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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Kopfsteinpflaster. »Ich habe gelernt, dass ich mit den Dingern hier der Held bin. Aha, da ist noch eins.« Vorerst zufrieden mit den beiden Pillen, die er gerettet hatte, wickelte er sie in sein Taschentuch, stopfte alles in die Tasche, stand auf und klopfte sich die Hosenbeine ab.
    »Zwei reichen mir fürs Erste«, verkündete er, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Ich sehe zwar noch zwei Tabletten direkt unter dem Container, aber die lasse ich erst mal dort liegen.«
    Er erhob sich. Seine Hose war an den Knien schmutzverkrustet, seine Haare waren zerzaust, doch als er sich umdrehte, bemerkte er, dass sich noch ein Zuschauer eingefunden hatte: Neben Gabe stand nun auch Alfred, auch er mit verschränkten Armen, einen selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht.
    »Hast du was verloren, Lou? Na, schau sich das mal einer an. Der Mann der Stunde, also wirklich.«

22 ’s ist die Zeit …
    »Du kommst aber wirklich, ja, Lou?«, fragte Ruth und gab sich alle Mühe, die Panik aus ihrer Stimme zu verbannen. Sie wanderte barfuß im Zimmer umher, und das Geräusch ihrer nackten Fußsohlen auf dem Holzboden klang, als tapsten kleine Füßchen durchs Wasser. Ihre langen braunen Haare waren auf Lockenwickler gedreht, sie hatte ein Handtuch um sich geschlungen, und auf ihren Schultern schimmerten im Licht noch Wassertropfen vom Duschen.
    Lou beobachtete die Frau, mit der er seit zehn Jahren verheiratet war, drehte den Kopf von rechts nach links und wieder zurück wie bei einem Tennismatch, um sie keinen Moment aus den Augen zu lassen. Sie hatten vor, mit zwei Autos zu unterschiedlichen Zeiten in die Stadt zu fahren: Lou zur Weihnachtsparty im Büro, Ruth zur Geburtstagsfeier seines Vaters, zu der auch er sich etwas später einfinden würde. Nach der Arbeit hatte Lou schnell geduscht und sich umgezogen, aber statt dann unten auf und ab zu wandern und ungeduldig auf seine Frau zu warten, hatte er sich heute lieber aufs Bett gelegt und schaute ihr beim Anziehen zu. So machte er ganz nebenbei die Erfahrung, dass Zuschauen wesentlich unterhaltsamer war als ungeduldiges Herumtigern. Gerade hatte sich sogar noch Lucy mit ihrer Kuscheldecke zu ihm gesellt. Sie kam frisch aus {254 } der Badewanne, hatte schon den Schlafanzug an und roch zum Anbeißen lecker nach Erdbeeren.
    »Natürlich komme ich«, versicherte er und lächelte Ruth an.
    »Es ist bloß, weil du das Haus eigentlich schon vor einer halben Stunde hättest verlassen müssen, und dadurch bist du jetzt schon von vornherein –«, erklärte sie im Vorbeilaufen und verschwand blitzschnell im begehbaren Wandschrank. Der Rest des Satzes verschwand mit ihr, dann drangen gedämpfte Laute ins Schlafzimmer heraus, aber die Worte blieben im Schrank stecken, auf Kleiderbügeln oder ordentlich zusammengefaltet auf den Regalen. Lou lehnte sich zurück, streckte die Arme über den Kopf und lachte laut.
    »Sie redet so schnell«, flüsterte Lucy.
    »Stimmt«, grinste Lou, streckte die Hand aus und strich seiner Tochter eine lose Haarsträhne hinters Ohr.
    In diesem Moment erschien Ruth wieder, in Unterwäsche.
    »Du siehst sehr schön aus«, sagte Lou lächelnd.
    »Daddy!«, rief Lucy mit einem empörten Kichern. »Sie hat aber doch bloß Unterwäsche an!«
    »Ja, aber sie sieht schön aus in Unterwäsche.« Er ließ Ruth nicht aus den Augen, während Lucy auf dem Bett herumrollte und sich vor Lachen über Lous komische Ansichten kaum halten konnte.
    Ruth drehte sich um, warf ihm einen raschen Blick zu, und Lou sah, wie sie schluckte. Offenbar war sie solche Aufmerksamkeiten
     nicht mehr gewohnt. Vielleicht machte sie sich auch Sorgen, dass er versuchte, sein schlechtes Gewissen mit Komplimenten zu
     beruhigen. Vielleicht hatte sie Angst, sich Hoffnungen zu machen, weil es nur eine {255 } Vorbereitung auf die nächste Enttäuschung war. Für ein paar Augenblicke war sie im Bad verschwunden, dann kam sie wieder herein, immer noch in der Unterwäsche, und fing an, im Zimmer herumzuhüpfen.
    Lucy und Lou lachten.
    »Was machst du denn da?«, fragte Lou.
    »Meine Bodylotion muss einziehen«, erklärte sie grinsend, ohne mit dem Gehüpfe aufzuhören. Lucy sprang auf und gesellte sich zu ihr, tanzte kichernd um sie herum, bis sie zu dem Schluss kam, dass ihre Mutter jetzt genug Creme getankt hatte, und sich wieder zu ihrem Vater aufs Bett kuschelte.
    »Warum bist du eigentlich immer noch da?«, fragte Ruth leise. »Du willst doch Mr Patterson bestimmt nicht warten lassen.«
    »Ach,

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