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Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Titel: Zeit der Dunkelheit (Band 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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»Hast du befürchtet, dass sie dich hören könnte, wenn du näher an sie herangeschlichen wärst?«
    »Ich wollte es einfach mal versuchen.« Löwenpfote war sicher, dass er bis zur Drossel hätte tappen können, wenn er gewollt hätte, aber warum Zeit verschwenden?
    »Du bist ein großartiger Jäger«, fuhr Eispfote aus dem Mundwinkel fort. »Distelpfote fand ich schon immer gut, aber du bist unglaublich. Wo hast du gelernt, so weit zu springen? Trainierst du besonders viel, um so stark zu werden? Glaubst du, ich müsste mehr trainieren?«
    »Weißflug trainiert ganz bestimmt genug mit dir.«
    »Ich hoffe bloß, dass ich von ihr genauso gut trainiert werde wie du von Aschenpelz.«
    Löwenpfote schaute seinem Mentor nach, der gerade hinter einem Brombeerstrauch verschwand. Aschenpelz hatte ihn gut ausgebildet. Er hatte sich nie einen anderen Mentor gewünscht. Aber Aschenpelz war nicht sein einziger Lehrmeister gewesen. Er hatte auch von Tigerstern gelernt. Und außerdem war er mit Kräften zur Welt gekommen, von denen Eispfote nicht einmal träumen konnte, selbst wenn sie Mond für Mond bis zum Ende ihres Lebens Tag und Nacht trainieren würde.
    Als der Pfad hinter einer Kuppe den Hang hinab zur Felsenkuhle und nach Hause führte, fühlte sich Löwenpfote plötzlich einsam. Es war beinahe so, als würde er zu einem eigenen Clan gehören, durch die Prophezeiung von den vertrauten Gefährten isoliert, die im Lager auf sie warteten, um zu sehen, was sie von der Jagd mitbrachten.
    Eispfote schoss voraus und folgte Weißflug und Aschenpelz durch die Dornenbarriere, die den Wald vom Lager trennte. Löwenpfote trottete hinterher und betrat die Lichtung erst, als Eispfote ihren Fang bereits auf den Frischbeutehaufen fallen ließ.
    Rußpfote, Honigpfote und Mohnpfote sonnten sich vor dem Schülerbau. Eispfote gesellte sich zu ihnen.
    »Dein erster Fang?«, rief Honigpfote.
    Eispfote hob das Kinn. »Ich hab sie gleich beim ersten Versuch erwischt!«
    Löwenpfote beneidete sie. So unbeschwert würde er sich nie wieder fühlen, nie wieder würde er sich über einen kleinen Erfolg so sehr freuen können.
    »Ist Fuchspfote schon zurück?«, fragte Eispfote, begierig, ihrem Bruder den Fang zu zeigen.
    »Eichhornschweif hat ihn zur Grenzpatrouille mitgenommen«, informierte sie Rußpfote. »Sie müssten bald wiederkommen.«
    Als Löwenpfote zum Frischbeutehaufen trottete und seine Drossel ablegte, streifte ihn ein Pelz von der Seite. Es war seine Schwester.
    »Hübscher Fang«, miaute Distelpfote beiläufig. Sie schien über etwas nachzudenken, während sie die Schüler vor ihrem Bau beobachtete. Rußpfote und Mohnpfote rollten sich einen Moosball zu, den Honigpfote ihnen abzujagen versuchte.
    »Willst du nicht mitspielen?«, miaute Löwenpfote.
    Distelpfote blinzelte. »Keine Lust.«
    Das passte gar nicht zu Distelpfote. Vor allem, wenn Rußpfote mitspielte. »Stimmt etwas nicht?«, fragte Löwenpfote.
    »Ich bin einfach nicht in Stimmung.«
    Löwenpfote sah ihr in die grünen Augen. Fühlte sich Distelpfote genauso isoliert? »Fühlt sich komisch an, findest du nicht?«, hob er an.
    Distelpfote erwiderte seinen Blick. »Was?«
    »Wenn man anders ist.«
    »Von außen kann keine Katze erkennen, dass wir anders sind.«
    »Du weißt, was ich meine.« Löwenpfote wurde allmählich ungeduldig. Er musste mit jemandem reden. Den ganzen Tag hatte er ihr Geheimnis krampfhaft festgehalten wie eine Beute, die ihm nicht entkommen durfte. Warum machte es ihm Distelpfote so schwer? »Wenn man etwas so Gewaltiges weiß und mit niemandem darüber reden darf.«
    Distelpfote sträubte sich vor Angst das Nackenfell. »Du hast doch nicht etwa vor, es jemandem zu erzählen?«
    »Nein, ich …«
    Distelpfote fiel ihm ins Wort. »Keine Katze darf das wissen! Vor allem, weil wir selbst noch gar nicht genau wissen, was die Prophezeiung zu bedeuten hat.« Sie senkte die Stimme, beunruhigt schoss ihr Blick über die Lichtung. »Wir müssen rauskriegen, was wir mit unseren Kräften anfangen sollen.«
    Löwenpfote ließ die Krallen aus- und einfahren. »Ich hatte doch gar nicht vor, jemandem etwas zu verraten!«, schnaubte er. Warum musste sie ihn bloß ständig bevormunden? Er war doch kein Mäusehirn! Und warum wollte sie immer alles verstehen? Die Sache mit der Prophezeiung war doch ganz einfach: Sie würden mächtiger sein als jede andere Katze. Sie mussten doch nur bereit sein, ihre Kräfte einzusetzen, sobald sie gebraucht wurden. Er drehte sich um

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