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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Partyhütchen, Papierschlangen und Girlanden hervorquollen. Lou sah sogar einen Kuchen, und jetzt überreichte Marcia der Bedienung eine Auswahl an CDs. Die Lieblingslieder ihres Vaters. Als die Bedienung damit verschwunden war, sah Marcia ihren Bruder an. »Die waren für den Fall, dass du Scheiße baust«, erklärte sie und schaute schnell wieder weg.
    Diese kurze Bemerkung traf Lou härter als alles andere, was sie ihm an diesem Abend gesagt hatte. Er hatte immer gedacht, er wäre das Organisationsgenie der Familie, derjenige, der wusste, wie man eine Party ausrichtet, wie man alles bekommt, was man will, und sich so richtig amüsiert. {284 } Aber während er sich noch in dieser Illusion sonnte, hatte seine Familie seine Fehler bereits vorausgeahnt und sich hinter seinem Rücken darangemacht, einen Notfallplan vorzubereiten. In einem Pappkarton!
    Plötzlich brandete Applaus auf, und aus dem Aufzug traten Quentin und Gabe – Lou hatte nicht gewusst, dass auch er eingeladen worden war –, beide mit einem großen Stapel Stühle auf dem Arm.
    »Und es sind noch mehr unterwegs!«, verkündete Quentin. Schlagartig hob sich die Stimmung – die vertrauten Gesichter, auf deren so deutlich älter gewordenen Zügen sich gerade eben noch die Anstrengung des langen Stehens abgezeichnet hatte, strahlten erleichtert und in freudiger Erwartung auf.
    »Lou!«, rief Gabe fröhlich, als er ihn entdeckte. »Ich freue mich so, dass Sie doch noch gekommen sind.« Er stellte rasch ein paar Stühle für die Gäste in der Nähe auf und kam dann mit ausgestreckten Händen auf Lou zu, so dass dieser sich etwas irritiert fragte, wessen Feier das eigentlich war. »Haben Sie sich verdoppelt?«, erkundigte er sich dicht an Lous Ohr.
    »Was? Nein«, verärgert schüttelte Lou ihn ab.
    »Oh.« Offenbar war Gabe überrascht. »Als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, waren Sie gerade mit Alison in Ihrem Büro. Ich hab gar nicht gemerkt, dass Sie die Party verlassen haben.«
    »Doch, natürlich bin ich da weggegangen. Warum müssen Sie denn gleich vom Schlimmsten ausgehen – dass ich eine dieser Pillen nehmen muss, um es zur Geburtstagsfeier meines Vaters zu schaffen?«, fragte er und mimte gekonnt den Gekränkten.
    Aber Gabe lächelte nur. »Hey, es ist schon komisch, wie {285 } das Leben so spielt, was?«, meinte er und knuffte Lou kameradschaftlich in die Seite.
    »Was soll das denn jetzt wieder heißen?«
    »Na ja, wie man in einer Minute hier oben und in der nächsten wieder ganz unten sein kann.« Auf Lous aggressiven Blick hin fuhr er fort: »Ich wollte damit doch nur sagen, dass ich ganz da unten war, als wir uns kennengelernt haben. Ich hab sehnsüchtig hier raufgestarrt und davon geträumt, mir das alles mal von innen ansehen zu dürfen. Und jetzt, schauen Sie mich an. Ist doch seltsam, wie schnell sich alles verändert. Ich bin hier oben im Penthouse, Mr Patterson hat mir einen neuen Job angeboten … «
    »Was hat Mr Patterson?«
    »Ja, er hat mir einen neuen Job gegeben«, grinste Gabe und zwinkerte Lou zu. »Eine Beförderung.«
    Ehe Lou Gelegenheit hatte zu reagieren, kam eine Kellnerin mit einem Tablett auf sie zu.
    »Möchte jemand eine Kleinigkeit zu essen?«, erkundigte sie sich lächelnd.
    »Oh, nein danke. Ich warte lieber auf die Shepherd’s Pie«, antwortete Lous Mutter mit einem freundlichen Lächeln.
    »Das
ist
die Shepherd’s Pie«, erwiderte die Frau und deutete auf ein winziges Kartoffelhäufchen in einer minikleinen Muffin-Form.
    Einen Augenblick herrschte betretenes Schweigen, und Lous Herz klopfte so heftig, dass er das Gefühl hatte, es würde ihm gleich aus der Brust springen.
    »Gibt es denn später noch mal was zu essen?«, fragte Marcia.
    »Außer dem Kuchen? Nein«, antwortete die Frau und schüttelte den Kopf. »Das ist alles für heute Abend. Eine {286 } Vorspeisenplatte.« Wieder lächelte sie verbindlich, als merkte sie die Verärgerung nicht, die ihre Bemerkung unter den Gästen ausgelöst hatte.
    »Oh«, lenkte Lous Vater betont freundlich ein. »Dann lassen Sie das Tablett doch einfach hier stehen.«
    »Das ganze Tablett?« Unsicher sah die Kellnerin ihn an und warf dann einen Blick über die Schulter, ob der Manager vielleicht in der Nähe war, um ihr zu helfen.
    »Ja, meine Gäste sind sehr hungrig«, erklärte der Jubilar unbeirrt, nahm der Frau ohne weitere Umstände das Tablett aus der Hand und stellte es auf den großen Tisch. Alle, die schon auf Stühlen saßen, mussten nun allerdings

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