Zeit der Dunkelheit (Band 4)
Häherpfote hielt den Kopf gesenkt. »Nichts deutet auf eine Infektion hin.«
»Hat dich der SternenClan davor gewarnt, dass sie sich diese Verletzung zuziehen könnte?« Haben sie dich vor irgendetwas von all dem gewarnt, was passiert ist? Löwenpfotes Herz schlug schneller, während er auf eine Antwort wartete.
Häherpfote legte das Moos ab. »Nein.« Er glättete einen Farnwedel, der sich vor Eichhornschweifs Nase kräuselte. »Und bevor du fragst: Sie haben auch nichts von der verlöschenden Sonne oder dem Angriff gesagt.«
Löwenpfote kniff die Augen zusammen. Er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass er an etwas Bestimmtes dachte. »Du glaubst nicht, dass diese ganze Sache etwas mit dem SternenClan zu tun hat, stimmt’s?«
Häherpfote setzte sich. »Stimmt.«
Und? Warum musste Häherpfote immer so ein Geheimnis aus allem machen?
»Ich glaube …«, hob Häherpfote zögernd an.
»Was?«
Er blickte auf. »Ich glaube, ich kenne jemanden, der uns die Antwort geben kann.«
Löwenpfotes Rückenfell sträubte sich. Häherpfote schien ihn mit seinen blassblauen Augen zu beobachten, als ob er doch sehen könnte.
»Wir müssen Sol finden«, miaute Häherpfote. »Er hat das Verlöschen der Sonne vorhergesagt. Er hat Blattsee davor gewarnt, dass die Dunkelheit kommen würde. Ich glaube, er hätte uns noch mehr sagen können, aber Feuerstern hat ihn fortgeschickt.«
Löwenpfote wurde ganz heiß vor Enttäuschung. Häherpfote war auch nicht besser als die Krieger. »Warum seid ihr alle so besessen von der Sonne?« Er peitschte mit dem Schwanz. »Das ist doch ganz egal. Sie ist wieder da und uns ist nichts passiert. Aber mit dem WindClan sind wir noch lange nicht fertig. Sie werden wiederkommen, wenn wir ihnen nicht zeigen, dass sie nicht …«
Häherpfote fiel ihm ins Wort. »Die Sonne ist ganz und gar nicht egal«, knurrte er. »Der WindClan ist nichts weiter als ein Dorn in unserem Fleisch. Den können wir herausziehen, wann immer wir wollen. Aber die Sonne ist verlöscht, und Sol wusste, dass es passieren würde. Der SternenClan wusste das nicht! Verstehst du nicht, was das bedeutet?«
Löwenpfote verstand es nicht. Aber das würde er nicht zugeben. »Und was können wir da machen?«
»Wir müssen Sol finden.«
Löwenpfote wich überrascht zurück. »Sei doch nicht dumm! Er ist seit gestern weg. Inzwischen könnte er überall sein. Und Feuerstern wird uns nicht erlauben, einfach loszuziehen, um nach ihm zu suchen. Es hat einen Kampf gegeben. Die Hälfte der Krieger ist verletzt, und niemand weiß, wann der nächste Überfall stattfindet.«
Häherpfote legte die Ohren an. »Denk an die Prophezeiung!«, fauchte er. »Wir halten die Macht der Sterne in unseren Pfoten! Damit sind wir mächtiger als Feuerstern, sogar mächtiger als der SternenClan! Wenn Sol weiß, warum die Sonne verlöscht ist, dann müssen wir ihn finden!«
19. KAPITEL
Häherpfote hätte seinem Bruder am liebsten die Ohren zerfetzt, damit er ihm endlich zuhörte. Versteh doch! »Wir müssen Sol finden!«
Eichhornschweif regte sich neben ihm. »Wen?«
Sie ist aufgewacht!
Häherpfote beugte sich über sie und drückte ihr seine Nase in den Pelz. Sie fühlte sich wärmer an. Aber nicht heiß. Keine Infektion. Er legte ihr eine Pfote auf die Flanke. Ihr Atem ging ruhiger, nicht zu schnell. Der Schock von ihrer Verletzung ließ nach.
»Wie geht es Löwenpfote?«, fragte Eichhornschweif mit schwacher Stimme.
»Ich bin hier.« Löwenpfote streifte ihr Ohr mit der Nase.
»Und Distelpfote? Ist sie verletzt?«
»Distelpfote geht es auch gut«, versicherte ihr Häherpfote. »Wir sind alle wohlauf.«
Die Farnwedel raschelten, als Eichhornschweif den Kopf hob. »Ist die Sonne noch da?«
»Sieh selbst!« Häherpfote wollte, dass sie die Augen öffnete. »Sie scheint immer noch.«
Eichhornschweif ließ ihren Kopf wieder sinken. »Bestimmt ist der SternenClan böse mit uns.«
»Nicht mit uns «, miaute Löwenpfote. »Mit dem WindClan müssten sie böse sein.«
Mit dem SternenClan hat das gar nichts zu tun. Häherpfote glättete die Farnwedel um den Kopf seiner Mutter. So musste es sein, wenn man ein verängstigtes Junges beschützte.
Distelpfote regte sich. »Sie ist wach?« Sie sprang auf die Pfoten. »Eichhornschweif?«
»Bist du das, Distelpfote?«
Distelpfote barg die Nase im Pelz ihrer Mutter. »Ich hatte solche Angst, dass du sterben könnest!«
Eichhornschweif rang sich ein leises Schnurren ab. »Ich werde dich niemals
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