte nur, dass Mr Patterson nichts davon merkte. Hastig griff er nach dem Glas Wasser, das vor ihm stand, führte es mit zitternder Hand an die Lippen und trank in großen Schlucken. Mr Patterson schaute ihm zu.
    »Hätten Sie gern etwas Stärkeres, Lou?«
    »Nein danke, Mr Patterson.«
    »Nennen Sie mich doch Laurence, bitte.« Mr Patterson schüttelte den Kopf. »Ehrlich, Lou, ich komme mir vor wie ein Lehrer, wenn Sie immer so offiziell sind.«
    »Entschuldigung, Mr Patter–«
    »Na ja, ich genehmige mir trotzdem einen Drink.« Mr {268 } Patterson stand auf und ging zur Vitrine, wo er sich aus einer Kristallkaraffe einen Brandy einschenkte. »Wollen Sie wirklich nichts?«, wiederholte er sein Angebot. »Rémy XO «, erklärte er und schwenkte sein Glas verlockend durch die Luft.
    »Okay, dann nehme ich auch ein bisschen«, gab Lou nach und entspannte sich etwas. Sein Drang, so schnell wie möglich zu der Feier auf der anderen Straßenseite zu gelangen, nahm ab.
    »Gut.« Mr Patterson lächelte. »Also, Lou, dann sprechen wir doch einmal über Ihre Zukunft. Wie viel Zeit haben Sie denn für mich?«
    Lou nahm einen kleinen Schluck von dem teuren Brandy und landete mit einem Ruck in diesem Raum, in der Gegenwart. Er zog die Manschette über seine Armbanduhr, damit die Zeit ihn nicht mehr ablenken konnte, und machte sich auf die große Beförderung gefasst, darauf, dass seine polierten Schuhe in Cliffs Fußstapfen treten würden – nicht wörtlich natürlich, nicht zu der Klinik, in der Cliff derzeit untergebracht war, sondern lediglich in das Büro mit dem Panoramablick über die Innenstadt von Dublin. Er atmete tief durch, ignorierte auch die Uhr an der Wand, die munter weitertickte, und versuchte, die Geburtstagsfeier seines Vaters ganz aus seinen Gedanken zu verbannen. Es würde sich auszahlen. Alle würden das verstehen. Bestimmt waren sie ohnehin viel zu sehr mit Feiern beschäftigt, um zu merken, dass er nicht da war.
    »Ich habe so viel Zeit, wie wir brauchen«, antwortete Lou mit einem nervösen Lächeln und brachte die nach Aufmerksamkeit brüllende Stimme in sich entschlossen zum Schweigen.

23 Überraschung!
    Als Lou – sehr spät – in dem Etablissement ankam, in dem die Geburtstagsfeier seines Vaters stattfand, schwitzte er so heftig, als hätte er hohes Fieber, obwohl die kalte Dezemberluft draußen durch Mark und Bein ging, sich in alle Gelenke schmuggelte und dem ganzen Körper zu schaffen machte. Er war atemlos, und gleichzeitig war ihm übel. Erleichtert war er und gut gelaunt. Aber vor allem erschöpft.
    Er hatte entschieden, die Geburtstagsfeier in dem Gebäude auszurichten, das Gabe an dem Tag, als sie sich kennenlernten, so bewundert hatte und für das seine Firma damals ausgezeichnet worden war. Es besaß die Form eines großen Segels, wurde nachts blau beleuchtet, und auch der Mast des Wikinger-Langschiffs vor dem Eingang war jetzt mit

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